Fundamentale Nachricht
10:56 Uhr, 27.02.2019

Wann erwacht der Drache im Reich der Mitte wieder?

LGIM-Ökonom Erik Lueth kommt in einer aktuellen Analyse zu dem Ergebnis, dass sich die chinesische Wirtschaftsaktivität ab dem zweiten Quartal 2019 erholen könnte.

London (GodmodeTrader.de) – „Die Frage, ob und wann Chinas Konjunktur 2019 ihren Tiefpunkt erreicht, ist derzeit wohl eine der wichtigsten Fragen für Investoren. Die Lage erinnert an den drastischen Einbruch im Jahr 2015: Erstmals liegen die chinesischen Industriegewinne wieder unter dem Vorjahresniveau – die Autoverkäufe sinken und auch die Fertigung ist rückläufig“, schreibt Erik Lueth, Global Emerging Market Economist bei Legal & General Investment Management (LGIM), in einem aktuellen Analyse. In seiner aktuellen Prognose kommt er jedoch zum Ergebnis, dass sich die chinesische Wirtschaftsaktivität – und damit auch die globalen Vermögenspreise – ab dem zweiten Quartal 2019 erholen könnten.

Die chinesische Regierung habe auf die aktuelle Schwäche mit breit angelegten Lockerungsmaßnahmen reagiert, darunter Steuersenkungen, Kürzungen der Reservequote und habe auch nicht vor außergewöhnlicheren geldpolitischen Maßnahmen zurückgeschreckt, um eine höhere Vergabe von Bankkredite anzuregen. Die Maßnahmen seien signifikant gewesen, jedoch nicht so gewichtig wie 2015. Angesichts ihrer neuen Fokussierung auf die Finanzstabilität habe die chinesische Regierung auch davon abgesehen, die Regulierung von Schattenbanken zu lockern, die eine wichtige Säule vergangener Konjunkturprogramme dargestellt habe, heißt es weiter.

Werde die Konjunktur also als Reaktion auf die Impulse die Talsohle erreichen? Und falls ja, wann? Um dies zu untersuchen, hat sich Lueth mit dem chinesischen Kreditwachstum befasst, dass ihm zufolge historisch gesehen der beste Frühindikator für die chinesische Wirtschaft sei. Er berichtet, dass auf Wendepunkte im Kreditwachstum ebenso Wendepunkte in der Wirtschafsaktivität gefolgt seien – und zwar mit einer Verzögerung von zwei bis drei Monaten.

Bei seiner aktuellen Prognose des Kreditbestands stützt sich Lueth auf einige Annahmen: „Wir gehen davon aus, dass chinesische Banken ähnliche Kreditvolumina vergeben wie 2018 und dass chinesische Unternehmen Anleihen in gleicher Höhe begeben wie im Vorjahr. Angesichts der Lockerungsmaßnahmen durch die chinesische Regierung ist das eine eher konservative Annahme“, so der Ökonom. Darüber hinaus schätzt er, dass der Bestand an Schattenkrediten konstant bleiben sollte, da die chinesische Regierung den bisherigen Deleveraging-Fortschritt sichert, ohne ihn weiter voranzutreiben. Die erhöhte Quote für die Emission lokaler Staatsanleihen sei im Rahmen seiner Prognose gleichmäßig über das Jahr 2019 verteilt worden.

„In diesem Szenario würde das Kreditwachstum zeitnah ihre Talsohle erreichen und sich daraufhin im Laufe des Jahres um 1,8 Prozentpunkte beschleunigen, verglichen mit einer Beschleunigung um 4,5 Prozentpunkte im Jahr 2015“, berichtet Lueth. Er betont, dass seine Annahmen insgesamt konservativer seien, und der aktuell vorherrschende Abschwung ist geringer ist als 2015. Angesichts der historisch gesehen üblichen Zeitverzögerung geht Lueth davon aus, dass die chinesische Wirtschaftstätigkeit ab April oder Mai wieder an Fahrt gewinnen könnte.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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