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09:50 Uhr, 31.07.2008

Wall Street: Fortsetzung der Kursrallye trotz steigendem Ölpreis

New York (BoerseGo.de) – Trotz eines wieder anziehenden Ölpreises präsentieren sich die Börsianer an der Wall Street weiter in Kauflaune und verhelfen dem Dow zu einem beachtlichen Gewinn von 450 Punkten in nur zwei Tagen. Die positiven Impulse kamen heute von drei Institutionen mit jeweils drei Buchstaben: Fed, SEC und ADP. Die US-Notenbank Fed verlängert gemeinsam mit anderen Notenbanken den Zugang für Investmentbanken zum Diskontfenster bis zum Januar 2009, ursprünglich sollte die Liquiditätsversorgung Ende September auslaufen. Bei diesem im März dieses Jahres von der Fed eingeführten Refinanzierungsgeschäft haben sogenannte "Primary Dealers" wie Investmentbanken direkten Zugriff auf das Diskontfenster der Fed.

Die US-Börsenaufsicht SEC hat eine in Kraft gesetzte zeitliche Regelung zur Beschränkung von Spekulationen auf fallende Notierungen hinsichtlich der beiden halbstaatlichen Hypothekenfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac sowie 17 Investmentbanken ausgeweitet. Das Verbot auf offene Short-Verkäufe werde nun bis 12. August verlängert. Die sogenannten Leerverkäufer wetten auf sinkende Notierungen, indem diese Aktien leihen, um sie danach abzustoßen. Wenn die Papiere gesunken sind erfolgen Käufe zu günstigeren Niveaus. Bei offenen Short-Spekulationen tätigen die Marktteilnehmer vor dem Verkauf keine Leihgeschäfte. Diese decken daher nach Verkäufen ihre Positionen unverzüglich ab. Die SEC fordert nun von Leerverkäufern vor Aktienverkäufen eine Übernahme der Papiere auf Basis einer Leihe. Gemäß SEC-Chairman Christopher Cox dient die Regelung als Hilfe zur Abwendung von Aktienmanipulationen. Dies vor allem dann, wenn Gerüchte oder falsche Informationen für eine beschleunigte Abwärtsbewegung der Papiere herangezogen werden. Die SEC hat die Restriktionen auf Short-Spekulationen am 15. Juli ins Leben gerufen, nachdem die Papiere von Fannie Mae und Freddie Mac einen bedrohlichen Rutsch nach unten vollzogen.

Laut der privaten Arbeitsagentur ADP sind in den USA im Juli von privaten Unternehmen 9.000 Jobs geschaffen worden. Die durchschnittlichen Erwartungen der Volkswirte sehen dagegen einen Rückgang von rund 70.000 Stellen vor, nachdem im Juni die Beschäftigung um 79.000 gesunken ist. Zuzüglich von geschätzten 20.000 neuen Stellen bei Behörden soll die Beschäftigung um 30.000 geklettert sein. Der ADP-Index weist für Juni einen revidierten Stellenrückgang von 77.000 aus.

Zu guter Letzt unterschreibt US-Präsident George Bush das von US-Finanzminister Henry Paulson ausgearbeitete Rettungsgesetz zu staatlichen Nothilfen für die beiden halbstaatlichen Hypothekenfinanzierungsriesen Fannie Mae und Freddie Mac. Das Gesetz verschafft zudem der staatlichen Wohnbehörde Federal Housing Administration die Ermächtigung zur Verbürgung von Hypotheken-Refinanzierungen im Umfang von bis zu 300 Milliarden Dollar sowie die Gewährung von Steuerkrediten an erstmalige Hauskäufer. Weiters wird durch das Gesetz regionalen Verwaltungen Geld zum Ankauf von zwangsvollstreckten Immobilien bereitgestellt. Die Aktie von Fannie Mae gewinnt 5,26 Prozent auf 12,21 Dollar, das Papier von Freddie Mac legt um 3,68 Prozent auf 8,73 Dollar zu.

Enttäuschende Quartalsberichte lieferten der Videospieleherstellers Electronic Arts und der Navigationsgerätehersteller Garmin. Die Aktie von Electronic Arts verliert 6,56 Prozent auf 44,29 Dollar, nachdem das Unternehmen im ersten Quartal mit einem Verlust von 0,42 Dollar und einem Umsatz von 609 Millionen Dollar die Erwartungen von Wall Street deutlich verfehlt. Der Hersteller von GPS-Geräten Garmin patzt nicht nur im zweiten Quartal, sondern reduziert auch seinen Ausblick für das Geschäftsjahr 2008. Das Unternehmen bekommt die Zurückhaltung der Konsumenten und eine immer größere Konkurrenz zu spüren, besonders der PND-Markt (Personal Navigation Devices) blieb hinter den Erwartungen zurück. Zusätzlich verschiebt das Unternehmen das für das vierte Quartal angekündigte Debüt seines Edelhandy’s mit dem Namen „nuvifone“ auf die erste Jahreshälfte des kommenden Jahres.

Der Preis für ein Barrel Rohöl der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) steigt an der New Yorker Terminbörse Nymex um 4,32 Dollar auf einen Schlusstand von 126,51 Dollar. Händler führen den Kursanstieg des schwarzen Goldes auf die Tatsache zurück, dass die Lagerbestände bei Benzin das erste Mal seit fünf Wochen wieder gefallen sind. Gemäß dem US-Energieministerium sind die US-Benzinlagerbestände in der letzten Woche um 3,5 Millionen Barrel gesunken, Experten sind von einem Anstieg von 2,05 Millionen Barrel ausgegangen. Der Preis für die Feinunze Gold fällt um 13,10 Dollar und notiert zum Handelsschluss bei 903,40 Dollar. Händler begründen den Preisrückgang des Edelmetalls auf ein 1-Monatstief mit der anhaltenden Stärke des US-Dollars.

Der Dow-Jones-Index der Standardwerte beendet den Handel mit einem Plus von 1,63 Prozent auf 11583 Punkte. Der breiter gefasste S&P-500 gewinnt 1,67 Prozent auf 1284 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq legt um 0,44 Prozent auf 2329 Punkte zu. Sieger im Dow ist die Aktie von Alcoa mit einem Plus von 4,43 Prozent auf 34,84 Dollar. Bei den Techs überzeugt Lam Research mit einem Plus von 8,00 Prozent auf 34,12 Dollar. An der New York Stock Exchange wechselten 1,47 Milliarden Aktien den Besitzer. 2097 Werte legten zu, 1044 gaben nach. An der Nasdaq gab es bei Umsätzen von 2,27 Milliarden Aktien 1559 Gewinner und 1200 Verlierer.

Chip-Spezialist mit Gewinnsprung
Der Spezialist für hochleistungsfähigen Mixed-Signal-ICs, Silicon Laboratories, berichtet für das zweite Quartal einen Gewinn von 0,47 Dollar pro Aktie und schlägt damit die Konsensschätzungen der Analysten um 6 Cents. Der Umsatz klettert gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum um 38,4 Prozent auf 104,6 Millionen Dollar, was ebenfalls über den Erwartungen von Wall Street von 103,2 Millionen Dollar liegt. Für das dritte Quartal erhöht das Management seine Umsatzprognose von 107,57 Millionen auf 111 bis 115 Millionen Dollar. Das Management führt die positive Geschäftsentwicklung hauptsächlich auf die starke Nachfrage nach Mikrocontrollern in Embedded-Modems und VoIP-Telefonen zurück. Die Aktie gewinnt 3,22 Prozent auf 33,31 Dollar.

SPX Corporation überzeugt

Der globale Anbieter von Strömungstechnologie, Test- und Messystemen, thermischen Anlagen und Dienstleistungen, SPX Corporation, erhöht für das aktuelle Geschäftsjahr 2008 seine Gewinnprognose von 6,20 bis 6,40 Dollar auf 6,40 bis 6,60 Dollar pro Aktie, was einem Gewinnzuwachs von 34 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Die aktuellen Konsensschätzungen der Analysten für 2008 gehen von einem Gewinn von 6,41 Dollar pro Aktie aus. Das Unternehmen, das bereits zum zweiten Male in diesem Jahr seine Gewinnprognose nach oben korrigiert, begründet seine Neueinschätzung mit der ununterbrochen starken Nachfrage nach seinen Produkten. Die Aktie gewinnt 10,67 Prozent auf 133,52 Dollar.

Gewinne im S&P 500 sinken so stark wie seit 10 Jahren nicht mehr
Die Gewinne der Unternehmen des S&P 500 sind im abgelaufenen Quartal mit dem größten Tempo seit dem zweiten Quartal 1998 gesunken. Dies geht aus den von Bloomberg erhobenen Daten hervor. Nachdem die Gewinne das vierte Quartal in Folge schrumpften stellt sich die längste Abschwächungsphase seit dem Jahr 2002 ein, wo die US-Unternehmen eine achtmonatige Rezession hinter sich brachten. Im dritten und vierten Quartal 2001 sowie im vierten Quartal 2007 gingen die Gewinne um jeweils 23 Prozent zurück. Bislang legten 291 Unternehmen aus dem US-Leitindex ihre Quartalszahlen vor. Deren Gewinne brachen auf Jahressicht um durchschnittlich 24 Prozent ein. Im Vorfeld der Berichtssaison lagen die durchschnittlichen Analystenschätzungen bei einem Gewinnrückgang von 11 Prozent.

Stahlriese: Gewinn mehr als verdoppelt

Der weltgrößte Stahlkonzern ArcelorMittal übertrifft im zweiten Quartal mit einem Gewinn von 4,19 Dollar pro Aktie die Erwartungen von Wall Street um 1,38 Dollar. Der Umsatz klettert gegenüber dem entsprechenden Vorjahresquartal um 39 Prozent auf 37,84 Milliarden Dollar, was ebenfalls über den Konsensschätzungen der Analysten von 35,09 Milliarden Dollar liegt. ArcelorMittal ist Weltmarktführer in den Bereichen Automobilindustrie, Bauwesen, Haushaltsgeräte- und Verpackungsindustrie. Trotz hoher Preise für Energie und Eisenstein hat der Stahlkonzern im zweiten Quartal – begünstigt durch die steigenden Stahlpreise - seine Gewinne mehr als verdoppelt. Die besonders in Asien, Russland und im Mittleren Osten hohe Nachfrage nach Stahl konnte das schwächelnde US-Geschäft mehr als kompensieren. Die Aktie gewinnt 8,93 Prozent auf 91,50 Dollar.

Kauf-Empfehlungen für Chip-Aktie
Die Aktie des Zulieferers für die Halbleiterindustrie, Lam Research, führt heute nach positiven Analystenkommentaren die Gewinnerliste im Nasdaq 100-Index an. Das Investmenthaus Stifel Nicolaus wiederholt sein Buy Rating, reduziert jedoch das Kursziel von 53 Dollar auf 45 Dollar. Die Kollegen von UBS empfehlen das Papier ebenfalls zum Kauf, senken jedoch ihr Kursziel von 45 Dollar auf 40 Dollar. Das Unternehmen hat im gerade abgelaufenen vierten Quartal die Erwartungen von Wall Street deutlich übertroffen. Die Aktie gewinnt 8,00 Prozent auf 34,12 Dollar.

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Über den Experten

André Rain
André Rain
Technischer Analyst und Trader

André Rain ist seit dem Jahr 2000 im Aktienhandel aktiv. Hier startete er bereits mit seiner autodidaktischen Ausbildung in Chartanalyse. Die Faszination für die Charttechnik führte ihn im Mai 2005 zu GodmodeTrader, dem Vorgänger-Portal von stock3.com, wo er als Technischer Analyst mit Schwerpunkten auf Aktien- und Indexanalysen tätig ist. Seit 2004 handelt er privat intensiv Aktien und Hebelzertifikate im kurzfristigen Zeitfenster von wenigen Minuten bis mehreren Stunden. Dabei hat er sich auf den Handelsstil des Ausbruchstradings spezialisiert, mit dem er an kurzen, dynamischen Marktbewegungen partizipiert. Seiner Meinung nach ist der Chart das beste Instrument zur Auswertung und Prognose von Bewegungen an den Finanzmärkten.

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