Wahlen in der Türkei: Unsichere Zeiten voraus
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„Die Ergebnisse der türkischen Parlaments- und Präsidentschaftswahlen sind für die Anleger eindeutig enttäuschend, die mit einem Sieg der Opposition und einer vollständigen Wiederaufnahme einer konventionellen Wirtschaftspolitik gerechnet hatten. Stattdessen ist es der Regierungskoalition gelungen, ihre Mehrheit im Parlament zu behalten. Und Präsident Erdogan geht als klarer Favorit in die zweite Runde der Präsidentschaftswahlen.
Im wahrscheinlichen Fall seines Sieges wird sich die Aufmerksamkeit der Märkte auf die neue Regierungsbildung verlagern, der marktfreundliche Politiker angehören können – oder auch nicht.
Doch selbst im günstigsten Fall ist eine vollständige Rückkehr zur konventionellen Politik unwahrscheinlich. Die Auswirkungen der Wahlen auf das Kreditprofil des Landes sind somit eindeutig negativ, und damit werden die seit langen bestehenden wirtschaftlichen Schwachstellen der Türkei wieder in den Vordergrund treten.
Dazu gehören eine anhaltend hohe Inflation bei einer lockeren Geldpolitik sowie umfangreiche Devisenmarktinterventionen, die die Reserven der Zentralbank aufzehren. Immer mehr komplexe Beschränkungen kommen dazu, die zu einem nicht marktgerechten Verhalten der Wirtschaftsakteure führen. Auch das Vertrauen in die Qualität der volkswirtschaftlichen Daten hat in letzter Zeit nachgelassen.
All diese Faktoren werden ausländische Investoren wahrscheinlich weiter davon abhalten, in die türkische Wirtschaft zu investieren. Diese ist aber zur Deckung ihres hohen Außenfinanzierungsbedarfs immer stärker auf Ad-hoc-Zuflüsse aus dem Ausland angewiesen.
Auch der weniger wahrscheinliche Fall, dass ein Oppositionskandidat in der zweiten Runde der Präsidentschaftswahlen gewinnt, bedeutet nicht automatisch günstigere Wirtschaftsaussichten. In Kombination mit der Tatsache, dass Erdogans Regierungskoalition nach wie vor das Parlament kontrolliert, könnte ein solches Ergebnis zu einer langwierigen Phase erheblicher politischer Unsicherheit in der Türkei führen.“
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