Kommentar
09:15 Uhr, 31.08.2018

Währungskrisen - manchmal hilft selbst ein Bailout nicht mehr

Wenn Banken gerettet werden müssen, springt der Staat ein. Wenn der Staat gerettet werden muss, springt oftmals der Internationale Währungsfonds ein. Doch das bewährte Rezept funktioniert gerade nicht.

Die argentinische Notenbank hat die Zinsen gerade auf 60 % erhöht. Das sind 15 Prozentpunkte mehr als noch zu Wochenbeginn. Die Lage ist also richtig ernst. 60 % Zinsen werden nicht aus Spaß festgelegt. Der Abstand zu allen anderen Ländern wird mit diesem Schritt immer größer.

Das Land mit den derzeitig zweithöchsten Zinsen ist Surinam. Hier liegt der Leitzins bei 25 %. Es folgen die Länder Haiti (20 %), Iran (18 %) und die Türkei (17.75 %). Die Türkei hält eine Zinserhöhung nicht für notwendig. Wie lange sich dieser Standpunkt noch rechtfertigen lässt, bleibt abzuwarten.

Venezuelas Währung stand zum USD noch vor wenigen Tagen bei 30. Gestern wurde fast die Marke von 40 erreicht. Das ist ein Kollaps sondergleichen. Argentinien hat deshalb schon vor Wochen beim IWF angefragt, um sich dadurch retten zu lassen. Das Paket hat ein Volumen von 50 Mrd. Dollar.

Bisher sind knapp 15 Mrd. der Kredite geflossen. Wegen des sich beschleunigenden Abwärtstrends soll die Auszahlung der Kredite beschleunigt werden. Argentinien braucht dringend Devisen, damit die Währung nicht noch weiter kollabiert und das Land in Hyperinflation versinkt.

50 Mrd. wären der bisher größte Bailout. Die Grafik zeigt, welches Land in welchem Jahr wie viel Kredit ausstehen hatte. Griechenland schuldete dem IWF z.B. 2013 am meisten Geld. In Portugal war es 2015. Die Kredite sind inzwischen größtenteils zurückgezahlt.

Für Argentinien sollen 50 Mrd. reichen. Im Normalfall ist die Aussicht auf so hohe Beträge in harter Währung genug, um die Lage zu beruhigen. Diesmal ist es anders. Argentinien ist noch vom Bankrott vor knapp 20 Jahren geprägt. Jeder fürchtet den Kollaps der Währung und flüchtet daher. Gerade das führt erst zum Zusammenbruch.

In der Türkei wird es nicht anders sein, vielleicht sogar noch schlimmer. Die Kredite des IWF sind an Reformen gebunden. Diese sind für gewöhnlich unpopulär und zielen darauf ab, die Defizite des Staates und die Defizite in der Handelsbilanz einzugrenzen. Das ist der einzige Weg, um eine Währung zu retten.

Die Türkei will solche Reformen nicht. Ein Kredit des IWF kommt daher nicht in Frage. Ohne Reformen geht der Trend aber immer weiter bis es dann irgendwann zur Hyperinflation wie etwa in Venezuela kommt. Vergleicht man das mit der Alternative – Reformen – ist die Alternative eigentlich besser. Sie lässt sich halt schlechter verkaufen und erfordert Anstrengung. Das verlangt vielen Politikern zu viel ab. Einfacher ist es, das Ausland zu verteufeln.

Währungskrisen sind schnelllebig. In ein paar Tagen und Wochen wissen wir viel mehr. Aktuell, gerade in Bezug auf Argentinien, kann man nur sagen: der Bailout funktioniert nicht.


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31 Kommentare

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  • Chronos
    Chronos

    Mal kurz und flach gedacht. Was bietet sich besser an als Sachsen (mag keiner;-) und gerade

    die KMS als No-Go-Area zu benutzen?

    Sind nur knapp 250 TSD Einwohner und irgendwie wollen die ABM-Kräfte ja den NSU-Prozeß am Leben laufen lassen.

    Dient aber sicher vorzüglich alle Vorurteile zu trumpfen.

    @Kasnapoff: Ich sehe nur den direkten Bezug zum Artikel und Staatskrisen nicht.

    Wartest Du auf einen neuen A.Hoose Thread?

    15:22 Uhr, 01.09.2018
  • 1 Antwort anzeigen
  • Wearney
    Wearney

    Es hat gerade mal 31 Minuten gedauert bis eine relativ sachlich fundierte Meinung wieder mit Kommentaren wie "deppert" o.ä. plattgemacht wurde. Genau diese Art von fehlender Toleranz gegenüber anders Denkenden führt zur Stärkung von rechten Gruppierungen. Versucht Euch doch mal in einer normalen Kommunikation! Nicht alle, die sich Sorgen um ihre Familien und ihren Wohlstand machen, sind Nazis!!

    16:03 Uhr, 31.08.2018
    1 Antwort anzeigen
  • wolp
    wolp

    Obacht, Ihre Aluhüte drücken aufs Vakuum. Machen Sie Satire oder san Sie so deppert.

    13:29 Uhr, 31.08.2018
    1 Antwort anzeigen
  • 1 Antwort anzeigen
  • Dr. Kurt Weinknecht
    Dr. Kurt Weinknecht

    60% ist eh wenig. Bei 1000% werden wenn wir den Euro als Beispiel hernehmen aus 100 000 Euro einfach 100 Euro. Drei Nullen weniger.

    10:23 Uhr, 31.08.2018
  • The Secessionist
    The Secessionist

    Ich glaub zum 1 September geht in Brd die Kfz Steuer bis zu 150% nach oben ............. Nur ein Bsp !

    10:02 Uhr, 31.08.2018
    1 Antwort anzeigen
  • The Secessionist
    The Secessionist

    Die Tuerkei muss sich ja keine Sorgen machen ......... Das Vermoegen der Deutsvhen wird ja von Merkel zur Verfuegung gestellt

    09:48 Uhr, 31.08.2018
    2 Antworten anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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