Währungskrieg? – Nur ein Schlagwort!
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Frankfurt (BoerseGo.de) - Am vergangenen G20-Treffen stemmten sich die führenden Industrie- und Schwellenländer mit einem klaren Bekenntnis zu freien Wechselkursen gegen einen «Währungskrieg». Bereits seit dem Höhepunkt der Finanzkrise im Jahr 2008 sind die Währungen ein äußerst sensibles politisches Thema. Schließlich üben die geldpolitischen Maßnahmen in den USA, Großbritannien, Japan sowie der Schweiz einen negativen Währungseinfluss aus. Diese Stimulierungsmaßnahmen würden auf Kosten anderer gehen, lautet dann auch der Vorwurf in den Ländern mit einer starken Währung, wie Ursina Kubli, Ökonomin bei der Bank Sarasin & Cie AG, in ihrer aktuellen Finanzmarktkolumne schreibt.
Eine kompetitive Abwertung ziele bildlich gesprochen darauf ab, sich mit einer günstigeren Währung ein möglichst großes Kuchenstück zu sichern. Diese Strategie könne jedoch nicht funktionieren, wenn sie alle verfolgten. Wechselkurse seien relative Preise. Wenn einige Währungen sich abschwächten, müssten sich andere aufwerten. Schaukele sich die Währungsdebatte zu einem Handelskrieg auf, führe das im Endeffekt dazu, dass der gesamte Kuchen schrumpfe. Es liege im Interesse aller, einen Währungskrieg zu verhindern. Doch es gebe gefährliche Anreize, welche die einzelnen Länder dazu verleiten könnten, ihre Währungen trotzdem abzuwerten. Die Erfahrungen aus den 1930er Jahren zeigten, dass diejenigen Länder, welche den Abwertungswettlauf initiiert hätten, ihre Industrieproduktion anfangs unterstützen konnten. Bei den so genannten „Fair Players“, sei die Industrieproduktion hingegen bis zu 30 Prozent geschrumpft, heißt es.
„Die gegenwärtige Situation bietet damit den Nährboden für einen Währungskrieg. Die bisherigen geldpolitischen Maßnahmen würden jedoch nicht richtig eingeordnet werden können, würde man schon heute von einem Währungskrieg sprechen. Die japanische Zentralbank interveniert bis anhin nicht im Devisenmarkt, um ihre Währung zu schwächen. Vielmehr versucht die Bank of Japan (BoJ), Einfluss auf die Preiserwartungen zu nehmen. Angesichts der jahrzehntelangen Deflation ist diese Maßnahme nicht nur legitim, sondern auch wünschenswert. Auch die Schweizerische Nationalbank (SNB) versucht nicht, mit einem möglichst günstigen Franken die eigene Exportindustrie zu stützen. Die SNB gehen allerdings gegen einen massiv überteuerten Franken vor. Auch bei der US-Notenbank Federal Reserve (US-Fed) steht nicht ein günstiger Dollar im Fokus der Geldpolitik. Das US-Fed versucht aber, mit einer dritten Welle geldpolitischer Interventionen die Deflationsgefahren abzuwenden sowie die Arbeitslosigkeit auf ein tragbareres Niveau zu reduzieren. Die Zentralbanken agieren somit lediglich im Rahmen ihrer Mandate“, so die Ökonomin.
Das Schreckensgespenst „Währungskrieg“ habe einen großen Einfluss auf die Devisenmärkte gehabt. Der Euro hätte aufgewertet. Aufgrund des strikten Inflationsmandates habe die Europäische Zentralbank (EZB) im Vergleich zu anderen Zentralbanken einen geringeren Handlungsspielraum, um die eigene Währung zu schwächen. Hingegen habe die aggressive Rhetorik der neuen japanischen Regierung den Yen geschwächt. Beruhige sich die Währungsdebatte, dürften sich diese Wechselkursbewegungen korrigieren. „Wir erwarten, dass der Yen im Verlaufe des Jahres wieder steigt, während der Euro gegenüber dem Dollar bis Jahresende auf einen Wechselkurs von 1,25 zurückfallen dürfte“, so Kubli.
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