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10:55 Uhr, 14.12.2006

Wachstumspotential für Nachhaltigkeitsfonds

Nachhaltiges Investieren, das ökologische und soziale Ziele mit wirtschaftlich vernünftigen Investitionsentscheidungen verbindet, wird für europäische Privatanleger offenbar immer wichtiger. So genannte Socially Responsible Investments (SRI) sind inzwischen auf über eine Billion Euro angewachsen, so das European Social Investment Forum (Eurosif). Die Deutschen investieren aber noch eher zurückhaltend in diese Anlageform. Derzeit beträgt das SRI-Volumen in Deutschland nur 5,3 Milliarden Euro.

Dies liegt nach Ansicht von ABN AMRO Asset Management zum einen an dem geringen Bekanntheitsgrad von Nachhaltigkeitsfonds in Deutschland. Zum andern scheinen Privatanleger zu glauben, dass nachhaltiges Investieren mit Renditeeinbußen einhergehe.

Wie eine von ABN AMRO Asset Management in Auftrag gegebene Studie zeigt, wissen in Deutschland nur 26%, dass es diese Fonds überhaupt gibt, während sie in den Niederlanden (75%) viel bekannter sind. Dem geringen Bekanntheitsgrad in Deutschland zufolge, sind auch nur 1% der deutschen Anleger tatsächlich in Nachhaltigkeitsfonds investiert.

Allerdings weist die Studie auch ein enormes Investitionspotential für Nachhaltigkeitsfonds nach. So würden 88% der europäischen Privatanleger, die bereits in solche Fonds eingezahlt haben, dies wieder tun. Und auch die Mehrheit der noch nicht in Nachhaltigkeitsfonds engagierten Anleger, nämlich 58%, würde sich, wenn sie hierfür Geld übrig hätte, für ein nachhaltiges Investment entscheiden. 62% der befragten Privatanleger insgesamt signalisieren diese Bereitschaft.

Befragt nach ihrem Anlageverhalten, beschreiben 68% der Anleger, die bereits in Nachhaltigkeitsfonds investieren, sich eher als defensiv oder neutral. Demgegenüber verwenden nur 56% der Vergleichsgruppe diese Begriffe zur Charakterisierung ihres Portfolios. Die restlichen 44% der nicht in Nachhaltigkeitsfonds investierten Anleger bezeichnen ihre Investmentstrategie als dynamisch oder sogar als gewagt. Daraus lasse sich ablesen, dass nachhaltige Anleger weniger bereit sind, große Investitionsrisiken in Kauf zu nehmen als Anleger, die nicht in Nachhaltigkeitsfonds investieren.

Dementsprechend unterschiedlich sind die Erwartungen an die Rendite: So erwarten die nicht nachhaltig investierenden Anleger auch von Nachhaltigkeitsfonds eine Rendite, die mindestens genauso hoch ist wie die der etablierten Investmentfonds. Dagegen finden nachhaltig investierende Anleger die Rendite ihrer Investments weniger wichtig. Dies lasse vermuten, dass Anleger der falschen Annahme unterliegen, mit nachhaltigen Investments ließen sich keine attraktiven Erträge erwirtschaften, so ABN AMRO Asset Management. Dabei erzielten die besten von Standard & Poors gerateten, nachhaltig investierenden Aktienfonds über die letzten drei Jahre eine durchschnittliche Rendite von 70 Prozent.

Nach Ansicht von Michael Geier, Geschäftsführer und Leiter des Publikumsfondsgeschäfts bei der ABN AMRO Asset Management (Deutschland) GmbH, legen die Ergebnisse der Studie nahe, dass der Markt für nachhaltige Investments noch ein großes Wachstumspotential hat. "Wir glauben, dass das Gesamtvolumen nachhaltig gemanagten Vermögens in Deutschland bis Ende 2008 auf voraussichtlich 17,2 Milliarden Euro anwachsen wird. Davon werden 9,5 Milliarden Euro auf das Institutionelle Geschäft entfallen und 7,7 Milliarden auf den Retailbereich."

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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