Wachstumsausblick durch Finanzkrise eingetrübt
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Durch die Zuspitzung der Finanzsektorkrise hat sich der Wachstumsausblick für die Weltwirtschaft
eingetrübt. Die cominvest hat ihre Prognose für das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Jahr 2009 auf 3,5
Prozent reduziert (von zuvor knapp 4 Prozent). Für das laufende Jahr liegt die BIP-Prognose bei 3,7
Prozent. Damit befindet sich die Weltwirtschaft zwar immer noch auf Wachstumskurs, im Vergleich zu 2007
(4,7 Prozent) bedeutet dies jedoch eine merkliche Verlangsamung. In der Summe erwartet die cominvest in
den nächsten Monaten eher enttäuschende Konjunkturzahlen. Die konjunkturellen Frühindikatoren deuten an,
dass das BIP sowohl in den USA als auch in Europa im zweiten Halbjahr 2008 kaum mehr als stagnieren
wird. Eine allmähliche Erholung ist erst im Verlauf des Jahres 2009 zu erwarten. Das Risiko einer
Rezession in den Industrieländern hat zuletzt zugenommen. Die cominvest erwartet jedoch, dass
Regierungen und Zentralbanken durch ihre Unterstützungsmaßnahmen eine harte Rezession bekämpfen werden.
Inflationshöhepunkt überwunden
Der Inflationsausblick hat sich dagegen deutlich verbessert, die Höchststände bei den Teuerungsraten
dürften überwunden sein. Zwar gibt es von Seiten der Rohstoffe weiter Aufwärtsdruck auf die Preise, dem
stehen aber die zum Teil kräftigen Preisrückgänge auf den Immobilienmärkten gegenüber. Per Saldo dürfte
dies in den kommenden Monaten zu sinkenden Teuerungsraten führen. In den Industrieländern dürften die
Inflationsraten Mitte 2009 wieder die Zielwerte der Zentralbanken erreichen. Eine Deflation, das heißt
Preisrückgänge auf breiter Front, erwartet die cominvest nicht. Eine Diskussion dieses Themas an den
Finanzmärkten ist allerdings möglich.
Zinssenkungen in den USA, Euroland und Großbritannien ante portas
Infolge des düsteren weltweiten Wachstumsausblicks ist das Thema Zinserhöhung auch in den Regionen vom
Tisch, die bislang noch die Aufwärtsrisiken für die Inflation betont haben (wie zum Beispiel Euroland).
Angesichts der hohen Verspannungen an den Geldmärkten dürften die Zentralbanken dem Finanzsektor
weiterhin generös Liquidität bereitstellen. Für die USA erwartet die cominvest zusätzlich zu den Fiskal-
und Liquiditätsmaßnahmen demnächst eine weitere – dann wahrscheinlich letzte – Leitzinssenkung. In
Euroland und Großbritannien dürften ebenfalls noch in diesem Jahr die Zinsschrauben gelockert werden.
Auf Sicht von zwölf Monaten prognostiziert die cominvest Zinssenkungen im Umfang von 75 Basispunkten für
Euroland und 100 Basispunkten für Großbritannien.
Ausweitung der Zinsdifferenzen am Rentenmarkt
Am Rentenmarkt war in den letzten Wochen eine typische Krisenreaktion zu beobachten: Staatsanleihen
waren als sichere Häfen gefragt, so dass die Renditen sanken. Gleichzeitig weiteten sich die
Zinsaufschläge für stärker risikobehaftete Papiere wie Unternehmensanleihen aus. Solange die
Unsicherheit über die Stabilität des weltweiten Finanzsystems anhält, dürfte es hier keine gravierenden
Korrekturen geben. In den nächsten Wochen rechnet die cominvest daher nicht mit einem substanziellen
Renditeanstieg bei 10-jährigen US-Treasuries oder -Bundesanleihen.
Aufwärtstrend des US-Dollar nur temporär unterbrochen, mittelfristige Prognose bleibt bei 1,35 US-Dollar
pro Euro
Der Aufwärtstrend des US-Dollar wurde durch die Zuspitzung der Finanzsektorkrise in den USA temporär
unterbrochen. Bei anhaltender Nervosität der Märkte besteht kurzfristig die Möglichkeit einer weiteren
Abschwächung in Richtung 1,50 US-Dollar pro Euro. Auf Sicht von zwölf Monaten sollte der US-Dollar
allerdings wieder fester notieren, da sich die erwartete Konjunkturerholung in den USA früher abzeichnen
dürfte als in Europa. Auch fundamentale Faktoren wie die nach wie vor bestehende Unterbewertung des
Greenback (gemäß der Kaufkraftparität) sprechen auf Jahressicht für eine Erholung der USWährung in
Richtung 1,35 US-Dollar pro Euro.
Bedingt durch die aktuelle Ausverkaufsstimmung DAX zum Jahresende 2008 höher erwartet
Die Aktienmärkte stehen weiter im Spannungsfeld zwischen attraktiver Bewertung und zyklischem Gegenwind
durch schlechte Wirtschaftsnachrichten und die damit einhergehenden negativen Gewinnrevisionen. Im
Verlauf des Winterhalbjahrs könnten die Aktienmärkte jedoch anfangen, eine konjunkturelle Erholung
vorwegzunehmen. Positivfaktoren wie attraktive Buchwerte, niedrige Kurs-Gewinn-Verhältnisse (KGV) und
hohe Dividendenrenditen dürften allmählich in den Vordergrund treten. Bis Jahresende 2008 und darüber
hinaus erwartet die cominvest höhere Kursniveaus.
Goldpreis dürfte Marke von 1.000 US-Dollar pro Unze nicht nachhaltig überschreiten
Parallel zur jüngsten Dollar-Korrektur sind die Preise für Rohöl und Gold wieder angestiegen. Im Falle
des Rohöls zeigt dies, dass die OPEC ihre US-Dollar-Einnahmen aus Rohölverkäufen weiterhin einigermaßen
stabilisieren kann. Den Willen hierzu hat die Organisation durch die Förderkürzung Anfang September
unterstrichen. Der Goldpreis dagegen genießt weiterhin den Status eines sicheren Hafens in Krisenzeiten
und ist dementsprechend zuletzt wieder angestiegen. Eine traditionell preissensitive und damit
zurückhaltende Schmucknachfrage dürfte jedoch einem merklichen Preisanstieg über die Marke von 1.000 US-
Dollar pro Unze entgegenstehen.
Quelle: cominvest
Die cominvest Asset Management GmbH mit Sitz in Frankfurt am Main wurde im Jahr 2002 durch Zusammenlegung der inländischen Asset Management-Aktivitäten der Commerzbank AG gegründet und ist seitdem eine hundertprozentige Tochter der Commerzbank. Aktuell verwaltet sie rund 63 Milliarden Euro und ist damit fünftgrößte Fondsgesellschaft in Deutschland. Der Schwerpunkt liegt dabei auf europäischen Aktien- und Rentenfonds.
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