Kommentar
09:07 Uhr, 14.07.2011

„Wachstum und Lebensqualität müssen von Ressourcenverbrauch und Emission entkoppelt werden“

Interview mit Uwe Bergmann, Head of Sustainability Management bei Henkel

Uwe Bergmann leitet die Nachhaltigkeits-Fachabteilung bei
Henkel und ist seit dem Jahr 2000 im Nachhaltigkeitsmanagement
bei Henkel tätig.

Mit welchen Alleinstellungsmerkmalen im Bereich CSR hat sich Henkel vom Wettbewerb abgesetzt?

Nachhaltigkeit ist schon lange einer unserer zentralen Unternehmenswerte und wird von uns auch konsequent in unserem Handeln umgesetzt. Wir haben Herausforderungen frühzeitig erkannt und als Pionier Lösungen entwickelt, seien es phosphatfreie Waschmittel in den 1980er Jahren oder unser erster Umweltbericht 1992. Unsere Kultur, Erfahrung und Kompetenz helfen uns, Antworten auf Herausfforderungen zu finden.

Warum legt Henkel so großen Wert auf nachhaltige CSR Strategien?

Die globalen Herausforderungen einer nachhaltigen Entwicklung nehmen weiter zu, bedingt durch das Wachstum der Weltbevölkerung, die Steigerung von Lebensstandard und Konsum sowie dem damit verbundenen Ressourcenverbrauch. Weltweit müssen Wachstum und Lebensqualität von Ressourcenverbrauch und Emissionen entkoppelt werden. Unser Beitrag als Unternehmen liegt in der Entwicklung von innovativen Produkten und Prozessen, die bei gleicher oder besserer Leistung immer weniger Ressourcen verbrauchen. Dazu sind das gemeinsame Handeln und das Wissen aller Beteiligten entlang der gesamten Wertschöpfungskette gefragt – von den Rohstofflieferanten bis zu den Endverbrauchern.

Welche Aufgaben und Kompetenzen hat ein CSR-Manager?

Die zentrale Aufgabe ist es, die Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens gemeinsam mit den Unternehmensbereichen und zentralen Funktion kontinuierlich weiterzuentwickeln und die Umsetzung zu unterstützen. Als Experte für das Thema ist er eine zentrale Schnittstelle zwischen externen Stakeholdern und den Funktionen und Bereichen im Unternehmen. So kann ein Sustainability Manager helfen, auf der einen Seite Trends zu erkennen und Erwartungen an das Unternehmen besser zu verstehen und auf der anderen Seite Stakeholdern die Leistungen und Handlungsmöglichkeiten des Unternehmens zu vermitteln. Interdisziplinäres Arbeiten und ein gutes Verständnis des eigenen Geschäftsmodells sowie der internationalen Nachhaltigkeitsdiskussion sind dafür wichtige Grundlagen.

Wie sieht Nachhaltigkeit in Wertschöpfung und Einkauf aus?

Unsere Nachhaltigkeitsstrategie umfasst alle Stufen der Wertschöpfungskette. Daher analysieren und bewerten unsere Fachleute den gesamten Lebensweg unserer Produkte. Das Ziel ist, die Nachhaltigkeits bilanzunseres Unternehmens und unserer Produkte ganzheitlich zu verbessern. Dazu zählen eine verantwortungsvolle Rohstoffwirtschaft ebenso wie Reduktion von Ressourcenverbrauch und Umweltbelastungen durch die kontinuierliche Optimierung unserer Prozesse.

Was ist bei Kommunikation- und Nachhaltigkeitsberichterstattung zu beachten?

Die Anzahl und Vielfalt der Themen und Informationswünsche unserer Stakeholder steigen stetig. Unterschiedliche Kommunikationskanäle und zielgruppengerechte Aufbereitung von Informationen werden daher immer wichtiger. Dabei ist es essentiell, in den verschiedenen Medien und bei allen Zielgruppen die Botschaften von Henkel konsistent zu halten. Nur dann lässt sich das Thema Nachhaltigkeit glaubwürdig vermitteln.

Welche Bedeutung hat das Stakeholder-Management heute?

Zukunftsfähige Lösungen für eine nachhaltige Entwicklung können nur im Dialog mit allen gesellschaftlichen Gruppen gefunden werden – lokal, regional und international. Wir suchen daher kontinuierlich den Austausch mit allen Stakeholdern. Dazu gehören unsere Kunden, Verbraucher, Lieferanten, Mitarbeiter, Aktionäre, Nachbarn, Behörden, Verbände und Nichtregierungsorganisationen sowie die Politik und die Wissenschaft. Der Dialog zeigt uns, welche Aspekte des nachhaltigen Wirtschaftens für welche Anspruchsgruppen von besonderem Interesse sind. Je intensiver und früher wir uns mit den Ansichten unserer Stakeholder über zukünftige gesellschaftliche Anforderungen befassen, desto besser und schneller können wir unser Handeln daran orientieren.

Wo liegen die Unterschiede in der Berichterstattung zu Marketing bzw. Greenwashing?

Nachhaltigkeitskommunikation braucht vor allem Kontinuität und Authentizität, um glaubwürdig und langfristig vertrauensbildend zu wirken. Mit Kontinuität bedeutet, dass sich die kommunizierten Maßnahmen und Engagements logisch an Vergangenes anschließen und nicht nur kurzfristiger Aktionismus sind. Authentizität heißt, dass die Maßnahmen für das Kerngeschäft relevant sind und sich auf die normalen Geschäftsaktivitäten beziehen. Dabei dürfen auch Zielkonflikte nicht verschwiegen werden, sondern müssen offen erklärt und diskutiert werden. Authentizität entsteht durch Menschen, die für diese Inhalte einstehen: Das Thema Nachhaltigkeit muss vorgedacht – und vorgemacht – werden, und von allen Mitarbeitern getragen werden.

Dieser Artikel ist in unserer Sonderpublikation Nachhaltigkeit erschienen. Weitere spannende Themen können Sie nach einer kurzen kostenfreien Anmeldung hier herunterladen.

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