Fundamentale Nachricht
12:07 Uhr, 14.07.2023

Vorsichtiger gestimmt für Aktien, Chancen bei Unternehmensanleihen

Björn Jesch, Chefanlagestratege bei der DWS, erwartet nicht, dass sich die positive Marktdynamik am Aktienmarkt im zweiten Halbjahr so fortsetzen wird. Positiv gestimmt ist Jesch derzeit für US-Investment-Grade Unternehmensanleihen.

Die Aktienmärkte haben in den ersten sechs Monaten wahrscheinlich die meisten Experten positiv überrascht und größtenteils eine hervorragende Halbjahresbilanz hingelegt. Der Nasdaq 100 legte – getrieben von der Euphorie in Sachen Künstlicher Intelligenz – mit 38,75 Prozent so stark zu wie noch nie in seiner 40-jährigen Geschichte. „Ich erwarte nicht, dass sich diese positive Marktdynamik im zweiten Halbjahr so fortsetzen wird“, sagt Björn Jesch, Global CIO. „Die Bewertungen sind momentan sehr ambitioniert und dürften so wohl auf Dauer nicht tragbar sein.“

Positiv gestimmt ist Jesch derzeit für US-Investment-Grade Unternehmensanleihen, die er auf outperform hochgestuft hat. „Die zu erwartenden Gesamtrenditen sind auf Sicht von zwölf Monaten attraktiv“, so Jesch. Die Zuflüsse seien positiv, die Emissionstätigkeit dürfte sich verlangsamen. Etwas vorsichtiger ist Jesch momentan für Aktien aus Schwellenländern gestimmt. „Wir haben unsere Einschätzung auf neutral zurückgenommen“, so Jesch. Verantwortlich dafür: Die schleppende Erholung der chinesischen Wirtschaft. Zudem seien die Gewinnrevisionen negativer ausgefallen als in anderen Regionen.

Konjunktur: USA überraschen positiv, China negativ

  • Starke Konsum-Zahlen, besonders im Service-Sektor, haben dazu geführt, dass die US-Wirtschaft im ersten Quartal 2023 mit 2,2 Prozent überraschend stark gewachsen ist. Wir erwarten dennoch eine milde Rezession noch in diesem Jahr
  • Die chinesische Wirtschaft entwickelt sich weniger dynamisch als erwartet. Der Caixin-Einkaufsmanager-Index fiel im Juni auf 52,5 (Mai: 55,6), den niedrigsten Stand seit sechs Monaten.

Inflation: Nach wie vor deutlich zu hoch

  • In den USA sind die Inflationsraten leicht rückläufig, aber weiterhin auf hohem Niveau. Maßgeblich dafür: die hohe Inflation im Dienstleistungsbereich. Wir erwarten für 2023 eine Inflationsrate von 4,3 Prozent.
  • In der Eurozone sind es neben dem Dienstleistungsbereich die nach wie vor stark steigenden Preise für Nahrungsmittel, die die Inflation hochhalten. Die Inflationsrate dürfte 2023 bei hohen 6,9 Prozent liegen.

Zinspolitik: Zentralbanken dürften Zinsen weiter anheben

  • Die US-Notenbank dürfte an ihrer restriktiven Geldpolitik festhalten, auch wenn sie zuletzt die Zinsen nicht weiter erhöht hat. Wir rechnen mit einem Niveau von 5,25 bis 5,50 Prozent, bevor es zu Zinssenkungen im zweiten Quartal 2024 kommen könnte.
  • Die hohen Kerninflationsraten in der Eurozone dürften die Europäische Zentralbank dazu veranlassen, die Zinsen weiter anzuheben. Prognose für die Leitzinsen in der Eurozone per Juni 2024: 4,0 Prozent.