Vorsicht, zerbrechlich!
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New York (GodmodeTrader.de) - Im dritten Quartal 2018 schrumpfte die deutsche Wirtschaftsleistung – gerade die Entwicklung in der Industrie enttäuschte, und hier insbesondere in der Automobilindustrie. Morgen, am 14. Februar, wird das statistische Bundesamt nun die deutschen Wachstumszahlen für das vierte Quartal 2018 veröffentlichen. Entgegen erster Befürchtungen deutet einiges darauf hin, dass sich Deutschlands Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte nicht in einer technischen Rezession befunden hat. Der Markt rechnet mit einem leichten Plus von 0,1 Prozent gegenüber dem Vorquartal, wie Felix Herrmann, Kapitalmarktstratege bei BlackRock, in seinem aktuellen „Blick auf die Märkte“ schreibt.
Größter Belastungsfaktor sei auch im vierten Quartal der Gegenwind aus Übersee gewesen, der den deutschen Export aktuell spürbar ausbremse. Gleichzeitig seien es jedoch vor allem die Rekordbeschäftigung bei einer gefühlt hohen Arbeitsplatzsicherheit hier bei uns im Land sowie das mittlerweile recht hohe Lohnwachstum, die die Stimmung unter den Konsumenten hochhielten. Die Binnennachfrage bleibe dementsprechend lebhaft. Abzulesen sei die gute Laune unter den Konsumenten beispielsweise am hohen Wert des GfK-Konsumklimaindex, der sich in der Nähe des höchsten Werts seit 2001 bewege, heißt es weiter.
„Während die Stimmung unter den deutschen Konsumenten fast euphorisch zu sein scheint, sind von Seiten der deutschen Unternehmen vermehrt Molltöne zu vernehmen. Nicht nur wichtige Unternehmensstimmungsindikatoren wie der ifo-Index gaben zuletzt deutlich nach, auch die zunehmende Häufung von Gewinnwarnungen auf Seiten der Unternehmen geben Anlass zur Sorge. Die Gründe für die Gewinnwarnungen sind vielfältig und je nach Branche etwas verschieden. Dennoch lassen sich einige allgemeingültige Themen identifizieren, wie etwa der nachlassende Welthandel aufgrund der Streitigkeiten zwischen den USA und China“, so Herrmann.
Die Probleme wichtiger Exportsektoren, die sich aufgrund fehlender nennenswerter Impulse aus dem Auslandsgeschäft ergäben, seien letztlich auch in nachgelagerten Industrien deutlich zu spüren. Ein wichtiges Thema in diesem Zusammenhang bleibe die Sorge vor der baldigen Einführung von US-Zöllen auf Autoimporte. Bis Sonntag werde das Commerce Department bekanntgeben, ob Autoimporte eine Gefährdung der nationalen Sicherheit darstellten. Trump könnte dann innerhalb von 90 Tagen tatsächlich Zölle oder Quoten einführen. Für Deutschlands Wirtschaft wäre das eine Hiobsbotschaft, heißt es weiter.
„Die Gewinnwarnungen der deutschen Unternehmen, die zeitgleich mit der Abwärtskorrektur der deutschen Wachstumsprognose stattfinden, haben neben den Handelssorgen aber auch mit steigenden Lohnkosten, zunehmenden Kapazitätsengpässen, etwa in der Bauindustrie, oder dem immer eklatanteren Fachkräftemangel in Deutschland zu tun. Wenngleich letztere Themen alles andere als neu sind, so hinterlassen sie langsam aber sicher ihre Spuren in den Bilanzen der Unternehmen“, so Herrmann.
Vor dem Hintergrund dieser unterschiedlichen Signale, die uns Konsumenten und Unternehmen sendeten, stelle sich die Frage, wie ausgeprägt die Wachstumsdelle in Deutschland letztlich sein werde. Die negativen Nachrichten aus der deutschen Wirtschaft könnten nach unserem Dafürhalten noch eine Weile andauern, sodass sich die Delle womöglich bis in das Jahr 2019 hinein erstrecke. Dennoch bleibe mandabei: Die starke Binnennachfrage, die Aussicht auf ein Mehr in Sachen fiskalischem Stimulus und vor allem die weiterhin sehr günstigen Finanzierungsbedingungen – der EZB sei Dank – sollten eine baldige Überwindung der Durststrecke hier in Deutschland möglich machen – insbesondere dann, wenn der Brexit und der Streit zwischen den USA und China für keine weiteren ernsthaften Verwerfungen sorgten, heißt es weiter.
„Angesichts des erfreulichen aber augenscheinlich zerbrechlichen Kursaufschwungs seit Jahresbeginn scheinen Anleger im Moment in Habachtstellung zu sein. Entsprechend hoch ist die Sensibilität in Bezug auf schlechte Neuigkeiten – wie in der letzten Woche an den Aktienmärkten erlebt. Das hohe Maß der aktuellen Risikoscheu unter den Marktteilnehmern lässt sich jedoch am besten am jüngsten Preisanstieg deutscher Staatsanleihen ablesen, die bekanntermaßen als der sichere Hafen schlechthin in Europa gelten“, so Herrmann.
Der entsprechende Sturz deutscher Bundrenditen sei zuletzt derart stark ausgeprägt gewesen, dass zehnjährige Bundrenditen wieder im einstelligen Basispunktbereich notierten. Bin zu einer Restlaufzeit von neun Jahren handelten deutsche Staatsanleiherenditen derzeit im negativen Renditebereich, heißt es weiter.
„Wenngleich deutsche Bundesanleihen im aktuellen Umfeld also ganz offensichtlich recht passabel als Risikoabsicherungsinstrument funktionieren, bleiben wir grundsätzlich bei unserer Einschätzung, hier keinen allzu starken Schwerpunkt innerhalb der Portfolios zu setzen. Zu ungünstig gestaltet sich das Rendite-Risiko-Profil, das sich mit jedem Zinsverfall weiter verschlechtert. Vielmehr halten wir an einer Übergewichtung der Aktienseite fest, da mit dem von uns erwarteten Vorübergehen der Wachstumsdelle weiteres Kurspotenzial freigesetzt werden könnte – vor allem nach der durchaus gesunden Korrektur an den Aktienmärkten der letzten Tage“, so Herrmann.
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