Fundamentale Nachricht
10:45 Uhr, 27.11.2018

Vorsicht, Märkte am Scheideweg!

Nach Einschätzung von Thomas Kruse, Chief Investment Officer bei Amundi Deutschland, wird der Fokus auf Qualität in Zukunft noch wichtiger.

Paris (GodmodeTrader.de) - Durch Marktkorrekturen und die gestiegene Volatilität in diesem Jahr sind Anlageentscheidungen anspruchsvoller geworden – auch für solche Investoren, die auf eine ausgewogene Mischung von Anlageklassen in ihrem Portfolio achten, wie Thomas Kruse, Chief Investment Officer bei Amundi Deutschland, in einem aktuellen Multi-Asset-Ausblick schreibt.

Das nächste Jahr werde im Zeichen des Wandels der Wirtschafts- und Finanzmärkte stehen: Auf makro-ökonomischer Ebene gehe die globale Expansion weiter, allerdings werde sich das Wirtschaftswachstum allmählich verlangsamen. Damit wüchsen die Unsicherheiten und entsprechend würden die Märkte noch empfindlicher auf mögliche Signale reagieren, die auf einen Umschwung der Stimmungslage hinwiesen. Investoren müssten daher ihre Erwartungen den neuen Gegebenheiten anpassen und damit rechnen, dass die risikobereinigten Erträge niedriger ausfallen würden, heißt es weiter.

„Dabei werden sie noch stärker vor der Herausforderung stehen, einerseits Opportunitäten, besonders bei Aktien, zu ergreifen und andererseits aufzupassen, mögliche Zeichen einer Verschlechterung des entsprechenden Marktumfeldes nicht zu übersehen – besonders in der zweiten Hälfte des Jahres. Aber es gibt auch unter solchen verschlechterten allgemeinen Bedingungen Chancen durch höhere Selektivität und stärkeren Fokus auf Qualität“, so Kruse.

Kruse rät Multi-Asset Anlegern im kommenden Jahr folgende fünf Punkte zu prüfen:

  1. „Achten Sie bei Aktienanlagen auf den richtigen Zeitpunkt für den Ausstieg: Er sollte nicht zu früh sein, denn Aktien sind immer noch attraktiver als Anleihen – besonders in den USA. Überdenken Sie Ihr Risikoprofil.
  2. Nutzen Sie die Möglichkeiten, die sich durch Unterschiede in den Zinssätzen der Zentralbanken bieten. Nicht überall auf der Welt bewegt sich die Zinspolitik mit dem gleichen Tempo. Eine Erhöhung der Kapitalbindungsdauer bei US-Anleihen macht die Anlagestrategie defensiver und reduziert das Risiko im Portfolio.
  3. Die Gefahr einer steigenden Inflation gehört unbedingt auf den Radar von Multi-Asset Investoren. Nehmen Sie die Chancen von inflationsindizierten Bonds, Rohstoffen und Aktien wahr.
  4. Ziehen Sie Vorteile aus der besonderen Entwicklung und den Marktstrukturen einzelner Schwellenländer. Gehen sie dabei selektiv vor und legen Sie Wert auf Wachstums-geschichten, wie zum Beispiel in China.
  5. Konzentrieren Sie sich auf die Schuldendynamik: Wachsende Verschuldung kann eine mögliche Verschlechterung der finanziellen Situation stark antreiben. Um Investmentideen zu sammeln, sollte man in allen Anlageklassen auf eine langfristig tragbare Verschuldung achten“, so Kruse.

Zusammen mit diesem Fahrplan sei im Jahr 2019 generell eine vorsichtigere und vielfältigere Risikoallokation bei allen Assetklassen unerlässlich. Bei der Auswahl der Anlagen sollten Qualitätsfaktoren für alle Klassen im Vordergrund stehen. Das heiße: Eine geringe Gesamtverschuldung in Relation zum Bruttoinlandsprodukt für Länder und Regionen bzw. in Relation zum Eigenkapital bei Unternehmen, basierend auf vertretbaren Kapitalwerten und Multiples. Nicht nur die Höhe, auch die Qualität der Schulden sollte besonders hinterfragt werden. Historisch defensive Anlageklassen müssten nicht automatisch diejenigen mit dem geringsten Risiko sein, wenn auf der anderen Seite die Schuldenqualität nicht stimme, heißt es weiter.

„Wir glauben, dass Anleger mit einer Cross-Asset-Strategie, die darauf achtet, exzessive Verschuldung bei öffentlichen und privaten Haushalten sowie bei Unternehmen zu vermeiden, in einer Win-Win-Position sind – unabhängig davon, welche Abzweigung die Märkte an diesem Scheideweg nehmen“, so Kruse.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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