Kommentar
15:25 Uhr, 04.08.2015

Neuwahlen in Katalonien - Abstimmung über die Unabhängigkeit

Am 27. September finden in Katalonien vorgezogene Neuwahlen statt. Indirekt ist die Wahl auch eine Abstimmung über die Unabhängigkeit der Region von Spanien.

In Spanien könnte es bald brodeln. Der katalanische Regierungschef Artur Mas hat für den 27. September vorgezogene Wahlen zum Regionalparlament angesetzt. Ein entsprechendes Dekret unterzeichnete Mas am Montag in Barcelona. Zuvor hatte die katalanische Regierungspartei CDC (Demokratische Konvergenz) mit den Linksrepublikanern (ERC) und separatistischen Organisationen ein Wahlbündnis geschlossen und eine gemeinsame Kandidatenliste vereinbart. Der Zusammenschluss will sich für die Unabhängigkeit der wirtschaftlich wohlhabenden Regionen von Spanien einsetzen. Die Wahl ist daher indirekt auch eine Abstimmung über die Abspaltung. In dem von Mas unterzeichneten Dekret gibt es dafür zwar keine Hinweise, das ist aber nur ein Trick, mit dem der katalanische Regierungschef eine Verfassungsklage unterbinden will. Die Zentralregierung in Madrid hat bereits wiederholt deutlich gemacht, dass eine Abspaltung gegen die Verfassung verstoßen würde und sie eine Unabhängigkeit Kataloniens unter keinen Umständen zulassen werde.

Artur Mas hatte bereits mehrfach deutlich gemacht, dass er im Falle eines Wahlsiegs einseitig die Unabhängigkeit Kataloniens von Spanien erklären will. Schon innerhalb von acht Monaten nach der Wahl soll es soweit sein. "Das Datum wird in die Geschichte Kataloniens eingehen", sagte er am Montagabend.

In einer nicht bindenden Volksbefragung Anfang November 2014 hatten 81 Prozent der Wähler für eine Unabhängigkeit ihrer Region von Spanien gestimmt. Wie der Weg dorthin aussehen könnte ist aber völlig unklar. Ein unabhängiges Katalonien wäre nicht Mitglied der EU. Ohne Mitgliedschaft in der EU könnte Katalonien auch den Euro nicht behalten. Ein Aufnahmeantrag müsste einstimmig von den Mitgliedsstaaten akzeptiert und von allen Staaten ratifiziert werden. Ob der politische Wille dafür vorhanden ist, ist fraglich.

1 Kommentar

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    81% ist wohl ein manipuliertes Ergebnis, könnte aber auf die Region Girona zutreffen, die de fcto längst für Spanien verloren ist. Auf das gesamte katalanische Gebiet ist es 50/50 (wenn man alle möglichen Umfragen zusammenlegt); Ergebnis wird somit sehr von der kurzfristigen Stimmung abhängen, die natürlich künstlich aufgeheizt wird (und die Madrider Zentralregierung feuert zudem auch jedes Mal durch franquistische Parolen voll am eigentlichen Ziel vorbei). Wird eher eine knappe Kiste, aber mit Chancen pro Unabhängigkeit. Da aber knapp, dürften Spannungen innerhalb Kataloniens vorprogrammiert sein.

    21:06 Uhr, 04.08.2015

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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