Fundamentale Nachricht
10:07 Uhr, 15.10.2015

Vorboten einer schwachen Berichtssaison

Die Berichtssaison in Deutschland hat denkbar schwach begonnen. Schon bevor der Zahlenreigen richtig losging, mussten zahlreiche Unternehmen ihre Prognosen revidieren. Das sind keine guten Vorzeichen.

Erwähnte Instrumente

Die Berichtssaison in Deutschland hat noch nicht richtig begonnen. Die ersten Gewitterwolken brauen sich jedoch schon im Vorfeld zusammen. Die bisher veröffentlichten vorläufigen Zahlen und insbesondere die Einschätzungen der Unternehmen über den weiteren Geschäftsverlauf lassen derzeit keine große Hoffnung aufkommen. Vielmehr ist zu befürchten, dass die Quartalszahlen der Unternehmen über mehrere Branchen hinweg enttäuschend ausfallen werden. Möglicherweise ist die Konjunktur in Deutschland doch nicht so stark wie bislang angenommen oder die Schwäche der Schwellenländer belastet die heimischen Konzerne heftiger als erwartet. Insbesondere die Automobilindustrie scheint zuletzt etwas unter die Räder gekommen zu sein.

Wie komme ich zu dieser Einschätzung? In den letzten Tagen und Wochen haben sich die Umsatz- und Gewinnwarnungen der Unternehmen auffällig gehäuft. Zum Teil ist dies auf Einmaleffekte zurückzuführen. In den meisten Fällen aber blieb das operative Geschäft hinter den Erwartungen zurück.

Welche Unternehmen mussten ihren Ausblick anpassen?

Singulus

Die Auftragslage für Singulus bleibt schlecht. Da zuletzt weniger Aufträge gewonnen wurden als erwartet und sich im Moment kein Fortschritt abzeichnet, hat der Maschinenbauer angekündigt, seine Umsatz- und Ergebniserwartungen für das laufende Geschäftsjahr nicht einhalten zu können. Eigentlich wollte der Vorstand den Umsatz 2015 erheblich steigern und das Unternehmen wieder nah an die Gewinnzone heranführen.

Aixtron

Aufgrund einer Lieferverzögerung an einen chinesischen Großkunden hat Aixtron sein Umsatzziel für 2015 von 220 bis 250 Millionen Euro auf 190 bis 200 Millionen Euro gesenkt. Der Spezialmaschinenbauer peilt in der zweiten Jahreshälfte aber weiterhin die Gewinnschwelle beim EBITDA an.

Drägerwerk

Drägerwerk hat seine Prognosen für das laufende Jahr erneut gesenkt. Der Medizin- und Sicherheitstechnik-Hersteller erwartet jetzt nur noch ein währungsbereinigtes Umsatzwachstum von 1 bis 3 Prozent (zuvor: 2 bis 5 Prozent) und eine EBIT-Marge von 2,5 bis 4,5 Prozent (zuvor: 5 bis 7 Prozent). Vor allem in China und in Branchen, die besonders vom Ölpreis abhängig sind, habe sich die Geschäftsentwicklung eingetrübt.

Software AG

Die Software AG blickt beim Hauptumsatzträger Digital Business Platform pessimistisch auf das laufende Jahr. Der Softwarekonzern rechnet hier nur noch mit einem Umsatzwachstum von 0 bis 3 Prozent (bisher: 6 bis 12 Prozent).

Leoni

Nach einem schwachen dritten Quartal hat Leoni sein Ergebnisziel für 2015 gesenkt. Belastungen gab es zuletzt vor allem im Bordnetz-Segment. Der Autozulieferer geht davon aus, dass die schwächere Entwicklung des Geschäftsbereichs auch im vierten Quartal und im Jahr 2016 anhaltend wird. Das Unternehmen hat daher sein Ziel, im laufenden Geschäftsjahr ein EBIT von 200 Millionen Euro zu erreichen, aufgegeben. Die Umsatzprognose für 2016 wurde von 4,8 auf 4,6 Milliarden Euro gesenkt. Die bisherige Zielsetzung einer EBIT-Marge von 7 Prozent wird voraussichtlich deutlich unterschritten.

Klöckner & Co

Aufgrund sinkender Preise und einer schwachen Nachfrage nach Stahl- und Metallprodukten hat Klöckner & Co seine EBITDA-Prognose für das dritte Quartal von 45 bis 55 Millionen Euro auf 30 Millionen Euro vor Umstrukturierungskosten gesenkt. Auch im vierten Quartal erwartet der Stahlhändler keine Besserung der Lage.

HHLA

Wegen eines schwächeren Containergeschäfts hat HHLA seine Ergebnisprognose für 2015 gekappt. Der Hafenbetreiber rechnet jetzt mit einem EBIT-Rückgang auf 150 Millionen Euro. Zuvor hatte das Unternehmen einen Wert auf dem Vorjahresniveau von 169,3 Millionen Euro erwartet.

Tom Tailor

Der Modekonzern rechnet im laufenden Geschäftsjahr mit einer sinkenden Profitabilität. Bei einem nach wie vor prognostizierten leichten Umsatzanstieg auf 945 bis 955 Millionen Euro wird im besten Fall eine EBITDA-Marge von knapp 8,5 Prozent erwartet. Zuvor wurde ein Wert auf dem Niveau des Vorjahres von 9,4 Prozent prognostiziert.

Hella KGaA

Der Autozulieferer erwartet durch den Ausfall eines chinesischen Lieferanten Belastungen in Höhe von bis zu 50 Millionen Euro. Hella KGaA rechnet jetzt im laufenden Geschäftsjahr 2015/2015 mit einem EBIT unter dem Vorjahresniveau von 430 Millionen Euro. Zuvor war ein Zuwachs im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich in Aussicht gestellt worden.

Deutz

Der Motorenbauer geht davon aus, dass das zweite Halbjahr spürbar schlechter ausfallen wird als die erste Jahreshälfte. Wegen eines sehr verhaltenen Geschäfts im dritten Quartal und einer aktuell niedrigen Auftragslage erwartet das Unternehmen 2015 einen Umsatzrückgang von rund 20 Prozent (zuvor bis zu 10 Prozent) und nur noch ein in etwa ausgeglichenes operatives Ergebnis. Bislang war eine EBIT-Marge von drei Prozent erwartet worden.

Weitere Gewinnwarnungen gab es unter anderem bei ElringKlinger, First Sensor und der Deutschen Bank (ohne Garantie auf Vollständigkeit), wobei hier in erster Linie Sondereffekte ursächlich waren. Im Gegenzug gab es auch Unternehmen, die ihren Ausblick anheben konnten, wie CropEnergies und Südzucker – das war bisher jedoch die Ausnahme.

Man kann von den bisherigen Gewinnwarnungen zwar nicht zwingend auf den Gesamtmarkt schließen, die Vorzeichen sind jedoch nicht positiv. Man muss schon sehr optimistisch sein, wenn man auf positive Impulse von der Berichtssaison setzt. Wahrscheinlicher ist es, dass die Jahresendrally Gegenwind von den fundamentalen Unternehmenszahlen bekommen wird.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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