Kommentar
15:59 Uhr, 22.04.2008

Vom Aufschwung Osteuropas profitiert auch der Westen

Osteuropa entwickelt sich zu einem Motor für die gesamteuropäische Wirtschaft. Zu diesem Ergebnis kommt Fidelity nach einer Analyse wichtiger ökonomischer Faktoren wie der Entwicklung des Exports und der staatlichen Investitionen. Doch wer vom Aufschwung des Ostens profitieren möchte, sollte vor allem im Westen investieren. Fidelity sieht besonders bei deutschen Unternehmen gute Anlagechancen: Kein anderes westeuropäisches Land hat so gute Handelsbeziehungen zu den europäischen Schwellenländern wie Deutschland.

Europa wächst von innen heraus, getrieben durch den wirtschaftlichen Aufschwung des Ostens. Das Bruttoinlandsprodukt nimmt in Osteuropa mehr als doppelt so schnell zu wie in den westeuropäischen Ländern und wird laut Prognose des Internationalen Währungsfonds 2008 bei 5,2 Prozent liegen. "Die wichtigsten Faktoren für das Wirtschaftswachstum Osteuropas sind rasant steigende Einkommen und eine dadurch erstarkende Mittelschicht. Größere ökonomische Freiheiten, Steuererleichterungen für expandierende Unternehmen, staatliche Investitionen in die Infrastruktur sowie ein zunehmender Handel mit dem Westen kurbeln das Wachstum zusätzlich an", erläuterte Fehim Sever, Fondsmanager der Fidelity Funds - European Special Situations Fund (ISIN LU0329678766).

So ergab eine Analyse von Fidelity, dass die Ausgaben der Privathaushalte von 2000 bis 2004 in Osteuropa um fast acht Prozent gestiegen sind - in Westeuropa hingegen nur um knapp drei Prozent. Slowenien beispielsweise hat bereits jetzt eine ähnliche Wirtschaftskraft wie Portugal. Es ist das erste neue Mitgliedsland in der Europäischen Union (EU), das den Euro eingeführt hat. Mittlerweile sind viele osteuropäische Staaten der EU beigetreten. Die Stabilitäts- und Aufnahmekriterien der EU bedeuten für Investoren, dass sie mit wirtschaftlicher und politischer Konstanz im Osten Europas rechnen können.

Profitabel für beide Seiten Europas

Vom Aufschwung Osteuropas profitiert auch der Westen. Durch die räumliche Nähe werden viele Waren aus den westeuropäischen Industriestaaten importiert, denn die Transport- und Zollkosten sind gering. Das Exportvolumen der EU-15-Länder in die Nicht-Mitgliedstaaten hat in den vergangenen acht Jahren kontinuierlich zugenommen.

Vergleicht man die Ausfuhren Frankreichs, Deutschlands, Italiens und Großbritanniens in die osteuropäischen Schwellenländer, liegt Deutschland klar vorn. "Die Bundesrepublik profitiert aufgrund ihrer zentralen geografischen Lage von hervorragenden Absatzchancen in ganz Europa. Selbst wenn sich die US-Wirtschaft etwas schwächer entwickeln sollte und der Euro stark bleibt, kann eine dynamische Entwicklung der Ausfuhren dies ausgleichen. Bereits heute gehen fast 12 Prozent der deutschen Exporte nach Osteuropa", so Sever.

Doch nicht nur die Exporte in die europäischen Schwellenländer nehmen zu - die Erschließung neuer Märkte machen Osteuropa auch zu einem attraktiven Standort zahlreicher westeuropäischer Unternehmen, die dort wiederum Arbeitsplätze schaffen sowie Kapital und ihr Know-how ins Land bringen.

Deutschland bei Investitionen gefragt

Um weiterhin erfolgreich zu wachsen, müssen die osteuropäischen Länder vor allem ihre Infrastruktur ausbauen. Besonders in der Türkei besteht noch großer Nachholbedarf. Von den Infrastrukturinvestitionen des Ostens profitieren wiederum die entsprechenden Unternehmen im Westen. "Gute Perspektiven sehe ich derzeit für den Industriesektor und die Werkstoffbranche. Hier sind deutsche Unternehmen starke Partner. Zum Bau von Fabriken oder Straßen setzt man in Osteuropa verstärkt auf Baustoffe, Technik und Erfahrung deutscher Unternehmen", erklärte Sever.

Industriegiganten wie Linde und BASF haben die europäischen Schwellenländer in den letzten drei Jahren als großen Absatzmarkt entdeckt: Während die beiden Unternehmen 2004 kaum Geschäfte mit dem Osten getätigt haben, generieren sie mittlerweile rund ein Zehntel ihrer Erträge aus Aktivitäten in Osteuropa. Ähnlich sieht es bei Siemens und RWE aus - die Konzerne erwirtschaften ebenfalls etwa zehn Prozent ihrer Einnahmen in dieser Region.

Anleger profitieren von der speziellen Situation Europas

Wer vom aufstrebenden Osteuropa profitieren möchte, sollte also nicht ausschließlich dort investieren. Denn auch die westeuropäischen Unternehmen haben davon einen Nutzen. Der im Januar 2008 aufgelegte Fidelity Funds - European Special Situations Fund legt in ganz Europa mit Schwerpunkt auf Ost- und Südosteuropa an und konzentriert sich auf 35 bis 50 Unternehmen, die besonders hohe Wachstumschancen durch die Erweiterung Europas haben: Er ist jeweils zu rund 23 Prozent in Industrieunternehmen und in den Werkstoffsektor investiert (Stand: Ende Januar 2008).

Quelle: Fidelity

Die 1946 gegründete US-Investmentgesellschaft Fidelity ist das größte unabhängige Fondsmanagement-Unternehmen der Welt. Es beschäftigt insgesamt 35.000 Mitarbeiter an 36 Standorten und stellt privaten und institutionellen Anlegern Investmentprodukte und -dienstleistungen zur Verfügung. Die deutsche Niederlassung Fidelity Investment Services GmbH in Frankfurt betreut ein Fondsvermögen für private Anleger von 12,01 Mrd. Euro, vertreibt 103 Publikumsfonds direkt sowie über mehr als 600 Kooperationspartner und beschäftigt 210 Mitarbeiter (Stand: 30.06.2007).

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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