Kommentar
15:10 Uhr, 09.05.2005

Vollkasko am Fließband

Für gewöhnlich werden Garantie-Zertifikate nur im Rahmen einer eng begrenzten Zeitspanne angeboten. Die DZ BANK bringt nun Regelmäßigkeit ins Geschäft mit der Sicherheit und emittiert ab sofort jeden Monat eine Neuauflage ihrer Klassiker „VARIOZINS Garant“ und „MULTIZINS Garant Extra“. Im ZertifikateJournal-Interview stellt Bodo Gauer, Leiter Retail-Productmanagement, die beiden Produkte vor und erklärt, wo die Vorteile der Daueremission liegen.

ZertifikateJournal: Herr Gauer, sind Sie und Ihre Kunden notorische Angsthasen?

Gauer: Nein. Garantie-Zertifikate haben nichts mit Angst zu tun, sondern mit Sicherheit – also mit einem integralen Bedürfnis nicht nur unserer Kunden. Der Börsencrash von 2001/02 steckt vielen Anlegern verständlicherweise immer noch dermaßen in den Knochen, dass sie das Damoklesschwert möglicher Verluste unbedingt vermeiden wollen.

ZertifikateJournal: Wenn’s darum geht, kann man auch einfach Bundesanleihen kaufen. 100 Prozent Sicherheit, staatlich garantiert…

Gauer: …und auf fünf Jahre eine Rendite von 2,8 Prozent p.a. Keine sonderlich attraktive Perspektive, die sich kaum mit dem Ziel der Genossenschaftsbanken vereinbaren lässt, dem Kunden in der Beratung echten Mehrwert zu bieten. Und genau deshalb basieren unsere Garantie-Zertifikate auf einem drei Säulen-Konzept: Kapitalerhalt, Mindestzins als Inflationsausgleich plus die Chance auf deutlich über dem Marktniveau liegende Kupons.

ZertifikateJournal: Der Mindestzins liegt in der Regel allerdings irgendwo zwischen 0,75 und 1,50 Prozent p.a. Unter Umständen fährt der Kunde also schlechter als mit Bundesanleihen.

Gauer: Die Aussicht auf höhere Kupons ist ja üblicherweise gekoppelt an einen Aktienkorb und wenn dieser sich extrem ungünstig entwickelt, wird tatsächlich nur der Mindestzins gezahlt. Man darf aber nicht vergessen: Mit einem direkten Aktieninvestment würde der Kunde in einem solchen „Worst Case“-Szenario Verluste machen! Außerdem bemühen wir uns, die Zertifikate so zu „stricken“, dass es eine faire und reelle Chance auf einen Zins-Bonus gibt.

ZertifikateJournal: Das heißt konkret?

Gauer: Lassen Sie mich das am Beispiel unseres „VARIOZINS Garant“ erläutern. Hier winken je nach Marktlage zwischen 6,0 und 7,5 Prozent Kupon, wenn an zwölf monatlichen Stichtagen keine von 20 Aktien unterhalb eine bestimmte Schwelle fällt – und diese Schwelle liegt 25 Prozent unter den Aktienkursen vom Emissionstag. Es gibt also einen ziemlich komfortablen Puffer, so dass Anleger bereits in moderat fallenden Märkten sehr attraktive Zinseinnahmen erzielen können.

ZertifikateJournal: Aber wenn eine einzelne Aktie an einem Jahresstichtag mehr als 25 Prozent Minus aufweist, geht die Rechnung nicht mehr auf. Und das ist schnell passiert – Stichwort „Einzelaktien-Risiko“.

Gauer: Mag sein. Aber genau deshalb gibt es ja weitere Optimierungen. Erstens: Wenn nur eine Aktie „unter Wasser“ liegt, kommen immerhin noch 2,5 bis 3,5 Prozent zur Auszahlung, was sich im Vergleich mit Bundesanleihen ebenfalls durchaus sehen lassen kann. Und zweitens: Unsere Aktienkörbe enthalten ausschließlich internationale Qualitätstitel, keine schwankungsanfälligen Neben- und Spezialwerte.

ZertifikateJournal: Trotzdem wird immer wieder kritisiert, Garantie-Zertifikate seien teuer.

Gauer: Natürlich ist eine Kapitalgarantie angesichts des momentanen Zinsniveaus finanzmathematisch gesehen „teuer“. Aber für uns ist der Blickwinkel des Anlegers entscheidend, der Sicherheit und Ertrag sehen will. Und das ist keine wolkige Phantasie, sondern nachrechenbare Realität: Die ersten VARIOZINS-Emissionen vom Frühjahr 2003 haben den Kunden nun schon zweimal den Maximal-Kupon von 10 Prozent gebracht. Insgesamt haben wir alleine auf diese Produkt bislang knapp 200 Mio. Euro ausgeschüttet…

ZertifikateJournal: …die Sie sich jetzt mit regelmäßigen Folge-Emissionen zurückholen wollen.

Gauer: Richtig ist, dass wir ab sofort als erster Emittent kontinuierlich jeden Monat neue VARIOZINS-Zertifikate auf den Markt bringen und damit eine Anregung vieler Anleger und Kundenberater aufgreifen. Schauen Sie, bisher war es immer so: Die Bank hat ein Garantie-Produkt angeboten, der Kunde konnte während der Zeichnungsfrist einsteigen, dann war Schluss – und wer gerade keinen Anlagebedarf bzw. keine flüssigen Mittel hatte, musste Wochen oder sogar Monate auf eine Folgeemission warten.

ZertifikateJournal: Aber die Banken denken sich doch am laufenden Band neue Garantie-Zertifikate mit immer neuen Kupon-Mechanismen aus!?

Gauer: Ja schon, aber versetzen Sie sich doch einmal in die Lage des Kunden: Sie haben vor einem oder zwei Jahren einen VARIOZINS gekauft und sehen nun, dass die Sache funktioniert – dann wollen Sie sich doch nicht ständig auf neue Produktkonzepte einlassen, wenn es um die Wideranlage der Ausschüttungen oder ein zusätzliches Investment geht. Da sind Sie froh, wenn Ihr Berater jederzeit bewährte Lösungen auf Lager hat.

ZertifikateJournal: VARIOZINS als Nonplusultra?

Gauer: Überhaupt nicht. Nur bitte bedenken Sie: Die Finanzmathematiker entwickeln zwar ständig neue Garantie-Strukturen, doch nur wenige können sich nachhaltig am Markt behaupten – auch weil sich bestimmte Mechanismen nur in einem sehr speziellen Umfeld darstellen lassen. Deshalb konzentrieren wir uns bei den Daueremissionen zunächst auf die beiden Ansätze, bei denen permanent attraktive Konditionen darstellbar sind, nämlich VARIOZINS und MULTIZINS.

ZertifikateJournal: Was genau verbirgt sich hinter letzterem?

Gauer: Beim MULTIZINS richtet sich der Kupon danach, wie stark die einzelnen Titel des Aktienkorbs schwanken – und zwar unabhängig von der Richtung der Kursbewegung. Wichtig ist nur, dass die Märkte sich bewegen. Anleger haben also sowohl in Hausse- als auch in Baisse-Phasen die Chance auf einen attraktiven Zins von bis zu 12 Prozent p.a. Das macht den MULTIZINS auch unter portfoliotechnischen Erwägungen interessant, nämlich als komplementäres Gegenstück zum VARIO-ZINS. Darüber hinaus haben wir hier unser beliebtes „Lock-in“-Prinzip eingebaut: Sobald sich auf Basis des Aktienkorbs einmal ein über dem anfänglichen Mindestzins liegender Kupon ergibt, wird dieser bis zum Laufzeitende als neuer Mindestzins festgeschrieben.

ZertifikateJournal: Und die Ausstattung der monatlich neu aufgelegten Produkte ist immer identisch?

Gauer: Der Mechanismus ist immer derselbe, ebenso die Laufzeit von vier Jahren beim MULTIZINS und sechs Jahren beim VARIOZINS – und natürlich auch die 100prozentige Kapitalgarantie bei Fälligkeit. Die übrigen Ausstattungsparameter, also der Mindestkupon (zwischen 1,0 und 2,5 Prozent p.a.) und die Zins-Stufen des VARIOZINS bzw. die Partizipationsrate des MULTIZINS, richten sich nach dem Marktumfeld und können sich von Monat zu Monat leicht unterscheiden. Außerdem werden die zugrunde liegenden Aktienkörbe natürlich fortlaufend optimiert.

ZertifikateJournal: Der Kunde kann also jederzeit in die Bank marschieren…

Gauer: …und hat dort die Wahl zwischen zwei perfekt der aktuellen Marktsituation angepassten Garantieprodukten, die überdies bereits ab 100,00 Euro investierbar sind. Wir reden hier also über Produkte, die für jedes Volumen infrage kommen – vom vermögenden Privatkunden bis zum Kleinsparer. Das ist ja einer der wesentlichen Vorteile von Zertifikaten, die flexible Skalierbarkeit.

ZertifikateJournal: Denken Sie daran, auch andere Garantie-Konzepte – etwa den bei der Anlegerschaft ebenfalls sehr populären „PLUSZINS Garant Extra“ – im Wege der Daueremission anzubieten?

Gauer: Wenn die Idee der Daueremission sich durchsetzt – und die erste Resonanz seitens der Anleger und Berater ist sehr positiv – können wir uns das zu einem späteren Zeitpunkt durchaus vorstellen. Zunächst bleibt es aber bei VARIOZINS und MULTIZINS, auch weil die Berater mit diesen beiden Produkten bereits bestens vertraut sind und dem Kunden deshalb ohne zusätzliche Schulungen den Service bieten können, den er von seiner Genossenschaftsbank gewohnt ist: Umfassende Information sowohl beim Kauf als auch danach, wenn der Anleger zum Beispiel wissen, warum er drei und nicht sechs Prozent Zinsen bekommen hat.

ZertifikateJournal: Und was ist, wenn der Kunde schon vor der eigentlichen Fälligkeit ans Geld will?

Gauer: Grundsätzlich sollte man sich vor dem Einstieg überlegen, wie lange man sich binden möchte – genau deshalb bieten wir ja die Wahlmöglichkeit zwischen vier und sechs Jahren an. Die Garantie wirkt schließlich erst zum Laufzeitende. Gleichzeitig stellt die DZ BANK jedoch permanent Rückkaufspreise. Im Bedarfsfall kann man also stets zu direkt am inneren Wert der Zertifikate orientierten Kursen aussteigen, die je nach Marktentwicklung leicht über oder unter 100 Prozent liegen werden. Mögliche Zwischenverluste dürften allerdings selbst in einem sehr nachteiligen Umfeld kaum über vier bis fünf Prozent hinausgehen.

ZertifikateJournal: Bleibt nur noch das Steuerproblem…

Gauer: Das alte Lied – Aktiengewinne sind nach 12 Monaten steuerfrei, Zinseinnahmen muss man immer mit dem Fiskus teilen. Doch das kann kein Argument gegen Garantie-Zertifikate sein, denn man muss ja auch nicht die mit einem Aktien-Engagement verbundenen Risiken eingehen. Und außerdem: 2001/02 wären viele Anleger froh gewesen, wenn sie Gewinne zum Versteuern gehabt hätten statt Verluste zum Abschreiben…

Mehr über Zertifikate erfahren Sie Woche für Woche im ZertifikateJournal, dem kostenlosen Anlegerbrief von Deutschlands führenden Zertifikate-Experten Christian W. Röhl und Werner H. Heussinger. Auf www.zertifikatejournal.de können Sie sich in den Gratis-Verteiler eintragen!

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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