Nachricht
15:48 Uhr, 24.02.2009

Volkswirt: Opel ist nicht zu groß für den Untergang

Düsseldorf (BoerseGo.de) - Aus Sicht von Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Deka-Bank, ist Opel nicht zu groß, um das Unternehmen fallen zu lassen. "In diesem Fall gibt es keinen systemischen Zusammenhang wie bei Banken. Wenn dort ein Institut fällt, fallen andere, und schließlich bricht die gesamte Wirtschaft zusammen", sagte er im Gespräch mit Handelsblatt.com. Die Verflechtung von Autobauern und -zulieferern sei zwar sehr ausgeprägt. Der Sturz eines Herstellers würde aber aus Katers Sicht nicht die gesamte deutsche Wirtschaft in den Abgrund reißen.

Kater zeigte sich insgesamt skeptisch, was eine Auffanglösung der deutschen General-Motors-Tochter angeht. Er gab zu bedenken, in der Autoindustrie seien derzeit Überkapazitäten vorhanden und Produkte im Angebot, die nicht mehr in die Landschaft passten. "Ein Strukturwandel ist notwendig, das darf man vor lauter Krise nicht vergessen." Sinn einer Rezession ist ihm zufolge auch, diesen Wandel der Wirtschaft zu beschleunigen. Ein Eingreifen des Staates hält er nur zugunsten von Unternehmen für gerechtfertigt, die ohne den gegenwärtigen "exorbitanten Einbruch" überlebensfähig wären. Denn dass sie durch den exogenen Schock vernichtet würden, hält er für unnötig.

Sogar auf Ebene des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen sei die deutsche GM-Tochter mit ihrem Werk in Bochum nicht zu groß, um sie fallen zu lassen, so die Einschätzung von Christoph M. Schmidt, Präsident des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) in Essen. "Für die regionale Wirtschaft ist Opel sehr wichtig, und das Ende des Unternehmens wäre ein harter Rückschlag. Die gesamte nordrhein-westfälische Wirtschaft würde das spüren", sagte er zwar im Gespräch mit Handelsblatt.com. Allerdings wäre der Verzicht auf eine staatliche Rettungsaktion für die Region nach seiner Ansicht das geringere Übel. "Der Staat sollte die Umstrukturierung unterstützen und die sozialen Folgen abfedern." Schon einmal sei im Ruhrgebiet zu lange auf Strukturerhaltung gesetzt worden, sagte Schmidt. Er gab zu bedenken, die Probleme der Autoindustrie seien längerfristig und resultierten nicht nur aus der Krise.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

Mehr Experten