Kommentar
21:39 Uhr, 15.07.2005

Volkswagen – strategische Trendwende?

Die VW-Stammaktie vollzog seit ihrem Allzeithoch im Jahre 1998 bei 102 Euro eine langfristige Abwärtsbewegung. Das Tief markierte der Wert bei 28,06 Euro im Jahr 2003. Seither befindet sich das Papier in einer breit angelegten Bodenbildungsphase. Im Rahmen dieser Bodenbildung könnte es der Aktie in dieser Woche gelingen, den langfristigen Abwärtstrend, welcher derzeit bei 39,87 Euro verläuft, nachhaltig zu überwinden. Gleichzeitig hat VW eine große Bodenformation in Form eines so genannten Doppeltiefs komplettiert. Der entsprechende Signalbereich befindet sich beim überwundenen Widerstand von 38,53 Euro. Diese Bodenformation besteht bei analytischer Vorgehensweise, d.h. bei Projektion der Höhe der Formation an diesem Durchbruchspunkt nach oben, bei einem Wert von ca. 46,72 Euro.

Interessanterweise befindet sich bei 46,74 Euro ein Widerstand aus dem Jahr 2003. Solange nun der Durchbruchspunkt des Doppeltiefs bei ca. 38,53 Euro nicht mehr nachhaltig unterboten wird, besteht die Möglichkeit, dass im Rahmen einer Fortsetzung der seit Anfang Mai dieses Jahres stattfindenden, mittelfristigen Aufwärtsbewegung diese analytische Marke erreicht werden könnte. Sollte im Fortgang dieses Aufwärtstrends schließlich auch diese bedeutende Widerstandszone um die 46 Euro nachhaltig überboten werden, befindet sich der nächste aus dem langfristigen Chartbild ersichtliche Widerstandsbereich erst bei rund 62 Euro. Auf langfristige Sicht wäre auch ein Erreichen dieses aktuell noch weit entfernten Bereiches denkbar.

Kurzfristig muss allerdings aufgrund einer in der Markttechnik des Tagescharts ersichtlichen Überhitzung mit Korrekturen des gerade stattfindenden Aufwärtsimpulses gerechnet werden. Da sich jedoch die mittel- bis langfristige Markttechnik mittlerweile deutlich verbessert hat, besteht anschließend noch ausreichend Spielraum nach oben. So konnte beispielsweise der gleitende Durchschnitt der vergangenen 200 Handelstage im Rahmen des jüngsten Aufwärtstrends nach oben drehen. Auch sentimenttechnisch scheint sich die Lage bei VW nachhaltig zu bessern. Stand bisher in punkto Arbeitsplatzsicherung und Gewerkschaften eine Konsensstrategie im Mittelpunkt, scheinen die jüngsten Verwerfungen auf Vorstands- bzw. Aufsichtsratsebene nun dazu zu führen, dass VW demnächst eine renditeoptimierte Strategie fährt, ganz dem Shareholder-Value-Gedanken und einer besseren Wettbewerbsfähigkeit verpflichtet.

Vor diesem Hintergrund könnten strategisch agierende Anleger aktuell erwägen – vorzugsweise nach einem leichten Rücksetzer in den kommenden Handelstagen im Anschluss an den jüngsten Aufwärtsimpuls – mit einem Call-Optionsschein auf eine strategische Trendwende bzw. auf weiter steigende Notierungen zu setzen. Aus technischer Sicht käme hierbei ein anfänglicher Stopp-Loss (bezogen auf den Aktienkurs) etwas unterhalb der 37-Euro-Marke in Betracht.

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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