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Kommentar
13:15 Uhr, 10.03.2025

Volkswagen lässt den Verbrenner länger laufen

Volkswagen durchlebte ein schwieriges Jahr. Intensiver Wettbewerbsdruck im Segment der Kompaktwagen, vor allem aus China, sowie Herausforderungen bei der Einführung eines neuen Elektroautomodells und komplizierte Produktionsbedingungen in Deutschland bereiten nicht nur der Unternehmensführung Sorgen.

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Vontobel Kolumne

Volkswagen durchlebte ein schwieriges Jahr. Intensiver Wettbewerbsdruck im Segment der Kompaktwagen, vor allem aus China, sowie Herausforderungen bei der Einführung eines neuen Elektroautomodells und komplizierte Produktionsbedingungen in Deutschland bereiten nicht nur der Unternehmensführung Sorgen. Die Automarke aus Wolfsburg ist eine Ikone der deutschen Wirtschaft und spielt eine wichtige Rolle für das Land. Seit Anfang 2025 gibt es jedoch Anzeichen für eine möglichen Trendwende. Kann VW trotz allem die Kurve kriegen?

Im vergangenen Jahr fehlte es nicht an pessimistischen Prognosen über den Niedergang der deutschen Automobilindustrie. Die Gründe dafür waren zahlreich. In seiner über 80-jährigen Geschichte sah sich Volkswagen mit drastischen Maßnahmen konfrontiert, darunter Werkschließungen, Massenentlassungen und finanzielle Rettungsaktionen. Während die chinesische Konkurrenz frühzeitig konkrete Schritte zur vollständigen Elektrifizierung ihrer Fahrzeugflotte unternahm, zögerte VW. Neue Elektromodelle kamen langsamer auf den Markt als bei den Wettbewerbern, und die vorhandenen Modelle erfüllten nicht die erwarteten Verkaufszahlen. Weltweit gesehen verkaufte Volkswagen im Jahr 2024 2,3 Prozent weniger Fahrzeuge als 2023 (Manager Magazin, 14.01.2025).

Schwache Nachfrage in China und harte Konkurrenz im Elektroautomarkt

Im wichtigsten Markt, China, hat sich der Gegenwind für das Unternehmen im letzten Jahr zunehmend verschärft und die Nachfrage nach Fahrzeugen stark zurückgegangen. Im Jahr 2024 wurden in China etwa 2,2 Millionen Fahrzeuge weniger verkauft als im Vorjahr, was einem Rückgang um rund 8,3 Prozent entspricht (NDR, 09.01.2025). Ein genauerer Blick auf die Wettbewerbssituation in China zeigt, dass chinesische Hersteller es geschafft haben, das Image schlechter Qualität und Leistung, das vor allem ihre Verbrennungsmotoren betraf, abzulegen. Lokale Automarken wie BYD, Nio und Xiaomi bieten ihre Modelle nun nicht nur günstiger an, sondern überzeugen auch mit innovativeren Funktionen, benutzerfreundlicherer und zuverlässigerer Software sowie leistungsfähigeren Batterien.

Während die Verbreitung der Elektromobilität in Europa und Nordamerika nur langsam vorankommt, steigt der Anteil der E-Autos auf Chinas Straßen stetig. Prognosen der Financial Times zufolge könnten im Jahr 2025 in China erstmals mehr Elektrofahrzeuge als Verbrenner verkauft werden. VW tut sich zunehmend schwer, ein wettbewerbsfähiges und preislich attraktives Modell auf den Markt zu bringen. Das Modell „ID.3“, das erste ausschließlich als Elektroauto entwickelte Modell von VW, litt lange unter schwacher Nachfrage, unter anderem wegen anfänglicher Softwareprobleme. Diess veranlasste VW dazu, die Preise auf dem chinesischen Markt drastisch zu senken und damit die Gewinnmargen weiter zu drücken.

Herausforderungen in der Produktion und interne Umstrukturierungen

Auch im Heimatmarkt Deutschland befindet sich Volkswagen in schwierigem Fahrwasser. Wie viele deutsche Industrieunternehmen kämpft auch Volkswagen mit den Nachwirkungen der Energiekrise. Zusätzlich machen hausgemachte Probleme wie hohe Produktionskosten und Effizienzprobleme dem Konzern zu schaffen. Die Konzernleitung versucht, den überhöhten Kosten mit Maßnahmen zur Reduzierung der Überkapazitäten entgegenzuwirken. Es stehen Maßnahmen im Raum, die zuvor als undenkbar galten, wie die Schließung von Produktionsstätten in Deutschland und damit verbundene Entlassungen, welche die seit 1994 bestehende Beschäftigungssicherung aufheben würden. Dies führte jedoch zu massiven Protesten der Gewerkschaften.

Politische Einflüsse und Strategien zur Neuausrichtung

Aufgrund dieser Umstände gerät Volkswagen zunehmend in den politischen Fokus. Der neue Bundeskanzler Deutschlands, Friedrich Merz, kritisierte bereits im September letzten Jahres, dass der Konzern zu sehr dem Wunsch seiner staatlichen Anteilseigner gefolgt sei, auf Elektromobilität umzustellen. Der CDU-Vorsitzende bemängelte, dass weder die notwendige Infrastruktur noch ein wettbewerbsfähiges Fahrzeugangebot vorhanden sei.

Mit dem Wahlsieg der CDU erwägen deutsche Automobilhersteller nun verstärkt einen Strategiewechsel. Ursprünglich plante Volkswagen, ab 2033 in Europa keine Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor mehr anzubieten. Es zeichnet sich jedoch ab, dass der Konzern seine Bestseller wie Golf, Tiguan und T-Roc länger als geplant produzieren könnte. Diese Entscheidung könnte im Rahmen einer Investitionsplanungsrunde getroffen werden, die Anfang März 2025 stattfinden soll (Handelsblatt, 14.02.2025). Branchenexperten bemerken, dass diese Maßnahme angesichts des unveränderten Trends hin zur E-Mobilität im Schlüsselmarkt China keine nachhaltige Lösung darstellen könnte.

Steht eine Wende bevor?

Der Aktienkurs des Volkswagen-Konzerns konnte seit Jahresbeginn 2025 um 20 Prozent zulegen (Stand 26.02.2025). Dieser Anstieg könnte auf die Erwartung einer strategischen Neupositionierung des Konzerns infolge des politischen Wandels in Deutschland zurückzuführen sein. Dennoch steht Volkswagen vor der Herausforderung, sich in einem schnelllebigen Automarkt neu zu positionieren und den Anschluss an die Konkurrenz nicht zu verpassen. Die Verlängerung der Produktion von Verbrenner-Modellen könnte dem Konzern kurzfristig Stabilität geben, um seine Elektroauto-Palette konsequent zu überarbeiten und mit neuen, wettbewerbsfähigen Modellen die verlorenen Marktanteile zurückzugewinnen. Die nächsten Monate könnten zeigen, auf welche Maßnahmen die Konzernleitung setzen wird, um Volkswagen wieder auf Kurs zu bringen.

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VG64HM Volkswagen AG 80,00% 10,00% 20.03.2026 17.03.2025

Stand: 10.03.2025 13:00 Uhr; Währung: EUR

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