Viva Zapata! Wie die Familie Bush die USA prägte
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Anbei ein von BörseGo-Redakteur Florian Guckelsberger recherchierter Hintergrundartikel über die prägende Wirkung der Bush-Familie auf die US-amerikanische Gesellschaft und die Weltwirtschaft.
Viva Zapata!
von: Florian Guckelsberger
Vor mehr als 230 Jahren erschütterten zwei Schriften den amerikanischen Kontinent. Thomas Jeffersons Unabhängigkeitserklärung proklamierte die Loslösung der USA von ihren Kolonialherren aus Übersee und der schottische Philosoph und Vordenker der Volkswirtschaftslehre Adam Smith veröffentlichte nach zwei Jahren Arbeit sein "Wohlstand der Nationen". Jefferson entwarf einen Schlüssel zur Verteilung politischer Macht, Smith den zur Verteilung wirtschaftlicher Güter. Freiheit war das Wort der Stunde. Ein Gut, da waren sich Smith und Jefferson einig, dass durch die unheilige Allianz von Macht und Geld, von Politik und Wirtschaft, bedroht wird. "Alles für uns und nichts für die anderen scheint zu jeder Zeit der schändliche Grundsatz der Herrschenden zu sein", schreibt Smith.
Die Geschichte des Hauses Bush beginnt 1863 in Brick Church, New Jersey. Rund 20 Kilometer Luftlinie vom heutigen Herzen der US-Wirtschaft an der New Yorker Wallstreet entfernt, erblickt am 4. Oktober Samuel Prescot Bush das Licht der Welt. Damals ahnte niemand, dass der geschäftstüchtige Samuel einmal der Patriarch einer der reichsten und einflussreichsten Familien des Landes sein wird. Zwei seiner Nachfahren werden dereinst sogar im Weißen Haus leben. Erfolg werden sie alle haben.
Im Alter von 36 Jahren ist Samuel bereits einer der Entscheider bei der Eisenbahngesellschaft St. Paul and Pacific Railroad. Zwei Jahre später wird er unter Frank Rockefeller Manager bei der Buckeye Steel Castings Company. Als der Bruder des legendären Ölmagnaten 1908 seinen Austritt verkündet, steigt Samuel zum Präsident des Konzerns auf. Als die USA schließlich in den Ersten Weltkrieg eintreten, kommt der Stahlproduktion eine Schlüsselrolle zu und Präsident Wilson beruft den mittlerweile ergrauten Bush in den Kriegsindustrie-Ausschuss. Dort ist er zuständig für die Produktion von Geschützen, Kleinfeuerwaffen und Munition. Nach dem Krieg zieht Bush weiter: Nacheinander wird er Direktor der Federal Reserve Bank of Cleveland und der Huntington National Bank of Columbus. 1927 zieht er sich aus der Stahlindustrie zurück und wird vier Jahre später von Präsident Hoover in das Arbeitslosen-Komitee berufen. Als Samuel Prescott Bush 1948 stirbt, hat er bereits ein engmaschiges Netzwerk von Freunden und Unterstützer gewoben.
Zu diesem Zeitpunkt ist sein Sohn Prescott Sheldon Bush bereits ein gemachter Mann. Der erste Gouverneur der Familie wurde 1895 im ausklingenden 19. Jahrhundert geboren und hat die Geschäftstüchtigkeit seines Vaters in die Wiege gelegt bekommen. Doch es war eine Heirat, die maßgeblich das weitere Schicksal des Hauses Bush bestimmte. 1921, wenige Jahre nach seinem Studium an der Elite-Universität Yale, ehelicht Prescott Bush Dorothy Walker, die Tochter eines in St. Louis berühmt und reich gewordenen Investmentbankers der Brown Brothers Harriman (BBH). Walker sen. erkennt schnell das Potential seines Schwiegersohns und hilft ihm ins Geschäft zu kommen. Bush tut sich mit Averill Harriman zusammen, dem Sohn des Eisenbahn-Tycoons E. H. Harriman. Die beiden kennen sich aus der Studentenverbindung Skull und Bones, der beide während des Studiums beitraten. Mit dem Geld ihrer Familien im Rücken werden Harriman und Bush schließlich zu zwei von sieben Gründungsmitgliedern der New Yorker Union Banking Corporation (UBC).
Damit beginnt eines der dunkelsten Kapitel des Hauses Bush: Die UBC-Investoren Walker und Harriman stellen die Bank dem deutschen Industrie-Magnaten Fritz Thyssen zur Verfügung. Aus Angst vor Enteignung baut der Sohn des Firmengründers August Thyssen ein Netzwerk ausländischer Banken auf, um die Gelder des Industrie-Imperiums im Ausland einzulagern. Doch die geschäftliche Verbindung nach Deutschland bekommt schnell einen schalen Beigeschmack, als Fritz Thyssen dem obszönen Faszinosum Faschismus anheim fällt und beginnt, sich für den jungen Hitler und seine NSDAP zu begeistern. Den Geschäften tut das zunächst aber keinen Abbruch: Bis in die späten 30er-Jahre kaufen Bushs UBC und die BBH für viele Millionen Dollar Gold, Kohle, Stahl, Öl und US-Schatzbriefe, die nach Deutschland geliefert werden und dort dem Aufbau der Kriegsapparatur dienen. Mit dem Angriff der Japaner auf Pearl Harbor 1941 ändert sich das politische Klima jedoch mit einem Paukenschlag: Die USA proklamieren den Kriegseintritt und der "Trading with the Enemy Act" verbietet Handel mit den Achsenmächten. Zur Überwachung des Gesetzes belebt Präsident Roosevelt die Kommission für ausländisches Eigentum wieder.
Erwin May, Beauftragter der Kommission, ermittelt, dass die UBC schon länger nicht mehr Harrimann und Walker gehört. Sie halten die Anteile der Bank nur noch für die niederländische Bank voor Handel een Scheepvaart N.V. mit Sitz in Rotterdam. Die Direktoren, unter ihnen Prescott Bush, bestreiten davon gewusst zu haben. Doch May recherchiert weiter und findet heraus, dass der UBC-Direktor Kouwenhoven gleichzeitig Vorsitzender der Bank voor Handel een Scheepvart ist. Schwerer wiegt jedoch, dass Kouwenhoven auch der Berliner August Thyssen Bank angehört und Direktor der Thyssen-Holding für Stahl und Kohle ist. Schlüsselindustrien der deutschen Mobilmachung. 1942 werden die UBC-Besitzer von der Regierung enteignet, Prescott Bush erhält angeblich 1,5 Millionen Dollar Entschädigung. Nachdem er der Wirtschaft den Rücken gekehrt hat, wird er das Geld in seine politische Karriere stecken. 1950 kandidiert Bush für das Amt des Gouverneurs von Conneticut. Er verliert knapp, schafft es 1952 jedoch im zweiten Anlauf. Er bleibt insgesamt elf Jahre im Amt.
Da ist der Staffelstab längst an seinen Sohn George Herbert Walker Bush übergegangen. Kurz bevor sein Vater 1924 in das Bankgeschäft einsteigt, wird George geboren. Genau wie der große Prescott Bush geht George zum Studium nach Yale. Auch er tritt der Geheimgesellschaft Skull and Bones bei und auch er legt einen erstaunlichen Geschäftssinn an den Tag. 1950 steigt George mit gerade einmal 26 Jahren in das Ölgeschäft ein. Im texanischen Midland gründet er mit John Overby die Bush Overby Oil Development Corp. Ihr Startkapital beträgt rund 350.000 Dollar, auf heutige Verhältnisse umgerechnet entspricht das etwas mehr als drei Millionen Dollar. Das Geld für ihr Firma stammt von Vater Prescott Bush, Onkel Herbert Walker Bush und Eugene Meyer, Besitzer des etablierten Hauptstadtblatts Washington Post.
Midland, Texas erweist sich schnell als ideale Standortwahl. Bush und Overby siedeln ihre Unternehmung in dem Ort mit der höchsten Millionärsdichte der USA an: Zahlreiche Country-Clubs, gediegene Golfplätze und eine von zwei Rolls-Royce-Vertretungen dienen den aufstrebenden Entrepreneurs als Spiel- und Marktplatz. Scheinbar unendliche Möglichkeiten tun sich auf. Bush und Overby knüpfen Kontakte und nehmen erste Aufträge an, ehe sie sich 1953 mit den Brüdern Hugh und Bill Liedkte zusammenschließen und das Gemeinschaftsunternehmen Zapata Petroleum gründen. Für den Namen entscheiden sie sich die jungen Unternehmer nach einem Kinobesuch: "Viva Zapata!" von Regisseur Elia Kazan ist eine Hommage an den mexikanischen Rebellen Emiliano Zapata, dargestellt vom legendären Marlon Brando. "Ein Bandit der zur Legende wurde", heißt es im Untertitel.
Nur ein Jahr später, 1954, wird die Zapata Offshore Company gegründet, die erfolgreich das rund 2800 Hektar große Jamieson Feld ausbeutet. In Coke Country macht Zapata gute Geschäfte. Doch die Allianz zerbricht: Bush und Overby trennen sich von den Liedtke-Brüdern und kaufen 43% der Offshore-Sparte. Mittlerweile ist Texas fest in der Hand der Öl-Magnaten, Bush und Kompagnon zieht es in die Hauptstadt Houston; dem schlagenden Herz der Industrie, täglich Millionen Barrel Öl in alle Teile der Welt pumpend. Doch das Geschäft mit dem schwarzen Gold fordert Opfer. Ende der 90er-Jahre gibt es keinen Staat in den USA, der schmutziger und verpesteter als Texas wäre. Nirgendwo werden mehr giftige Chemikalien ausgestoßen, nirgendwo belasten mehr karzinogene Stoffe die Umwelt, nirgendwo ist die Luft- und Wasserverschmutzung drastischer, nirgendwo gibt es so viel Giftmüll wie in Texas. Und nirgendwo so viel Öl.
Doch nur wenig später schmiedet Bush neue Pläne. 1962, im Alter von 38 Jahren wird er Vorsitzender der Republikaner im texanischen Harris County. Zwar verliert er zwei Jahre später die Wahl für den Senat, doch 1966 gelingt ihm der Einzug ins Repräsentantenhaus. Im selben Jahr verkauft George seine Anteile an Zapata Offshore, um sich voll auf seine politische Karriere zu konzentrieren. Er verliert auch den zweiten Wahlkampf um den Einzug in den Senat, doch er kann sich voll auf sein Netzwerk aus Freunden und Unterstützern verlassen. 1974 leitet er für ein Jahr das amerikanische Verbindungsbüro in Peking und als er wiederkommt, eröffnet sich eine ungleich größere Chance: Die CIA sucht einen neuen Leiter und Bush schlägt zu. Er ist nur ein Jahr in Langley beschäftigt, doch auch Jahre nach seinem Engagement erhält er angeblich Tag für Tag den streng geheimen Weltsicherheitsreport auf den Schreibtisch. Bush ist kein Niemand mehr: Als Reagan 1981 ins Weiße Haus einzieht, macht er ihn zu seinem Vize. Acht Jahre lang kann er nun das legendäre Oval Office aus nächster Nähe betrachten, die Schaltzentrale des mächtigsten Mannes der Welt – damals noch mehr als heute. Er ist zu diesem Zeitpunkt nur wenige Schritte vom größten Triumph seiner Karriere entfernt. 1989 wird George Herbert Walker Bush zum 41. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika vereidigt.
Zu diesem Zeitpunkt steht er bereits seit zwei Jahre auf der Gehaltsliste der Carlyle Group, für die er Reden hält und die er berät. Die Carlyle Group gilt als eine der größten amerikanischen Beteiligungsgesellschaften und verwaltet nach eigenen Angaben mehr als 85 Milliarden Dollar. Ob Medien, Telekommunikation, Luftfahrt, oder Immobilien: Das Geld der Investoren findet sich in vielen Branchen. Und obwohl das Unternehmen immer wieder behauptet, nur einen Bruchteil seines Geldes in Rüstungsunternehmen zu investieren, bezeichnen Kritiker Carlyle mit allen Beteiligungen als den elft größten Waffenlieferanten der USA.
Gegründet wurde die Carlyle Group von David Rubenstein, dem ehemaligen Innenpolitik-Berater von Präsident Jimmy Carter (Platz 155 auf der 2007er Forbes-Liste der reichsten Menschen der Welt) sowie Daniel D’Aniello (Platz 165), William Conway (Platz 166) und Stephen Norris, der später auch George Bush jr. ins Boot holen wird. Der Wert des Unternehmens wird heute auf 3,5 Milliarden Dollar geschätzt und auf den Lohnschecks finden sich illustre Namen zuhauf. Neben John Major, dem ehemaligen Premierminister Großbritanniens arbeiten James Baker (ehemaliger US-Außenminister), Frank Carlucci (ehemaliger US-Verteidigungsminister), Colin Powell (ehemaliger US-Außenminister), Afsaneh Mashayekhi (ehemaliger Chef der Weltbank), Fidel Ramos (ehemaliger Präsident der Philippinen), Anand Panyarachun (ehemaliger Premier Thailands), Karl Otto Pohl (ehemaliger Chef der Deutschen Bundesbank) und Arthur Levitt (ehemaliger Chef der US-Börsenaufsicht SEC) für Carlyle. "Die sind groß und die sind lautlos", sagt David Mulholland, Redakteur bei der Militärzeitschrift "Jane's Defence Weekly" ehrfürchtig über Carlyle.
Als Bush 1993 sein Amt an den Demokraten Bill Clinton abgeben muss, verlässt er zwar das Weiße Haus, nicht aber Washington. Für die Carlyle Group betreut er den asiatischen Markt und sucht nach Investoren. 1994, ein Jahr nach seinem Rücktritt als Präsident, steigt die Saudi Binladin Group bei Carlyle ein. Die Araber haben Milliarden mit US-Aufträgen für Straßenbau verdient und sollen angeblich lange Jahre Großkunde beim amerikanischen Baumaschinenhersteller Caterpillar gewesen sein. Bush bleibt bis 2003 bei der Beteiligungsgesellschaft, ist also auch Berater, als am 11. September 2001 zwei gekaperte Flugzeuge auf Geheiß von Osama Bin Laden in das New Yorker World Trade Center rasen und mehr als 3000 amerikanische Staatsbürger in den Tod reißen. Unglücklicherweise findet genau an diesem Tag ein Treffen der Investoren im Big Apple statt. Angeblich ist neben Ex-Außenminister Baker und Ex-Präsident Bush auch Shafiq Bin Laden vor Ort, ein Halbbruder von Osama und Vertreter der Saudi Binladin Group. Eilig wird der arabische Investor außer Landes gebracht, zu groß die Angst vor aufkeimenden Verschwörungstheorien. Danach werden die Araber aus dem Unternehmen gedrängt. Ihr Geld ist jetzt nicht mehr erwünscht.
Das Trauma von 9/11 und die darauf folgenden Kriege in Afghanistan und Irak verbindet man jedoch nicht mehr mit dem alten Bush, das Ruder hat längst Sohn George Walker Bush übernommen. Der wird kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs geboren, Vater George Herbert Walker Bush hat da noch nicht einmal die Universität abgeschlossen. Früh wird George mit den Gepflogenheiten der Familie vertraut gemacht. Genau wie Vater und Großvater verschlägt es ihn nach Yale, wo er vier Jahre Geschichte studiert und wie seine Vorfahren dem Geheimbund Skull and Bones beitritt. Ein Freund an der Universität erinnert sich, dass George damals ein klares Ziel vor Augen hatte: "Er wollte reiche werden." Im Anschluss an Yale geht es weiter an die Harvard Business School, dort studiert er weitere drei Jahre ehe er mit 33 Jahren seine ersten Schritte im Öl-Geschäft macht. Die Legende geht so: Mit nur 13.000 Dollar Startkapital gründet Bush Arbusto Energy im texanischen Midland. Arbusto ist das spanische Wort für Busch. "Ich war frei und Single", erinnert sich Bush, "Ich war an keinen Plan gebunden, den jemand anderes für mich vorgesehen hätte. Ich kam da raus und mir wurde klar, dass das der Platz ist, wo ich hingehen will." Doch das Muster ist nicht zu übersehen. "Er trat in die Fußstapfen seines Vaters", erinnert sich ein Außenstehender. Dafür spricht auch, dass der Kontakt zu den Arbusto-Investoren über seinen Vater hergestellt wurde.
Einer dieser Freunde von der Wall Street ist der umstrittene Finanzier James R. Bath, der im Lauf der Jahre insgesamt 50.000 Dollar von Salem Bin Laden in Arbusto Energy investierte. Salem, ein Halbbruder Osamas, kommt 1988 bei einem nie vollständig geklärten Flugzeugabsturz in Texas ums Leben. Zuvor muss er jedoch miterleben, wie sich sein Investment mehr schlecht als recht entwickelt. Es sind harte Zeiten und das Geschäft mit Öl ist hochspekulativ. 1982 wird aus Arbust Energy Bush Exploration und ein Freund der Familie muss eine weitere Million Dollar in das Unternehmen pumpen. Doch die Finanzspritze hält nicht lange. 1984 fusioniert Bush Exploration mit Spectrum 7. Zwei Jahre läuft das Geschäft einigermaßen erträglich, dann kommt es zu einer Begegnung, deren Folgen Jahrzehnte später wieder an Brisanz gewinnen werden. Der Konzern Enron Oil and Gas beginnt mit Bushs Spectrum 7 an einem Gemeinschaftsprojekt zu arbeiten. Obwohl das Projekt nur mäßig erfolgreich ist, kann Bush einen wertvollen Kontakt knüpfen. Kenneth Lay ist CEO von Enron und kurz davor, einer der ganz großen im Energie-Geschäft zu werden. Dass sich die beiden sich damals nicht begegneten, wie Bush später kolportieren wird, erscheint unglaubwürdig.
Für Spectrum 7 läuft es jedoch weiterhin nicht gut. Nachdem das Projekt mit Enron abgeschlossen ist, muss die Gesellschaft erneut fusioniert werden. Harken Energy heißt der neue Partner von Bush. "Sie glaubten Georges Name würde ihnen helfen", erinnert sich Paul Rea, ehemals Präsident von Spectrum 7. Nach dem Einstieg wechselt Bush in den Aufsichtsrat von Harken. Später gewährt ihm das Unternehmen einen großzügigen Kredit über 180.000 Dollar, mit dessen Hilfe er Harken-Papiere erwirbt. Anfang der 90er-Jahre trennt sich Bush schließlich von den Anteilen und kauft sich vom Erlös die "Texas Rangers", eine Baseballmanschaft. Die Aufsichtsbehörde wird ihm später Insiderhandel und zu spät gemeldete Aktienverkäufe vorwerfen, die Anklage jedoch mangels Beweisen wieder fallen lassen.
Nach seinem missglückten Debüt im Öl-Geschäft, wechselt George Bush jr. 1990 in den Aufsichtsrat von Caterair. Das Unternehmen belieferte Flugzeuge mit Essen und war gerade in den Besitz der Carlyle Gruppe übergegangen, für die Vater Bush seit drei Jahren die Werbetrommel rührte. Vier Jahre später ist auch dieses Abenteuer vorbei. Nach einem Treffen der Carlyle-Investoren tritt Bush von seiner Position bei Caterair zurück. "Er kam zu allen Meetings und erzählte dreckige Witze. Irgendwann sagte ich ihm: 'Ich glaube nicht, dass das hier das richtige für dich ist. ' Er widersprach nicht und ging. Ich hätte nicht geglaubt ihn einmal wieder zu sehen. Hätte ich eine Liste mit 25 Millionen Menschen machen müssen, die einmal Präsident der USA werden könnten, wäre sein Name nicht dabei gewesen", soll Carlyle-Gründer Rubenstein hinterher über George W. Bush gesagt haben.
Noch im selben Jahr muss sich Rubenstein verwundert die Augen gerieben haben. Der im Öl-Business und an der Börse gescheiterte Bush wird Gouverneur von Texas. Mit Hilfe seines Vaters und dessen Netzwerk sammelt Bush jr. viele Millionen Dollar um seinen Wahlkampf zu finanzieren. Von 1994 bis 2001 sitzt er in Texas fest im Sattel. In den zwei Wahlperioden soll er insgesamt 42 Millionen Dollar für Wahlkampagnen ausgegeben haben. Rund ein Viertel der Gelder stammen von den großen Energie-Multis, darunter Exxon Mobile, Shell, Amoco, Enron und Alcoa. Insbesondere Enron taucht immer wieder auf den Spenderlisten auf. CEO Kenneth Lay, der schon in den 80er-jahren Geschäfte mit dem jetzigen Gouverneur machte, und seine Frau spenden privat 37.500 Dollar an Bush. Zwar behauptet Lay im Nachhinein, er sei Anhänger von Bushs demokratischer Konkurrentin Ann Richards gewesen, doch die Spendenbücher belegen etwas anderen. Demnach bekam Bush dreimal soviel Geld wie Richards überwiesen. Insgesamt soll sich Enron mit mehr als 550.000 Dollar an den Wahlkämpfen von George W. Bush beteiligt haben.
Und die Energie-Konzerne hatten gute Gründe ihr Geld in die politische Karriere von George W. Bush zu investieren. Die Umweltverschmutzung in Texas nahm immer groteskere Züge an und es schien fraglich, wie lange die großen Verpester sich noch vor dem regulierenden Zugriff der Politik drücken konnten. Bislang sicherte ihnen der "Texas Clean Air Act" von 1971 exklusive Verschmutzungs-Rechte zu. Entgegen jeglicher Intuition ging es bei dem Gesetz nämlich weniger um Umweltschutz, als um Schutz vor Wettbewerb. Jedes Unternehmens das schon vor dem Erlass des Gesetzes existierte, wurde von strengeren Umweltschutzvorschriften ausgenommen.
Bush jedenfalls änderte nach seiner Wahl nichts an dem Gesetz. Noch 2001 kamen rund 1000 Unternehmen, die zusammen ein Drittel der texanischen Luftverschmutzung zu verantworten hatten, in den Genuss der Ausnahmeregelung. Schließlich machte es eine von Bush initiierte Reform des Schadensrechts auch noch beinahe unmöglich, Unternehmen für Umweltzerstörung zu verklagen. Alte Freunde, so scheint es, kamen dagegen zu ihrem vermeintlichen Recht. Nach seiner Vereidigung als Gouverneur von Texas ernannte George W. Bush einen Aufsichtsrat für die Verwaltung öffentlicher Pensionsvermögen. Wenig später beschloss dieses Gremium rund 100 Millionen Dollar in die Carlyle Group zu investieren. 1998 gönnt sich George schließlich die Erfüllung seines alten Traums vom Reichtum und verkauft seine "Texas Rangers" für 15 Millionen Dollar. Damit erzielt er das 24-fache des Einkaufspreises.
Drei Jahre später, 2001, wird George Walker Bush zum 43. Präsidenten der USA gewählt. Acht Jahre lang wird er dieses Amt bekleiden. Die "New York Times" bezeichnet seine Finanzpolitik als die Wall Street freundlichste seit Ronald Reagan in den 80er-Jahren, besonders die Kürzung der Steuer auf Dividenden kritisiert die Zeitung. Reiche wären noch reicher geworden. Dann holt ihn einmal mehr die Vergangenheit ein. Wegen der finanziellen Beteiligung seines Großvaters Prescott Sheldon Bush an der deutschen Kriegs- und Vernichtungsindustrie will ihn die Internationale Projektgruppe Aussschwitz auf 400 Millionen Dollar verklagen. Zwar wird das Verfahren schließlich eingestellt, doch die Schatten der Vergangenheit werden länger.
Noch in den ersten Jahren lobt ihn die Wirtschafts-Elite für seine Reaktionen auf die terroristischen Angriffe vom 11. September 2001. Der frühere Co-Chef der Credit Suisse, John J. Mack zeigt sich mächtig beeindruckt: "Er ist kein Schwenkhals. Es ist klar, dass er harte Entscheidungen trifft, ich mag seine Antwort auf den Terrorismus." Doch dann geht eines der größten Unternehmen in der Geschichte der USA Konkurs. Der Fall Enron macht weltweit Schlagzeilen. Auf einen Schlag ist ein Börsenwert von mehr als 63 Milliarden Dollar vernichtet, zehntausende Altersvorsorgen verschwinden in einem Sumpf aus Korruption, Gier und Bilanzfälschung. Kurz vor dem endgültigen Blackout setzen sich die Verantwortlichen ab, unter ihnen ein alter Bekannter: Enrons CEO Kennethy Lay kassiert 300 Millionen Dollar Abfindung und weist jegliche Verantwortung weit von sich.
Lay gilt als alter Bekannter von Bush und die Sogwirkung der Enron-Pleite droht auch den Präsidenten mitzureißen. Die Zeitungen kommentieren das Geschehen kritisch und recherchieren die Verknüpfung zwischen Weißem Haus und Wall Street. Bush wiegelt ab, doch die Zahl seiner Kritiker ist Legion. "Er war im Bett mit Enron, bevor er überhaupt in die Politik gegangen ist", kommentiert die texanische NGO Texans for Public Justice die Lage. Der nächste Schlag fällt ungleich härter aus: Das General Accounting Office, eine Art parlamentarischer Rechnungshof des Kongresses, bereitet Anklage gegen die Exekutive vor. Ein vermeintlich unerhörter Vorgang feiert seine unheilvolle Premiere in der Historie der USA. Insbesondere Vizepräsident Dick Cheney steht unter Verdacht, den Managern zuviel Einfluss bei der Regulierung der Energiemärkte an die Unternehmen abgegeben zu haben. Die von ihm ins Leben gerufene Energie Task Force soll, so die Klagebegründung der eigentlich konservativen Gruppe Judicial Watch, regelmäßig Einreden großer Unternehmen in Gesetze umgemünzt haben. Das Weiße Haus protestiert und weigert sich, den Terminkalender von Cheney zu veröffentlichen.
Am Ende muss der Supreme Court ein Machtwort sprechen. 2005 entscheidet das oberste Gericht der USA, dass alle Treffen Cheneys mit Unternehmen die im Irak tätig waren, preiszugeben sind. Die Unterlagen belegen, dass die großen amerikanischen Energie-Konzerne dem Weißen Haus permanent in die Karten schauten. Vertreter von Exxon Mobile, Royal Dutch Shell und Conoco trafen regelmäßig in Washington ein. 2007 enthüllte die Washington Post eine Liste, die mindestens 40 solcher Treffen dokumentiert. Kenneth Lay war zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr am Leben. Der einstige Supermanager wurde wegen Betruges vor Gericht gestellt. 2006, kurz vor Bekanntgabe des Urteils, starb er an Herzversagen.
Stammbaum
Samuel Prescott Bush (1863-1948, geb. in Brick Church, New Jersey)
1899: Superintendent of Motive Power bei St. Paul and Pacific Railroad
1901: General Manager bei Buckeye Steel Castings Company, die von Frank Rockefeller (Bruder des Ölmagnaten John D. Rockefeller) geleitet wird. 1908 tritt Rockefeller ab und Bush wird Präsident des Unternehmens
1918: Mitglied im Kriegsindustrie-Ausschuss, zuständig für Geschütze, Kleinfeuerwaffen und Munition, später Direktor der Federal Reserve Bank of Cleveland und der Huntington National Bank of Columbus
1927: Bush tritt als Präsident der Buckeye Steel Castings Company zurück
1931: Berufung ins Arbeitslosen-Komitee von Präsident Hoover
Prescott Sheldon Bush (1895-1972, geb. in Columbus, Ohio)
1914-1917: Studium in Yale, Mitgliedschaft in der Geheimgesellschaft Skull and Bones
1921: Heirat mit Dorothy Walker
1924: Schwiegervater Walker, ein in St. Louis bekannt gewordener Investmentbanker (Brown Brothers Harriman, BBH), hilft Bush beim Aufbau seines ersten Geschäfts, zusammen mit Averill Harriman, dem reichen Sohn des Eisenbahn-Magnaten E. H. Harriman. Bush wird Gründungsmitglied und einer von sieben Direktoren der New Yorker Union Banking Corporation (UBC). Harriman und Walker, die Investoren, stellen die UBC dem deutschen Industrie-Magnaten Fritz Thyssen zur Verfügung (Gründer August Thyssen hat mit Rüstungsaufträgen im 1. Weltkrieg sein Imperium aufgebaut). Aus Angst vor Enteignung baut Erbe Fritz ein Netz von ausländischen Banken auf, mit deren Hilfe er Enteignung zuvorkommen will. Fritz wird schnell ein Anhänger des jungen Hitler und tritt Ende 1931 der NSDAP bei. Die Geschäfte laufen gut: Bis in die späten 30er-Jahre kaufen die UBC und die BBH für viele Millionen Dollar Gold, Kohle, Stahl, Öl und US-Schatzbriefe, die nach Deutschland geliefert werden und dem Aufbau des Kriegsapparates dienen. Als die USA Ende 1941 nach dem Angriff auf Pearl Harbor den krieg erklären, wird dieser Handel unter dem "Trading with the Enemy act" von Präsident Franklin D. Roosevelt allerdings illegal. Erwin May, Beuaftragter der Kommission für ausländisches Eigentum, eine während beider Weltkriege in den USA eingeführte Behörde, fand heraus, dass die UBC tatsächlich der Bank voor Handel en Scheepvaart N.V. in Rotterdam gehörte. Bush, Harriman und die anderen Direktoren hielten ihre Anteile nur, sie gehörten tatsächlich den Niederländern. Gewusst haben will davon keiner Direktoren. Recherchen ergaben schließlich, dass der holländische UBC-Direktor Kouwenhoven gleichzeitig Vorsitzender der Bank voor Handel, der Berliner August Thyssen Bank und Direktor der Thyssen-Holding des Stahl- und Kohle Imperiums war. 1942 werden die Besitzer enteignet, angeblich (!) bekommt Bush 1,5 Millionen Euro Entschädigung, damals ein riesiger Betrag. NAZI GESCHICHTE???
1952-1963: Gouverneur von Conneticut (Republikaner), nachdem er 1950 knapp verloren hatte
George Herbert Walker Bush (12.6.1924-, geb. in Milton, Massachusetts)
1948: Studium in Yale, Mitgliedschaft in der Geheimgesellschaft Skull and Bones und der Elite-Stiftung Phi Beta Kappa
1950: Bush und John Overby gründen in Midland (Texas) die Bush Overbey Oil Developement Corp. mit einem Startkapital von 350.000 $ (heute circa 3,1 Mio. $). Schon damals galt Midland als Platz der reichen Leute: Eine von zwei Städten in den USA die einen Rolls-Royce-Händler hatten und mit mehr Millionären pro Einwohner als jedes andere Fleckchen Erde. Das Geld für die Firma stammte von Bushs Vater Presscott Bush, seinem Onkel Herbert Walker Bush und Eugene Meyer, dem Besitzer der Washington Post. 1953: Bush und Overby tun sich mit den Brüdern Hugh und Bill Liedtke zusammen und gründen das Gemeinschaftsunternehmen Zapata Petroleum. Für den Namen entscheiden sich die Gründer, als sie den Film „Viva Zapata!“ mit Marlon Brando in der Hauptrolle sahen (Untertitel: Ein Bandit der zur Legende wurde). 1954: Gründung von Zapata Offshore Co. Mit dem Kauf und der erfolgreichen Ausbeutung des Jamieson field (2500 bis 3200 Hektar) in Coke Country macht das Unternehmen gute Geschäfte. 1959: Bush und die Liedtke-Brüder trennen sich. Bush kauft 43% von Zapata Offshore Co. und zieht mit dem Unternehmen nach Houston, Texas. Der Bundesstaat ist derweil fest in der Hand der Öl-Giganten und gilt in den frühen 90ern als schmutzigster Landstrich der USA. Houston ist dreckiger als Los Angeles und der Ausstoß toxischer Chemikalien und karzinogener Stoffe, die Luftverschmutzung, der Quecksilber-Ausstoß, die Wasserverschmutzung und die Produktion von Giftmüll sind nirgendwo höher als in Texas.
1962: Vorsitzender der Republikaner im texanischen Harris County
1964: Verlorene Kandidatur für den US-Senat
1966: Bush verkauft seinen Anteil an Zapata Offshore Co. und wird im selben Jahr für Houston ins Repräsentantenhaus gewählt
1970: Verlorene Kandidatur für den US-Senat
1974-1975: Leiter des amerikanischen Verbindungsbüros in Peking
(erster US-Amerikaner in China)
1976-1977: Direktor des CIA, auch Jahre nach seiner Tätigkeit dort bekommt er angeblich weiter den hochgeheimen Weltsicherheitsreport der Behörde zugestellt
1981-1989: Vize-Präsident unter Ronald Reagan
1989-1993: 41. Präsident der USA
Mitte der 90er: Bush wird Berater und Redner der 1987 gegründeten Carlyle Gruppe und behält diese Position bis 2003 inne. Das Unternehmen ist einer der größten US-amerikanischen Beteiligungsgesellschaften und verwaltet nach eigenen Angaben rund 85 Milliarden Dollar, ist auf allen Kontinenten dieser Erde vertreten und investiert in viele verschieden Branchen (Medien, Telekommunikation, Luftfahrt, Immobilien etc.) zu einem großen Teil jedoch auch in Verteidigungsunternehmen. Der Wert des Unternehmens wird auf heute auf rund 3,5 Milliarden Dollar geschätzt. Gründer waren neben dem ehemaligen Innenpolitik-Berater von Präsident Jimmy Carter David Rubenstein (Forbes-Liste 2007: Platz 155), Daniel D'Aniello (Platz 165), William Conway (Platz 166) und Stephen Norris, der später entscheidend dazu beitrug, dass auch George Bush jr. Für Carlyle arbeitet. Viele berühmte Persönlichkeiten standen und stehen auf der Gehaltsliste als Direktoren, Aufsichtsräte oder Redner: John Major (Ex-Premier GB), James Baker (Ex-US-Außenminister unter Bush sen.), Afsaneh Mashayekhi (Ex-Chef der Weltbank), Frank Carlucci (Ex-US-Verteidigungsminister und angeblich Uni-Ringpartner [Princeton] von Donald Rumsfeld, ebenfalls Ex-US-Verteidigungsminister), Colin Powell (Ex-US-Außenminister), Fidel Ramos (Ex-Präsident Philippinen), Anand Panyarachun (Ex-Premier Thailand), Karl Otto Pohl (Ex-Chef der deutschen Bundesbank), Arthur Levitt (Ex-Chef der US-Börsenaufsicht SEC) und Vater und Sohn Bush. "Die sind groß und die sind lautlos", so David Mulholland, Redakteur bei der Militärzeitschrift "Jane's Defence Weekly" über Carlyle. Bereits 1994 investierte auch die mit US-Aufträgen reich gewordene Saud Binladin Gruppe (s. Der Tod wird euch finden) in Carlyle. Als Berater für den asiatischen Raum, besuchte Bush sen. die Bin Ladens in Saudi Arabien. Am 9. September 2001 findet in Washington das jährliche Investorentreffen der Carlyle Gruppe statt. Dabei sind unter anderem Shafiq bin Laden, Halbbruder von Osama und Vertreter der Saud Binladin Gruppe, Ex-Außenminister James Baker und Ex-Präsident Bush. Nach 9/11 werden die arabischen Investoren aus der Firma gedrängt. Betrachtet man die Investments von Carlyle, ist das Unternehmen der 11. größte Waffenhändler der USA (nach eigenen Angaben sind nur 7% ihres Geldes in Rüstungsunternehmen investiert).
George Walker Bush (6.7.1946- geb. in New Haven, Connecticut als eines von fünf Kindern)
4 - 1968: Geschichts-Studium in Yale, Mitgliedschaft in der Geheimgesellschaft Skull and Bones und Delta Kappa Epsilon. „Er wollte reich sein“ (Douglas Hannah, ein Freund von Bush auf der Universität)
1972-1975: Studium an der Harvard Business School
1977: Bush gründet Arbusto Energy (spanisch für: Busch) in Midland, im selben Gebäude wie sein Vater damals (Petroleum Building). "Ich war frei, ich war Single und hatte keine Besitztümer", erinnert sich Bush an die damalige Zeit. "Ich war an keinen Plan gebunden, den jemand anderes für mich vorgesehen hätte. Ich kam da raus und mir wurde klar, dass das der Platz ist, wo ich hingehen will". Für Außenstehende sah das anders aus: "Er trat in die Fußstapfen seines Vaters". Angeblich hatte er nur 13.000 Dollar zur Verfügung. Die nötigen Investoren sind Wall-Street-Freunde von Vater George H. W. Bush, darunter James R. Bath. Später stellt sich heraus, dass er 50.000 Dollar von Salem bin Laden investiert, einem Halbbruder von Osama bin Laden, mit dem bereits Bush sen. wirtschaftliche Kontakte pflegte (Carlyle Group). Salem stirbt 1988 bei einem mysteriösen Flugzeugabsturz. Die Suche nach Öl entpuppt sich indes als hochspekulatives Geschäft und das Unternehmen kriselt schnell. 1982 wird das Unternehmen in Bush Exploration umbenannt, dann investiert ein Freund der Familie eine, am Wert des Unternehmens gemessen, große Summe (1 Mio. Dollar). Doch die Finanzspritze hält nicht lange: 1984 fusioniert Bush Exploration mit Spectrum 7, die wiederum 1986 darauf von Harken Energy geschluckt werden. Kurz vor der Übernahme durch Harken beteiligt sich Spectrum 7 an einem Gemeinschaftsprojekt zur Suche nach Öl und arbeitet dabei mit einem Tochterunternehmen des Energieriesen Enron zusammen (damals noch Enron Oil and Gas). Das Projekt war nur mäßig erfolgreich. Es ist der erste bekannte Kontakt zwischen Bush und dem Enron-CEO Kenneth Lay, der mit Bushs-Vater befreundet war. Unklar ist, ob die beiden persönlichen Kontakt hatten). "George war einer der Gründe, warum Harken so interessiert an Spectrum 7 war. Sie glaubten Georges Name würde ihnen helfen", erinnert sich Paul Rea, ehemaliger Präsident von Spectrum 7. Bush wechselt in den Aufsichtsrat von Harken. Das Unternehmen gewährte ihm später einen großzügigen Kredit über 180.000 Dollar, mit der wiederum Harken-Anteile kaufte. Anfang der 90er-Jahren verkauft Bush seine Anteile an Harken an einen kalifornischen Broker. Ihm wurde vorgeworfen, der Aufsichtsbehörde Aktiengeschäfte zu spät mitgeteilt zu haben und Insider-Wissen genutzt zu haben. Von Gehalt und den Anteilen konnte Bush sich die "Texas Rangers" kaufen.
1990-1994: Auch danach hatte Bush nicht viel Glück im Geschäft. Er wechselt in den Aufsichtsrat von Caterair, einem Unternehmen welches Flugzeuge mit Essen beliefert. Caterair war gerade Teil der Carlyle Gruppe geworden. Kurze Zeit später war er als Gouverneur dafür verantwortlich, einen Aufsichtsrat für den texanischen Pensionsfonds der Lehrer zusammenzustellen. Dieser Aufsichtsrat beschloss später, rund 100 Millionen Dollar an öffentlichen Geldern in die Carlyle Gruppe zu investieren. Im Nachhinein soll Carlyle-Gründer Rubenstein über Bush gesagt haben: "Er kam zu allen Meeting und erzählte dreckige Witze. Irgendwann sagte ich ihm: Ich glaube nicht, dass das hier das richtige für dich ist. Er widersprach nicht und ging. Ich hätte nicht geglaubt ihn einmal wieder zu sehen. Hätte ich eine Liste mit 25 Millionen Menschen machen müssen, die einmal Präsident der USA werden könnten, wäre sein Name nicht dabei gewesen."
1994 – 2001: Gouverneur von Texas. Angeblich werden die Wahlkämpfe für beide Amtsperioden insgesamt mit 42 Millionen Dollar gefördert. Rund ein Viertel der Gelder (über 10 Mio. Dollar) stammen von den "dreckigen 30", darunter Exxon, Shell, Amoco, Enron und Alcoa. Insbesondere Enron stiftete Bush hunderttausende von Dollar und gilt als größter Profiteur der Enron Lobby-Abteilung. Enron-Chef Kenneth Lay und seine Frau spendeten privat 37.500 Dollar an den Gouverneurs-Anwärter Bush, obwohl der später behauptete, Lay wäre ein Unterstützer seiner Konkurrentin Ann Richards gewesen. Im Zusammenhang mit dem späteren Enron-Skandal ist interessant, dass Lays Spenden an Richards nur ein Drittel des Betrages ausmachten, den Bush erhielt – offenbar wollte er seine Verbindung zu Lay nicht öffentlich werden lassen. In einem Interview sagte Lay später, er sei Bush „sehr nahe gekommen“ (Insgesamt spendeten Lay und Enron 550.000 Dollar für verschiedene Bush-kampagnen). Hintergrund für all diese Spenden ist der 1971 erlassene "Texas Clean Air Act" von 1971. Um die Wettbewerbsfähigkeit alter Unternehmen zu gewährleisten, wurden sie per Gesetz von den Luftreinhalte-Vorschriften entbunden, wenn das Unternehmen vor 1971 bereits existierte. Dieser Wettbewerbsvorteil war für viele Unternehmen entscheidend und der Bestand dieser Regelung könnte ihr Wunsch an Bush gewesen sein. 2001 fielen rund 1.000 Kraftwerke unter diese Regelung, die zusammen für 35% der texanischen Luftverschmutzung verantwortlich waren. In einer Reform des Schadensersatzrechts, die Bush ganz oben auf seine Agenda schrieb, wurde es beinahe unmöglich da extrem teuer, Unternehmen für Umweltverschmutzung zu verklagen.
1998: Bush verkauft seinen Anteil an dem Baseball-Team "Texas Rangers" die er für rund 600.000 $ gekauft hat, für rund 15 Mio. % (+2.400%)
2001 – 2009: 43. Präsident der USA. Die New York Times bezeichnet die Finanzpolitik von George W. Bush als die Wall Street freundlichste Finanzpolitik seit den Steuersenkungen von Ronald Reagan zu Beginn der 80er-Jahre Seine Kürzung der Steuer auf Dividenden hat die Reichen noch reicher gemacht. Die „Internationale Projektgruppe Auschwitz“ wollte Bush als Enkel von Prescott Sheldon Bush auf Schadensernsatz in Höhe von 400 Mio. Dollar verklagen, weil der angeblich an Unternehmen beteiligt waren, die ihre Arbeitskräfte aus den KZs der Nazis bezogen. George W. Bushs Reaktion auf 9/11 haben dem früheren Co-Chef der Credit Suisse, John J. Mack, mächtig imponiert: „Er ist kein Schwenkhals. Es ist klar, dass er harte Entscheidungen trifft, ich mag seine Antwort auf den Terrorismus“. 2002 muss der Energiemulti Enron Konkurs anmelden, mit Hilfe gefälschter Bilanzen hat das 200.000 Menschen beschäftigende Unternehmen die Anleger an der Börse betrogen. Rund 60 Mrd. Dollar Börsenwert wurden vernichtet, zehntausende Betriebsrenten fielen der Pleite zum Opfer, viele kleine und mittlere Vermögen wurden vernichtet und kurz vor der Pleite ließen sich der Aufsichtsrat horrende Abfindungen zahlen (Kenneth Lay allein 300 Mio. Dollar). Später wurde gegen ihn wegen Betrugs ermittelt, er starb 2006, kurz vor Bekanntgabe des Urteils wegen Betrugs gegen ihn. Bush geriet massiv unter Druck, wurde ihm doch massive Vernetzung mit dem Energiekonzern und Chef Lay vorgeworfen. „Bushs Erklärung über seine Verbindungen zu Enron sind höchstens halbwahr. Er war im Bett mit Enron, bevor er überhaupt in die Politik gegangen ist“, kommentiert eine texanische NGO (Texans for Public Justice). Der Vorwurf stand im Raum, dass Enron-Manager im Weißen Haus ein und ausgingen. Das General Accounting Office des Kongresses (parlamentarischer Rechnungshof) bereitete Anfang 2002 sogar eine Anklage gegen die Exekutive vor (1. Mal in der Geschichte der USA!). Vize-Präsident Cheney weigerte sich, eine List mit seinen Gesprächspartnern herauszugeben (Erklärung: Das würde neutrale Sachverständige in Zukunft davon abhalten, die Regierung beraten zu wollen). Mitglieder der Energie-Task-Force hätten sich sechs Mal mit Enron-Managern getroffen, ließ das Weiße Haus verkünden, ihre Beratung hätte aber zu keinen wirklich gravierenden Änderungen der Politik geführt. Am 27. April 2004 gab der Supreme Court den Klägern von Judicial Watch Recht. Die Energie-Task-Force des Weißen Hauses musste alle Treffen mit Unternehmen bekannt geben, die Geschäfte mit dem Irak gemacht hatten, mit dem die USA mittlerweile Krieg führten. 2005 wird klar, dass sich die Energie-Experten des Weißen Hauses mit führenden Vertretern von Exxon Mobile, Royal Dutch Shell und Conoco trafen und die nationale Energiepolitik besprachen. 2007 enthüllte die Washington Post eine Liste, aus der hervorgeht, dass sich die Energieberater Bushs mehr als 40 mal mit Lobbyisten zu vertraulichen Gesprächen trafen. Kenneth Lay, 2001 auch mit von der Partie, erlebte diese Enthülling nicht mehr. Vor Bekanntgabe seines Urteils starb er 2006 an einem Herzanfall.
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