Kommentar
17:50 Uhr, 30.10.2018

Vielen Dank, Frau Merkel!

Die meisten Wähler und auch die Finanzmärkte werden der Bundeskanzlerin wohl keine Träne hinterherweinen, wenn sie in drei Jahren aus dem Amt scheidet. Doch ein Blick auf die nüchternen Fakten zeigt: Deutschland ging es während der Amtszeit der Bundeskanzlerin besser als jemals zuvor!

Eigentlich müsste man sich verwundert die Augen reiben: Da geht es den Deutschen wirtschaftlich so gut wie noch nie in der jüngeren Geschichte und trotzdem scheint eine kollektive Erleichterung das Land erfasst zu haben, seit Bundeskanzlerin Angela Merkel am Montag ihren (langsamen) Rückzug aus der Politik angekündigt hat. Das gilt nicht nur für viele Wähler, sondern auch für die Finanzmärkte.

Als am Montag die ersten Meldungen über den Rückzug Merkels über die Ticker liefen, da kannte der deutsche Aktienmarkt fast kein Halten mehr und die Kurse im DAX explodierten förmlich. Um 10.14 etwa meldete die Finanznachrichtenagentur dpa-AFX in einer Eilmeldung: *KREISE: MERKEL BEREIT ZU VERZICHT AUF PARTEIVORSITZ. In den folgenden beiden Stunden konnte der DAX um rund 200 Punkte bzw. 1,8 Prozentpunkte zulegen.


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Spätestens drei Stunden nach den ersten Meldungen bestätigte sich endgültig, dass das Ende der Ära Merkel tatsächlich eingeläutet ist. Bereits im Dezember will Angela Merkel nicht wieder zur Wahl der CDU-Bundesvorsitzenden antreten und mit dem Ende der Legislaturperiode in drei Jahren will sie sich ganz aus der Politik zurückziehen, wie Merkel am frühen Nachmittag selbst der Presse sagte.

Betrachtet man die Reaktionen die Märkte, dann müsste man fast meinen, die Ära Merkel wäre schlecht gewesen für die deutsche Wirtschaft und die Finanzmärkte. Doch nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein. Nach dem in der vergangenen Woche vorgestellten "Vermögensbarometer" des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands sind die Deutschen so zufrieden mit ihrer finanziellen Situation wie noch nie seit dem Jahr 2005. Fast zwei Drittel der Befragten bewerten ihre eigene finanzielle Lage als "gut" oder "sehr gut". "Unzufrieden" oder "sehr unzufrieden" mit ihrer finanziellen Situation sind nur acht Prozent!

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Auch ein Blick auf nüchterne Fakten wie die Arbeitslosenquote zeigt, dass die Deutschen mit Blick auf die Wirtschaft eigentlich allen Grund zum Feiern hätten, denn während der Amtszeit Merkels ist die Arbeitslosenquote mehr oder weniger kontinuierlich gesunken – und zwar trotz der schwersten Finanzkrise seit Jahrzehnten, die in den Daten kaum Spuren hinterließ! Die Erwerbstätigenzahl ist so hoch wie noch nie seit Bestehen der Bundesrepublik!

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Dass es den Deutschen wirtschaftlich so gut geht wie noch nie in der jüngeren Vergangenheit ist natürlich nicht in erster Linie ein Verdienst der Bundeskanzlerin, sondern ein Verdienst der Menschen in Deutschland selbst! Merkel profitierte in ihrer Amtszeit nicht nur von den Arbeitsmarktreformen ihres Vorgängers Gehard Schröder (der mit seinen Hartz-Reformen zugleich den Untergang der SPD als Volkspartei einläutete), sondern wohl auch davon, dass die Notenbanken nach der Finanzkrise ihre Geldpolitik extrem lockerten und Deutschland im Vergleich mit den südeuropäischen Schuldenländern plötzlich wie ein "Hort der Sicherheit" wirkte, nachdem es zuvor vor allem als "Kranker Mann Europas" wahrgenommen worden war.

Auch wenn die wirtschaftliche Stärke Deutschland nicht in erster Linie ein Verdienst der Bundeskanzlerin ist, so wäre es doch falsch, ihr jeglichen Einfluss abzusprechen. Die Bundeskanzlerin hat immerhin für politische und wirtschaftliche Stabilität gesorgt, was angesichts der zahllosen globalen Krisen kein kleiner Verdienst ist. Es ist gut möglich, dass mit einigem zeitlichen Abstand die Amtszeit Merkels viel positiver beurteilt wird als aktuell.

Die Freude der Finanzmärkte über das Ende der Ära Merkel dürfte jedenfalls auch damit zu tun haben, dass unter anderem Friedrich Merz für den CDU-Vorsitz kandidieren will. Merz gilt als ausgesprochen wirtschaftliberal und ist international sehr gut vernetzt, unter anderem als Vorsitzender der einflussreichen Atlantik-Brücke, als Mitglied der "Trilateralen Kommission" und als Cheflobbyist des weltgrößten Vermögensverwalters BlackRock in Deutschland. Doch ob Merz wirklich Chancen hat, Merkel als CDU-Vorsitzender und vielleicht sogar als Bundeskanzler zu beerben, steht in den Sternen. Merz ist in der Unionsbasis deutlich schlechter verankert als seine voraussichtlichen Mitbewerber um das Amt des CDU-Vorsitzenden.

Es dürfte aber ganz egal sein, wer das Rennen um die Merkel-Nachfolge für sich entscheiden kann: Dass Deutschland unter Merkels Nachfolger politisch ähnlich stabil und wirtschaftlich ähnlich erfolgreich sein wird wie unter Merkel, ist bestenfalls unwahrscheinlich. Vielleicht werden die Deutschen Merkel ja irgendwann doch noch Tränen hinterherweinen. Verdient hätte es die Bundeskanzlerin jedenfalls.


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201 Kommentare

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  • Chronos
    Chronos
    06:37 Uhr, 02.11.2018
  • Peter Zumdeick
    Peter Zumdeick

    Na, dann mach ich die 200 mal voll ...

    18:49 Uhr, 01.11.2018
  • Solid2016
    Solid2016

    @Moderator: Wer auch immer diesen Thread moderiert. Wäre es nicht sinnvoll Teilnehmer, die hier ganz offensichtlich Beleidigungen & Diskriminierungen äußern von der Diskussion auszuschließen? Ich meine damit insbesondere User wie den Herrn, der sich wolp nennt und bislang nichts zum Thema geposted hat außer Herabwürdigungen anderer Diskussionsteilnehmer. Es kann doch nicht sein, dass sowas hier erwünscht ist.

    17:59 Uhr, 31.10.2018
    1 Antwort anzeigen
  • Tizian11
    Tizian11

    Thomas Rietzschel sieht das schon ganz richtig!

    https://www.achgut.com/artikel...

    Letztlich gehört diese Frau mindestens vor einen Untersuchungsausschuß!

    16:07 Uhr, 31.10.2018
  • Lumpazi
    Lumpazi

    Frische Meldung:

    Nach Australien nun auch Österreich: Rückzug aus UN-Migrationspakt.
    Österreich, es lebe hoch! Auch in der Schweiz rumort es. Aber Deutschland bleibt fest in Merkels Hand. Wetten?!

    Ach ja, und noch etwas:

    ,,Wir fordern die Bundesregierung auf, jetzt mutig voranzugehen, gemeinsam mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron, um die Wirtschafts- und Währungsunion krisenfest zu machen. Ein weiteres Auseinanderdriften in der Euro-Zone muss verhindert, eine Politik, die zu mehr Konvergenz führt, muss eingeleitet werden. Eine Haushaltspolitik für die Euro-Zone, die dem Zusammenhalt und der Zukunftsfähigkeit des Währungsgebietes dient, und eine gemeinsame Arbeitsmarktpolitik bis hin zu einer europäischen Arbeitslosenversicherung sind jetzt nötig, um glaubhaft zu machen, dass Europa auch im Innern zusammenhält. Dazu müssen wir zu echten Kompromissen bereit sein, auch zu deutschen finanziellen Beiträgen."

    Ist jetzt der heilige Martin (Sch.) wiederauferstanden? Nein, es ist der Friedrich, der neue Heilsbringer. Er ruft zum Marsch in die Schuldenunion auf!

    Wer's nicht glaubt: https://www.handelsblatt.com/m... Da kann die Angela aber gaaanz beruhigt aus dem Amt scheiden.

    15:10 Uhr, 31.10.2018
  • Ich_bin_ein_Berliner
    Ich_bin_ein_Berliner

    sie sollten erstmal das aktuelle geldsystem verstehen, keynesianismus, dann verstehen sie unsere politik

    Alternative wäre freies marktgeld nach den austians

    https://www.misesde.org/?p=207...

    14:54 Uhr, 31.10.2018
  • diwo
    diwo

    Frau Merkel hat Deutschland maximal geschadet. Die vielen Punkte mag ich nicht aufzählen denn jeder kennt sie.

    10:33 Uhr, 31.10.2018
  • wolp
    wolp

    Wir haben gewettet es geht nicht schlimmer, wir haben verloren. Kazo und der Bär sind unter Alternative für Dumme Niveau gefallen. Das will was heißen...

    09:46 Uhr, 31.10.2018
    1 Antwort anzeigen
  • Ich_bin_ein_Berliner
    Ich_bin_ein_Berliner

    «Wer hier stilistisch nicht stubenrein artikuliert, wird gelöscht.»

    In vorauseilendem Gehorsam hat Facebook mit der Säuberung längst begonnen. Die zensierten Beiträge, die im Internet auf einer «Wall of Shame» abrufbar sind, zeigen: Islamkritiker haben es künftig schwer in Deutschland. Selbst dann, wenn sie so sachlich argumentieren wie der bekannte Autor Hamed Abdel-Samad, der tagelang gesperrt worden ist. Wer den Islam mit Terror in Verbindung bringt, wird mundtot gemacht. Mohammed-Karikaturen gehen gar nicht, ebenso Ausdrücke wie «Nafri» für «nordafrikanische Intensivtäter». Wenig Toleranz zeigt Facebook auch bei Themen wie Homo-Ehe oder Geschlechteridentitäten.

    - Wer hier die politisch korrekte Kaste verlässt und stilistisch nicht stubenrein artikuliert, wird gelöscht. -

    - In Ordnung ist es hingegen, AfD-Chefin Alice Weidel «Fotze», «Nazi» und «Drecksau» zu nennen. Auf eine Beanstandung antwortete Facebook, dass der Beitrag «gegen keinen unserer Gemeinschaftsstandards verstösst». -

    https://www.tagesanzeiger.ch/s...

    einfach nicht mehr deutsche Medien lesen sondern die im Ausland, dann sieht man etwas klarer statt blauäugig und naiv

    09:31 Uhr, 31.10.2018
    2 Antworten anzeigen
  • Kasnapoff
    Kasnapoff

    Ohne die Wachtel aus der Uckermark gäbe es die AFD nicht und viele andere Probleme in Deutschland auch nicht......

    http://www.pi-news.net/2018/10/bild-weint-greint-schleimt-afd-waehler-kommt-zurueck/

    08:55 Uhr, 31.10.2018

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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