Kommentar
12:35 Uhr, 01.08.2006

Viel Lärm um Nichts

Hoch und runter und wieder hoch – die Märkte sind weitgehend von Richtungslosigkeit geprägt und lassen sich von jedem Gerücht und jeder Meldung der News Ticker mitreißen. Die alarmierenden Meldungen setzten sich auch im vergangenen Monat fort:, neu aufflammende Konflikte im Nahen Osten (diesmal zwischen Israel und der Hisbollah), neue Rekordstände beim Ölpreis (infolge des Kriegs im Nahen Osten und Versorgungsschwierigkeiten in Nigeria), die Äußerungen des Vorsitzenden der US-Notenbank, Ben Bernanke, die von den Märkten als zu zurückhaltend („dovish“) im Bekämpfen der Inflation interpretiert wurden, massive Hitzewellen in Europa und den USA und eine sich insgesamt uneinheitlich, wenn auch tendenziell positiv darstellende Ertragslage bei den Unternehmen. Viel Lärm um nichts – tatsächlich hat der Markt wenig Grund zur Sorge und die Aufmerksamkeit der Marktteilnehmer gilt deshalb momentan eher ihrem Sommerurlaub.

Inflationsrate wird nur kurzfristig ansteigen und dann wieder fallen

Wir konzentrieren uns daher aufs Wesentliche und schenken dem allgemeinen Getöse wenig Beachtung. Für uns stellt sich die Lage so dar: Die US-Konjunktur wird zwar abkühlen, aber nicht dramatisch. Die Wachstumszahlen in Europa, Japan und anderen asiatischen Ländern bleiben solide. Die Inflationsrate wird zwar über das von der Fed angepeilte Niveau steigen, dann aber wieder fallen. In den USA werden die Lang- und Kurzfristzinsen in der zweiten Hälfte des Jahres 2006 ihren höchsten Stand erreichen und im Laufe des nächsten Jahres wieder sinken. Die Europäische Zentralbank und die Bank of Japan werden die Leitzinsen erhöhen, die BoJ jedoch in geringerem Umfang als vom Markt erwartet. Stimmungsumschwünge könnten sich weiterhin negativ auf die Märkte auswirken. Hinzu kommt, dass der Liquiditätspuffer der letzten Jahre jetzt nahezu aufgezehrt ist. Der Höhepunkt des „leichten Geldes“ liegt nun zwar hinter uns, aber die Aussichten für überdurchschnittliche Aktienerträge sind immer noch gut – wenn auch die Volatilität zugenommen hat. Gleichzeitig besteht Raum für eine Neubewertung der Aktienmärkte, sobald sich die allgemeine Unsicherheit im Hinblick auf die von der Fed verfolgte Richtung gelegt hat und die Rentenmärkte wieder anziehen. Die Trendfolger werden wohl enttäuschen – es deutet alles darauf hin, dass die Hedgefonds-Indizes auch im dritten Monat in Folge fallen werden.

Günstigere Rahmenbedingungen für das vierte Quartal erwartet

Unserer Einschätzung nach werden sich diese günstigeren Rahmenbedingungen wohl erst nach Ende der Sauren-Gurken-Zeit im vierten Quartal bemerkbar machen. Bei Aktien bleiben wir im Wesentlichen bei unserer neutralen (defensiv ausgerichteten) Position. Wir geben zudem Short-Positionen bei Small Caps gegenüber Large Caps den Vorzug. Bei Anleiheprodukten und Kreditprodukten setzen wir ebenfalls auf „short“. Bei Währungen halten wir eine neutrale Position. Wir werden daher nach dem Motto „Buy on dips“ in risikoreichere Werte investieren, dabei aber gleichzeitig an unserer defensiven Positionierung festhalten, bis die Märkte sich insgesamt gefestigt haben und „the big picture“ wieder im Mittelpunkt steht. Und um bis dahin nicht etwa von Marktrückschlägen eingeholt zu werden, sollten Sie dem Trend folgen und Urlaub machen – schöne Ferien!

Quelle: Schroders

Die Schroders-Gruppe ist eine führende internationale Vermögensverwaltungsgesellschaft, die 1804 gegründet wurde. Schroders verwaltet Anlagen für Pensionsfonds, Regierungsbehörden, Wohltätigkeitsorganisationen, Körperschaften, Familienunternehmen und vermögende Privatpersonen weltweit und ist ein führender Verwalter von Investmentfonds. Schroders bietet Anlagen in allen wichtigen Vermögenskategorien in entwickelten Ländern und Schwellenländern an: Aktien, Schuldtitel, Geldmarktinstrumente, Beteiligungen und Immobilien. Das weltweit verwaltete Vermögen betrug zum 31. März 2006 rund 184,2 Mrd. Euro.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

Mehr Experten