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11:57 Uhr, 18.08.2010

Vestas pfeift Warnungen aus allen Löchern

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Randers (BoerseGo.de) – Keine Windstille, aber doch die regelrechte Auftragsflaute im letzten Jahr hat dem weltgrößten Windanlagenbauer Vestas gehörig seine Bilanz zum zweiten Quartal 2010 niedergemäht. Die Dänen haben überraschend deutliche Verluste erlitten. Operativ ist ein Fehlbetrag von 148 Millionen Euro angehäuft worden, wie das Unternehmen am Mittwoch in Randers mitteilte. Analysten hatten nach dem Verlust im ersten Quartal für das zweite Jahresviertel mit der Rückkehr in die Gewinnzone gerechnet. Vor einem Jahr hatte Vestas von April bis Juni noch 78 Millionen Euro verdient. Unter dem Strich stand ein Fehlbetrag von 119 Millionen Euro, nach einem Überschuss von 43 Millionen vor einem Jahr. Der Umsatz sank um 17 Prozent auf den enttäuschenden Wert von rund einer Milliarde Euro.

Der Vorstand begründete den schwachen Geschäftsverlauf mit der niedrigen Auslastung der Werke. Das Unternehmen wollte die Auftragsflaute aus der Krisenzeit in 2009 aussitzen und hat deshalb seine Kapazitäten sogar wie ursprünglich auch geplant weiter ausgebaut. Im vergangenen Jahr waren die Aufträge den Angaben zufolge eingebrochen, weil viele Banken sich mit der Finanzierung von Windprojekten zurückhielten. Die Windenergie-Industrie gilt als spätzyklische Branche, die erst mit Verzögerung auf Konjunkturentwicklungen reagiert. Daher wirkt sich die Wirtschaftskrise erst jetzt voll in den Ergebnissen aus. Der Weltmarktführer leidet aber auch unter der zunehmenden Konkurrenz aus dem Ausland, insbesondere China. Der Weltmarktanteil sank im vergangenen Jahr auf 12,5 Prozent – nach rund 20 Prozent im Jahr zuvor.
Inzwischen hat sich die Auftragslage den Angaben zufolge aber wieder deutlich aufgehellt. Zwischen April und Juni gingen bei den Dänen Bestellungen über gut 3 Gigawatt Leistung ein. Das war so viel wie noch in keinem Quartal zuvor und mehr als im ganzen vergangenen Jahr zusammen, wie der Konzern erklärte.

Dennoch mussten die Dänen ihren Ausblick kräftig runterfahren. Wegen Projektverschiebungen in den USA, Spanien und Deutschland würden mehrere Orders in diesem Jahr nicht mehr verbucht werden, warnte Vestas. Im laufenden Jahr erwartet der Vorstand nur noch einen Umsatz von 6 Milliarden Euro. Zuletzt hatte man noch mit 7 Milliarden gerechnet. Die Erwartungen für die operative Marge senkte das Management von 10 bis 11 Prozent auf nunmehr 5 bis 6 Prozent.

Anleger trennen sich in Scharen von Vestas-Papieren An der Kopenhagener Börse brechen die Titel um über 20 Prozent auf 251 dänische Kronen ein. An der Frankfurter Börse stürzten die Vestas-Aktien zunächst von 42 auf knapp 33 Euro ab. Gegen Mittag stehen die Papiere bei 34,44 rund 17,7 Prozent dicke in der Verlustzone.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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