Vertrauenssache
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Geld ist Vertrauenssache, das erleben wir in besonderem Maße während der letzten Wochen und Monate an den Kapitalmärkten, denn die US-Hypothekenkrise hat dazu geführt, dass das für den Geldkreislauf so wichtige Vertrauen Risse bekommen hat. Das zeigt sich u. a. an den Risikozuschlägen, die im Interbankenmarkt oder z. B. auch bei den Hypothekenanleihen gezahlt werden. Die Folge: Die Kapitalmärkte werden von Vorsicht und Risikoscheue geprägt. Anleger fragen sich, wie dieser Kreislauf des fehlenden Vertrauens durchbrochen werden kann.
Einen Erfolg versprechenden Versuch, diesen Kreislauf zu durchbrechen, scheint die US-Notenbank mit ihrer Geldpolitik zu starten. Zusätzlich zur kräftigen Senkung der Leitzinssätze um 300 Basispunkte innerhalb von 6 Monaten hat sie ihr Instrumentarium zur Liquiditätsversorgung des Bankenmarkts weiter verfeinert. So hat die Fed auf ihrer letzten Zentralbanksitzung Mitte März den Strafzins für das Diskontfenster auf magere 25 Basispunkte gesenkt, eine neue Kreditfazilität eingeführt, zu der sich erstmals auch sogenannte „Primary Dealers“ (Nichtbanken, wie Broker) direkt bei ihr refinanzieren können, und nimmt im Austausch für Staatsanleihen fortan auch hypothekenbesicherte Wertpapiere an. Alles Maßnahmen, um die Liquidität am Interbankenmarkt, insbesondere am Hypothekenmarkt, zu verbessern. Der Erfolg seitdem: sinkende Risikoprämien am Interbanken- sowie Anleihemarkt. Im Vergleich zu den Vorjahren ist das Niveau allerdings immer noch überdurchschnittlich hoch.
Sobald das Misstrauen sich löst, besteht die Hoffnung, dass sich die Bullen wieder im Markt zurückmelden. Denn der Schwenk von der Finanz- zur Realwirtschaft zeigt, die Lage scheint besser als die Stimmung zu sein. So ist zuletzt der Frühindikator des deutschen ifo-Instituts überraschend gestiegen, liegt die Kapazitätsauslastung selbst in den USA über dem historischen Durchschnitt und sind die Unternehmensgewinne noch überdurchschnittlich. Allerdings signalisieren sinkende Frühindikatoren in den USA eine deutlichere Abschwächung der Konjunktur, die auch in den Gewinnausweisen der Unternehmen zu spüren sein dürfte. Einen Hinweis, wie es bei den Gewinnen weitergeht, könnte die anstehende Berichtssaison für das erste Quartal 2008 liefern.
Zudem dürften niedrige Bewertungen mit Kurs-Gewinn-Verhältnissen von rund 10 in Europa bei gleichzeitig hohen Dividendenrenditen von mittlerweile rund 3,5 % (bezogen auf den MSCI-Index für Europa) erste Käufer anlocken.
Solange das fehlende Vertrauen die Märkte noch in Schach hält, empfehlen wir aber unverändert, einen Teil des Geldes in Geldmarktfonds zu parken, um an schwachen Tagen nachkaufen zu können.
Quelle: Allianz Global Investors
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