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14:55 Uhr, 19.06.2017

Versicherer profitieren vom autonomen Fahren

Das autonome Fahren schafft nach Meinung von Carsten Roemheld, Kapitalmarktstratege bei Fidelity International, kreative Investmentchancen auf dem Versicherungsmarkt.

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Kronberg im Taunus (GodmodeTrader.de) – Mit autonom gelenkten Fahrzeugen werden klassische Kfz-Versicherungen auf lange Sicht überflüssig. Der Mensch als wichtigste Ursache von Unfällen fällt weg. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg, wie Carsten Roemheld, Kapitalmarktstratege bei Fidelity International, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

Roemheld rechnet damit, dass Kfz-Versicherungen für Anbieter mittelfristig zunächst sogar profitabler werden. Langfristig würden Versicherungen ihre Geschäftsmodelle jedoch grundlegend überdenken müssen, heißt es weiter.

„Autonome Autos beherrschen den Straßenverkehr der Zukunft. Wir werden uns daran gewöhnen, dass der Automatisierungsgrad Schritt für Schritt zunimmt, bis der Computer das Auto am Ende eigenständig steuert. Der Mensch fällt damit als Unfallverursacher weg. Diese Entwicklung verändert das Geschäftsmodell der Kfz-Versicherungen tiefgreifend“, so Roemheld.

Im Zuge verbesserter Sicherheitssysteme werde die Zahl der Unfälle durch unachtsames Fahren in den kommenden Jahren zurückgehen. Dafür steige die Schadenssumme je Unfall. Der Grund: Moderne Sicherheitssysteme seien teuer und entsprechend hoch seien die Reparaturkosten. Eine bessere Sicherheitstechnik bewirke zudem, dass Unfallopfer glücklicherweise häufiger überlebten. Versicherungen müssen allerdings mehr für Behandlungen und Rechtsstreitigkeiten, auch gegenüber Herstellern, einkalkulieren, heißt es weiter.

Diese Kombination aus weniger Unfällen, aber höheren Kosten pro Unfall werde die Profitmargen der Autoversicherer zunächst belasten. Nach einer Prognose von Fidelity werden die Kosten für Schäden 2035 ihren Höhepunkt erreichen. Danach ebbe dieser Effekt jedoch ab, weil die Zahl der Unfälle durch die bessere Sicherheitstechnik so stark sinke, dass sich die Kosten für Schäden insgesamt verringerten und Sicherheitssysteme bis dahin außerdem günstiger zu reparieren seien. „Wir rechnen in dieser Phase sogar mit steigenden Profiten der Kfz-Versicherer. Denn sie reagieren auf höhere Aufwendungen mit steigenden Prämien. Weil sich diese an den Kosten in der Vergangenheit orientieren, bleiben sie hoch“, so Roemheld.

In Märkten, in denen der Vertrieb von Versicherungen vor allem über Makler erfolge, könnten Versicherungen hohe Profitraten länger aufrechterhalten. Dazu zähle auch Deutschland. Hier dominierten ähnlich wie in der Slowakei, Italien, Türkei und Slowenien die Makler das Versicherungsgeschäft. Damit herrsche weniger Wettbewerb als in Ländern wie Großbritannien und den Benelux-Staaten, wo der Kfz-Versicherungsmarkt durch den Direktvertrieb dominiert werde, heißt es weiter.

Nach Untersuchungen von Fidelity wird der Markt für Kfz-Versicherungen nach 2035 allmählich schrumpfen. Die Umsätze gäben nach. Das sei zunächst vor allem ein Problem für kleinere Versicherer, die ihre Fixkosten dann nicht mehr decken könnten und als erste aus dem Markt ausschieden – zugunsten großer Anbieter. Für Fidelity steht fest: Das Kfz-Versicherungsgeschäft werde sich ändern, aber nicht überflüssig werden. Denn auch das autonome Fahren birge Risiken. Nur sei es dann weniger der Mensch, der Unfälle verursache, sondern die Technik. Die Hersteller würden mehr Verantwortung für Unfälle übernehmen müssen und beispielsweise für Sensor-Fehler oder Software-Pannen haften. Einige Anbieter hätten schon begonnen, Garantien für ihre autonomen Fahrzeuge abzugeben. Versicherer könnten sich hier ein neues Geschäftsmodell erschließen, indem sie entsprechenden Versicherungsschutz anböten. Wenn Automobilhersteller ihre Produkthaftung auf Versicherungen übertrügen, würden sie nach unserer Einschätzung Anbieter bevorzugen, die weltweit präsent seien, heißt es weiter.

Ein lukratives Geschäftsfeld seien auch Policen, die vor Cyberangriffen schützten. Denn ein autonomes Fahrzeug, das mit anderen Autos und der Umwelt kommuniziere, könne immer Opfer von Hackern werden. Allerdings täten sich die Versicherer derzeit noch schwer, Risiken und mögliche Schäden einzupreisen. Autonome Fahrzeuge veränderten die Geschäftsmodelle der Versicherungen. Doch Fidelity-Analysen zeigten, dass innovative Versicherungen den Wandel am besten bewältigten. „Nur wer Ideen für passende Dienstleistungen entwickelt, kann sich im Wettbewerb behaupten. Das autonome Fahren schafft in jedem Fall kreative Investmentchancen auf dem Versicherungsmarkt. Das sollten Anleger in den kommenden Jahren im Blick behalten“, argumentiert Roemheld.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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