Kommentar
09:42 Uhr, 22.02.2005

Verhaltender Wochenverlauf an den Börsen

Verhaltener Wochenverlauf an den internationalen Börsenplätzen. Gemischte Konjunktur- und Unternehmensdaten konnten den Aktienmärkten keinen dauerhaften Schwung verleihen. Der DAX überwand nur kurzzeitig die Marke von 4.400 Punkten.

Das Hauptaugenmerk der Anleger richtete sich in der vergangenen Woche auf den Auftritt von Alan Greenspan vor dem US-Kongress. In seinem Bericht zur Wirtschaftsentwicklung in den USA zeichnete er ein robustes Bild der dortigen Konjunktur, wunderte sich aber über die weiterhin niedrigen Renditen an den Rentenmärkten, was als deutliches Signal für weitere Leitzinserhöhungen interpretiert wurde. Die ansonsten bekannt gegebenen Indikatoren fielen uneinheitlich aus. Der Einzelhandelsumsatz im Januar und der Geschäftsklimaindex Empire State Manufacturing im Februar sind nicht so stark gesunken wie zuvor an den Finanzmärkten erwartet worden war. Leicht unter den Prognosen blieb hingegen der Index der Frühindikatoren sowie am Freitag der Index zum Konsumentenvertrauen der Universität Michigan. Die Aktienmärkte reagierten aber kaum auf diese Meldungen. Für Verunsicherung sorgte zwischenzeitlich jedoch Nachrichten über eine größere Explosion im Iran, die Bedenken zur geopolitischen Entwicklung schürten.

Auf Unternehmensseite hielten sich die Impulse in Grenzen. Die Quartalsberichtsaison läuft langsam aus. Erfreuliche Ergebnisse lieferte unter anderem der weltgrößte Einzelhändler Wal-Mart, dessen Gewinn leicht über den Konsensschätzungen lag. Ebenfalls überzeugend waren die Zahlen von Coca-Cola. Der Getränkehersteller hat Umsatz und Gewinn im vierten Quartal über den Marktprognosen gesteigert. Ein durchwachsenes Ergebnis kam von Hewlett-Packard. Während der Umsatz um 10 Prozent wuchs, fiel der Gewinnanstieg nur mäßig aus. Im Technologiebereich legte der Datenspeicherspezialist Network Appliance seine Geschäftszahlen vor. Insbesondere der Ausblick wurde von den Marktteilnehmern mit Enttäuschung aufgenommen, woraufhin die Aktie um über 11 Prozent absackte. Allerdings war der Kurs erst kurz vor der Veröffentlichung kräftig angezogen. Besser sah es beim Chipmaschinenhersteller Applied Materials aus. Im Telekomsektor trafen die Veröffentlichungen von Qwest und der Mobilfunkgesellschaft Nextel die vorher kursierenden Schätzungen. Für Aufsehen sorgte hier zudem die Ankündigung von Verizon, den Netzwerkbetreiber MCI für 6,7 Mrd. USD übernehmen zu wollen. Allerdings will auch noch der Konkurrent Qwest mit einer Gegenofferte bei MCI zum Zuge kommen.

Per saldo kaum verändert präsentierte sich die Tokioter Börse. Einige Belastung kam von den Daten zur Konjunkturentwicklung. Das Bruttoinlandsprodukt ist überraschend im vierten Quartal 2004 mit 0,1 Prozent ins Minus gerutscht. Sowohl Einzelhandelswerte als auch Aktien von Bauunternehmen tendierten daraufhin leichter. Allerdings konnten die Verluste bis zum Wochenende größtenteils wieder aufgeholt werden. Vergleichsweise gut hielten sich die japanischen Technologietitel.

An Europas Aktienmärkten konnten die Kurse die bis zur Wochenmitte verbuchten Zuwächse nicht halten und rutschten bis Freitag Abend leicht ins Minus. Die guten Geschäftszahlen einiger europäischer Konzerne wie Total, L`Oreal und ING konnten die Stimmung nicht dauerhaft aufhellen. Stattdessen orientierten sich die Marktteilnehmer an den verhaltenen Impulsen aus den USA. Zudem kletterte die europäische Gemeinschaftswährung wieder über die Marke von 1,30 USD. Im Automobilbereich belastete ferner die Mitteilung des europäischen Herstellerverband ACEA, wonach die Pkw-Neuzulassungen im Januar gesunken sind. In Deutschland schaffte der DAX am Dienstag mit einem Tagesendstand von 4.402 Punkten ein 31-Monate-Hoch. Hintergrund waren unter anderem die Verbesserung des ZEW-Konjunkturerwartungsindex, der auf eine Belebung der Wirtschaftswachstums in Deutschland hindeutet. Auf Unternehmensseite kamen gute Geschäftszahlen von der Commerzbank, die in 2004 in die Gewinnzone zurückkehrte und die Dividendenzahlung wieder aufnehmen will. Weitere überzeugende Quartalszahlen veröffentlichten zudem der Maschinen- und Nutzfahrzeughersteller MAN, der Stahlhersteller ThyssenKrupp sowie die Münchener Rückversicherung. Insbesondere das Ergebnis von MAN stieß auf positive Resonanz, sodass die Aktie die Liste der Wochengewinner im DAX anführte.

Ausblick: Der Wochenauftakt dürfte an den europäischen Börsenplätzen wegen des Feiertags in den USA und den damit fehlenden Signalen der New Yorker Leitbörsen verhalten ausfallen. Im weiteren Verlauf kommen von Konjunkturseite der Ifo-Geschäftsklimaindex sowie die EU-Industrieaufträge. Aus Amerika werden zudem Angaben zum Verbrauchervertrauen, den Realeinkommen und den Auftragseingängen für langlebige Wirtschaftsgüter sowie dem BIP erwartet. Darüber hinaus erscheinen die wöchentlichen Daten zu den Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe sowie der Ölmarktbericht. Von den europäischen Unternehmen sind weitere Termine für Quartalspräsentationen angekündigt.

Quelle: Union Investment

Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 113,2 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende März 2004. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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