Analyse
18:32 Uhr, 30.05.2019

VARTA - Warum die Rally jetzt vorbei sein könnte

Die gestern gemeldete Übernahme das klassischen Batteriegeschäfts von Energy wurde zunächst von der Börse positiv aufgenommen. Bei näherem Hinsehen könnte sie aber kurstechnisch durchaus Probleme für die Varta-Aktie bedeuten.

Erwähnte Instrumente

  • VARTA AG
    ISIN: DE000A0TGJ55Kopiert
    Kursstand: 48,050 € (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
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  • VARTA AG - WKN: A0TGJ5 - ISIN: DE000A0TGJ55 - Kurs: 48,050 € (XETRA)

Was viele vielleicht gar nicht wissen: Varta, einer der deutschen Börsenhighflyer der vergangenen Monate, hat mit dem klassischen Batteriegeschäft zunächst nichts zu tun. Die börsennotierte Varta ist in zwei Geschäftsbereichen tätig: Die Tochter Varta Microbattery GmbH produziert Mikrobatterien, beispielsweise für Hörgeräte. Die zweite Tochtergesellschaft, Varta Storage GmbH, entwickelt, integriert und montiert Lithium-Ionen-Energiespeichersysteme für Haushalte, aber auch Batteriespeichersysteme für OEM-Kunden. Das bekannte Geschäft mit "normalen" Batterien, wie wir sie aus dem Elektronikmarkt kennen, hatte bis dato mit der Varta AG nichts zu tun. In Zukunft wird sich das aber ändern. Denn wie das Unternehmen gestern meldete, werde man sich das vor mehr als 15 Jahren durch eine Zerschlagung verlorene klassische Batteriegeschäft wieder ins Unternehmen zurückholen. Die Chance ergab sich, da der US-Batteriehersteller Energizer, dem die Markenrechte von Varta-Batterien in Europa gehörten, auf Geheiß der Kartellbehörden das Geschäft abstoßen musste.

100 Mio. EUR lässt sich Varta das Geschäft kosten, dazu kommen 80 Mio. EUR übernommene Schulden. "Mit dieser Transaktion nutzen wir die einmalige Chance, zusammenzuführen, was zusammengehört", so Vorstandschef Herbert Schein. Der Schritt hat es in sich. Der geschätzte Umsatz für 2019 von 300 Mio. EUR wird sich nach der Übernahme voraussichtlich auf 600 Mio. EUR verdoppeln. Hatten Analysten ursprünglich ein EBITDA von 62 Mio. EUR für 2019 erwartet, dürfte dieses nun mit 100 Mio. EUR dreistellig ausfallen. Was strategisch lukrativ erscheint, könnte für die Börsianer jedoch erst einmal fallende Kurse bedeuten. Warum?

Nun, die Varta-Aktie ist in den vergangenen Monaten regelrecht explodiert. Der Ausgabekurs betrug 2017 noch 17,50 EUR, in der Spitze notierte der Titel in dieser Woche über 50 EUR. Die aktuelle Marktkapitalisierung beträgt über 1,8 Mrd. EUR. Dem gegenüber steht ein ursprünglich erwarteter Umsatz von 314 Mio. EUR für 2019 und ein Gewinn von unter 1 EUR je Aktie, was auf ein KGV von 50 hinausläuft. Diese Relationen werden sich nun verschieben. Das KUV sinkt von 6 auf 3, auch das KGV wird niedriger werden, da die Gewinnbasis steigt. Nur war Varta bis dato als reiner Wachstumswert schon sportlich bewertet. Wachstumsraten von um die 20 % stehen Gewinnmultiplen von 30 und mehr gegenüber, auch in den kommenden Jahren. Nach der Übernahme des traditionellen und damit logischerweise auch wachstumsschwachen Haushaltsbatteriengeschäft ist es wahrscheinlich, dass die Wachstumsrate von 20 % sinken wird. Dementsprechend müssten auch die Gewinnmultiplen sinken. Was auf den ersten Blick für das Unternehmen also durchaus strategisch interessant aussieht, könnte sich mit Blick auf die hohe Bewertung des Tech-Titels für die Aktionäre zunächst als "Bremsklotz" erweisen. In den kommenden Wochen werden die Analysten ihre Schätzungen neu anpassen. Dann wird es auch einfacher sein, die Bewertung neu zu hinterfragen. Nachfolgend sehen Sie die Erwartungen VOR Bekanntgabe der Übernahme:

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Jahr 2018e 2019e* 2020e*
Umsatz in Mio. EUR 271,85 314,00 376,00
Ergebnis je Aktie in EUR 0,73 0,96 1,10
KGV 66 50 44
Dividende je Aktie in EUR 0,00 0,25 0,32
Dividendenrendite 0,00 % 0,52 % 0,67 %
*e = erwartet

Aus technischer Sicht ist die Varta-Aktie im Mai noch einmal in eine Übertreibungsphase übergegangen, die mit einer ersten warnenden Wochenkerze (Shooting Star) nun aber beendet sein könnte. Erst oberhalb von 51,90 EUR wäre der starke Aufwärtstrend seit Dezember bestätigt. Darunter dominieren kurzfristig die Abwärtsrisiken. Das jüngste Ausbruchsniveau bei 43,25 EUR könnte als erste Anlaufstelle dienen. Ob sich anschließend auch eine mittelfristige Topformation ausbilden wird, werden die nächsten Muster zeigen. Nach einer Kursverdopplung im laufenden Jahr finde ich es aber angebracht, aktuell etwas den warnenden Zeigefinger zu heben.

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1 Kommentar

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  • Pitjupp
    Pitjupp

    Danke Herr Galuschka, das war sehr hilfreich!

    06:17 Uhr, 31.05.2019

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Über den Experten

Bastian Galuschka
Bastian Galuschka
Chefredakteur

Bastian Galuschka ist seit über 20 Jahren an der Börse aktiv. Er entdeckte bereits zu Schulzeiten seine Leidenschaft für die Börse. Über fünf Jahre lang war der Diplom-Volkswirt als Redakteur bei einem bekannten Anlegermagazin tätig und verantwortete dort den Bereich Charttechnik. Seit März 2013 verstärkt er die Redaktion der stock3 AG. Bastian Galuschka kombiniert bei seinen Analysen gerne Fundamentaldaten mit charttechnischen Aspekten. Gerade im Smallcapbereich hat sich der Analyst über viele Jahre ein fundiertes Wissen aufgebaut. Seit Juni 2023 ist Galuschka Chefredakteur von stock3.

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