Analyse
12:02 Uhr, 05.11.2021

VARTA (Update) - Das sagen die Analysten

Paukenschlag bei Varta! Aufgrund der Lieferkettenproblematik bei einigen Großkunden streicht der Konzern die Jahresprognose zusammen. Doch nicht nur das, auch die Markterwartungen für 2022 und 2023 waren viel zu hoch angesetzt. Die Aktie wird vorbörslich zusammengefaltet.

Erwähnte Instrumente

  • VARTA AG
    ISIN: DE000A0TGJ55Kopiert
    Kursstand: 129,950 € (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
    VerkaufenKaufen
  • VARTA AG - WKN: A0TGJ5 - ISIN: DE000A0TGJ55 - Kurs: 129,950 € (XETRA)

Update: Inzwischen haben sich die ersten Analysten zu Wort gemeldet. Alsterresearch senkt das Kursziel für die Varta-Aktie von 143 auf 129 EUR und vergibt weiterhin das Rating "Buy". Oddo BHF belässt es bei der Einstufung "Neutral" und einem Kursziel von 125 EUR. Analyst Florian Treisch zufolge sei die Performance des Batterieherstellers deutlich schwächer als erwartet ausgefallen. Die Meldung sei ein "schwerer Schlag für die Wachstumsstory des Unternehmens". Die DZ Bank zeigt sich am pessimistischten und streicht das Kursziel von 145 auf 90 EUR zusammen. Das Rating von Analyst Michael Punzet lautet "Verkaufen". Punzet hat seine Umsatz- und Gewinnschätzungen nun deutlich gesenkt. Auch sieht der Analyst das Anlegervertrauen mit Blick auf die vorsichtigen Aussagen zum Umsatzwachstum in den Jahren 2022 und 2023 nachhaltig belastet.

Zur Stunde bewegt sich die Varta-Aktie um die ehemalige Unterstützungsmarke bei 110,30 EUR, nachdem sie zwischenzeitlich kurz im zweistelligen EUR-Bereich notiert hatte.


Es gibt wohl kaum eine Aktie in Deutschland, die 2021 dermaßen gepusht wurde wie Varta. Analysten seien zu bärisch, Shortseller hätten keine Ahnung, der Markt würde das große Potenzial des Unternehmens einfach nicht ansprechend honorieren, hieß es. Nahezu täglich waren derartige Artikel zu lesen, die Marketing-Maschinerie lief auf Hochtouren. Dennoch kam die Aktie nach dem Short-Squeeze im ersten Quartal nicht mehr in Fahrt. Nachdem bereits der letzte Quartalsbericht eine volle Enttäuschung war, kommt heute der nächste Hammer für die Dauerbullen. Anstatt einer erhofften Prognoserhöhung senkt das Unternehmen die Umsatzprognose für 2021. Doch das ist nicht alles.

Im Detail erwartet Varta aufgrund der Lieferkettenproblematiken bei Großkunden nur mehr einen Umsatzanstieg auf 900 Mio. EUR. Im Vorjahr lagen die Erlöse bei knapp 870 Mio. EUR. Die EBITDA-Marge soll sich weiter auf rund 30 % verbessern, absolut von 241 auf 275 Mio. EUR. Damit wird Varta die Markterwartung eines Umsatzes von knapp 966 Mio. EUR und eines EBITDAs von knapp 295 Mio. EUR deutlich verfehlen. Doch das ist heute sogar das kleinere der bekannt gegebenen Übel.

Denn wie aus der Meldung ebenfalls hervorgeht, wird das Wachstum 2022 und 2023 ebenfalls geringer ausfallen als die Analysten es bislang erwartet hatten. Der Umsatz soll 2022 und 2023 jeweils um 100 Mio. EUR zulegen, was 1,0 Mrd. EUR 2022 und 1,1 Mrd. EUR 2023 bedeuten würde. Die Schätzung für 2022 lautete aber bereits auf 1,1 Mrd. EUR, die für 2023 auf 1,3 Mrd. EUR. Aufgrund hoher Investitionen in die V4-Drive-Zelle, mit der Varta den Einstieg ins Batteriegeschäft bei Elektroautos schaffen möchte, wird der EBITDA-Anstieg 2022 und 2023 unter dem des Umsatzwachstums liegen, also im Klartext gerade einmal prozentual einstellig ausfallen. Der Markt hatte dagegen 2022 ein EBITDA-Wachstum von 23 % und 2023 von 11 % erwartet. Erst 2024 mit der Einführung von V4-Drive soll das Wachstum wieder zulegen. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg.

Das große Problem: Selbst auf Basis der bisherigen Analystenschätzungen war die Aktie sehr teuer bewertet, wie die untenstehende Tabelle zeigt. In den kommenden Tagen werden die Experten ihre Prognosen zusammenstreichen. Am 11. November wird Varta den ausführlichen Neun-Monats-Bericht vorlegen.

Aus charttechnischer Sicht wird es ebenfalls eng für die Bullen. Die Unterstützung bei 110,30 EUR steht unter Beschuss. Wird sie gerissen, drohen Abgaben bis zum Jahrestief bei 105,10 EUR. Wiederum darunter wäre der Chart nach unten offen und Kurse im Bereich von 90 EUR mittelfristig erreichbar.

Fazit: Die teuer bewertete Varta-Aktie wird mit dieser Prognose für die kommenden Jahre Schwierigkeiten bekommen. Unter 105,10 EUR droht eine Verkaufswelle, die sich gewaschen hat.

Jahr 2020 2021e* 2022e*
Umsatz in Mrd. EUR 0,87 0,97 1,10
Ergebnis je Aktie in EUR 2,36 3,27 4,14
Gewinnwachstum 38,56 % 26,61 %
KGV 47 34 27
KUV 5,3 4,7 4,2
PEG 0,9 1,0
Dividende je Aktie in EUR 2,48 0,61 0,82
Dividendenrendite 2,21 % 0,54 % 0,73 %
*e = erwartet
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8 Kommentare

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  • Mathizio
    Mathizio

    Gemäß der Analyse von R. Berteilt vom 07.10. (GT+ Artikel) war auch kein Einbruch in dieser Stärke zu erwarten.

    Mein Anliegen der Kritik ist ein anderes: Ihre Kunden sind Privatanleger, Privatanleger, die bei Kurssturzen wie Wirecard, TeamViewer und Varta hart getroffen werden. Diese Privatanleger bedienen ihre Aktienportfolios in der Regel aus Geld, dass sie aus einem Arbeitsverhältnis haben und zum Teil viele Steuern darauf zahlen. Für Paid-Content, der auch nicht in den letzten sieben Tagen vor Enttäuschung gewarnt hat, ist das besonders bitter, daher braucht es keine Aussage mit schadenfrohem Unterton.

    Aber Sie haben ja bereits eingeräumt, dass der Beginn des Artikels in seiner Art und Weise auch anders hätte aussehen können.

    Abseits davon bleibt die Frage: Wie kann ein Feierabendinvestor solche fundamental falsch bewerteten Aktien vorab erkennen?

    11:08 Uhr, 05.11.2021
    1 Antwort anzeigen
  • Market Impact
    Market Impact

    Ich sehe die Varta als Kaufchance denn an der Perspektive in den Megamarkt Autobatterie einzusteigen hat sich ja nichts verändert.

    10:39 Uhr, 05.11.2021
    1 Antwort anzeigen
  • Mathizio
    Mathizio

    Hallo Herr Galuschka, ich entnehme Ihren Worten eine gewisse Schadenfreude, die bei Leser:innen schlecht ankommt, wenn eine Position 20% einbricht und - wie in meinem Fall - 2.000€ „vernichtet“.

    Ausgehend von der Charttechnik, die hier vorwiegend besprochen wird, habe ich eine Konsolidierung gesehen, die mit einer inversen SKS oberhalb des EMA50 beendet wurde. Eine bullishe Lesart wäre begründet gewesen und war keinesfalls aus der Luft gegriffen. Eine Umsatzprognoseänderung wenige Tage vor Quartalszahlen war auch terminlich nicht zu erwarten.

    Ich werde jedenfalls nach Ihrer emphatischen Meldung zu dem Thema meinen Verlust nun um 27€ reduzieren - den Beitrag für Godmode Trader+.

    09:52 Uhr, 05.11.2021
    2 Antworten anzeigen

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Über den Experten

Bastian Galuschka
Bastian Galuschka
Chefredakteur

Bastian Galuschka ist seit über 20 Jahren an der Börse aktiv. Er entdeckte bereits zu Schulzeiten seine Leidenschaft für die Börse. Über fünf Jahre lang war der Diplom-Volkswirt als Redakteur bei einem bekannten Anlegermagazin tätig und verantwortete dort den Bereich Charttechnik. Seit März 2013 verstärkt er die Redaktion der stock3 AG. Bastian Galuschka kombiniert bei seinen Analysen gerne Fundamentaldaten mit charttechnischen Aspekten. Gerade im Smallcapbereich hat sich der Analyst über viele Jahre ein fundiertes Wissen aufgebaut. Seit Juni 2023 ist Galuschka Chefredakteur von stock3.

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