VARTA - Das Schlechte kommt oft zum Schluss
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- VARTA AG - WKN: A0TGJ5 - ISIN: DE000A0TGJ55 - Kurs: 23,640 € (XETRA)
Gute PR- und IR-Arbeit ist eine Kunst. Teilweise kann man nur den Kopf schütteln, wie lieblos Unternehmen Meldungen an die Öffentlichkeit herausschicken. Eine besondere Kunst liegt darin, schlechte News gut zu verpacken, in der Hoffnung, der Leser würde nur die Headline oder den ersten Absatz der Meldung lesen. Ein perfektes Beispiel hierfür lieferte gestern Abend Varta.
Die Headline lautete "Varta übertrifft Prognose für 2022 beim bereinigten EBITDA". Varta hat bereinigt ein EBITDA von rund 69,5 Mio. EUR 2022 erzielt und damit das obere Ende der Prognosespanne von 55 bis 60 Mio. EUR übertroffen. Die Aktie reagierte zunächst positiv. Liest man dagegen weiter, so schockte das Management einmal mehr. Zum einen kam das bessere Ergebnis vorrangig durch Einmaleffekte zustande, zum anderen erreichte der Umsatz mit 806,9 Mio. EUR nur haarscharf das untere Ende der Prognosespanne von 805 bis 820 Mio. EUR. Netto wird sogar ein massiver Verlust von 200 Mio. EUR anfallen, vorrangig aufgrund von Abschreibungen auf Sachanlagevermögen, insbesondere im Segment "Lithium-Ion CoinPower", das die Varta-Bullen ja einst als den Hoffnungsträger schlechthin angesehen hatten. Zum Vergleich: Der Analystenkonsens lag gerade einmal bei einem Verlust von unter 50 Mio. EUR.
Endgültige Zahlen am Freitagabend
Am Freitagabend nach Börsenschluss wird Varta die endgültigen Geschäftszahlen für 2022 bekannt geben und dann wohl auch eine Prognose für 2023. "Immerhin am Freitagabend und nicht am Samstagmorgen", werden einige Sarkastiker anführen. Der Bericht ist in jedem Fall überfällig, es hatte Verzögerungen im Zusammenhang mit der Erstellung eines Restrukturierungskonzepts gegeben. Die Optimisten werden nun sagen: "Alles Schnee von gestern, blicken wir nach vorne!" Okay, dann machen wir das: Aktuell erwartet der Markt für 2023 einen Umsatz von knapp 869 Mio. EUR und, ein EBITDA von 112 Mio. EUR, ein EBIT von -14 Mio. EUR und einen Verlust je Aktie von 0,44 EUR. Am Freitagabend sind wir schlauer.
Warburg Research hat heute bereits reagiert und die Schätzungen zusammengestrichen. 200 Mio. EUR Minus würden bedeuten, dass Varta 2022 auf einen Verlust je Aktie von 4,95 EUR gekommen ist. Für 2023 erwarten die Experten nun ein Minus von 0,77 EUR, also deutlich mehr als der Konsens. Da die geplanten Personalentlassungen vorrangig im zweiten Halbjahr stattfinden werden, erwartet Warburg keine positiven Auswirkungen für das laufende Jahr, weil auch Abfindungen den positiven Kosteneffekt schmälern dürften. Die Nettoverschuldung dürfte von gut 300 auf über 625 Mio. EUR regelrecht explodiert sein. Das Rating für die Aktie lautet weiter "Sell", das Kursziel 18,30 EUR (vorher 18,50 EUR).
Eine aktuelle charttechnische Einschätzung zur Varta-Aktie findet ihr hier.
Fazit: Ein katastrophales Jahr 2022 liegt hinter Varta. Bisher erwartet der Marktkonsens bereits 2023 wieder eine deutliche Besserung. Warburg rudert heute aber schon zurück. Anleger sollten die Unternehmensprognose für 2023 zunächst abwarten.
Jahr | 2022 | 2023e* | 2024e* |
Umsatz in Mio. EUR | 808,24 | 868,65 | 962,82 |
Ergebnis je Aktie in EUR | -1,17 | -0,44 | 0,44 |
Gewinnwachstum | - | - | |
KGV | - | - | 54 |
KUV | 1,2 | 1,1 | 1,0 |
PEG | - | neg. | |
*e = erwartet, Berechnungen basieren bei US-Unternehmen auf Non-GAAP-Daten |
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