Kommentar
09:28 Uhr, 05.07.2023

Value-Aktien: Das Trauerspiel ist eine Chance

Value-Aktien haben es nicht leicht – wieder einmal. Der Grund für das Trauerspiel ist dieses Mal eine Chance.

Value-Anleger haben es seit Jahren nicht leicht. Sie müssen zusehen, wie Wachstumswerte höhere Kursgewinne ausweisen. Historisch betrachtet ist eine lange Zeit der Underperformance von Value-Akten ungewöhnlich. Umso schöner war die kurze Zeit der Outperformance von Ende 2021 bis Ende 2022.

Für diese Outperformance gab es einen Grund. Die Zinsen stiegen in den USA von nahezu 0 % auf 5 %. Die relative Performance gegenüber Wachstumsaktien stieg (Grafik 1). Seit Jahresbeginn gibt es den gegenläufigen Trend. Obwohl die Zinsen weiter steigen, sinkt die relative Performance. Solche Divergenzen lösen sich mit der Zeit auf (Grafik 2).

Value-Aktien-Das-Trauerspiel-ist-eine-Chance-Kommentar-Clemens-Schmale-stock3.com-1
Value-Aktien-Das-Trauerspiel-ist-eine-Chance-Kommentar-Clemens-Schmale-stock3.com-2

Um zu verstehen, ob es eine Chance auf eine Outperformance gibt, muss man wissen, wieso Value-Aktien bei steigenden Zinsen tendenziell besser performen als Wachstumsaktien. Der Grund ist relativ einfach. Höhere Zinsen machen Gewinne, die jetzt erwirtschaftet werden, wertvoller als Gewinne, die erst in ferner Zukunft anfallen. Höhere Zinsen führen zu einem tieferen Barwert der zukünftigen Gewinne von Wachstumsaktien.

Aufgrund einer anhaltenden Begeisterung rund um das Thema künstliche Intelligenz gilt der Zusammenhang aktuell nicht. Anleger gewichten das Wachstumspotenzial ungeachtet höherer Zinsen höher. Mit der Zeit werden Anleger erkennen, dass sie zu hohe Wachstumsraten erwartet haben. Die Enttäuschung ist groß und Wachstumsaktien weisen in der Folge eine jahrelange Underperformance aus.

Leitzinsen befinden sich inzwischen in der Nähe der Hochs. Beginnen sie erst wieder zu sinken, spricht dies für Wachstumswerte. Daher könnte der Schluss naheliegen, dass Value-Aktien auch mittelfristig kein gutes Investment sind. Das ist nicht der Fall.

Finden Übertreibungen wie jetzt rund um künstliche Intelligenz oder das Internet zur Jahrtausendwende statt, können Value-Aktien ungeachtet des Zinsniveaus outperformen, wenn die Euphorie erst zu Ende ist. Gleichzeitig sind schnelle Zinssenkungen nicht zu erwarten. Selbst wenn Zinsen gesenkt werden, ist eine Rückkehr zur Nullzinspolitik vorerst unwahrscheinlich.

Value-Aktien kennzeichnen sich dadurch aus, dass sie vorhersehbares Wachstum bei Umsatz und Gewinn haben. Sie haben solide Bilanzen und können Investitionen ohne Kredit finanzieren. In Zeiten höherer Zinsen und einer Entkoppelung von China ist das Gold wert.

Diese Entkoppelung haben Anleger noch nicht entdeckt. Diese hat zwei Merkmale. Zum einen steigt der Bedarf, Güter wieder im eigenen Land oder benachbarten Ausland zu produzieren. Das erfordert Investitionen. Zum anderen sind gerade Hochtechnologieunternehmen von Exportbeschränkungen für China betroffen, was das Wachstum dämpft. China ist immerhin die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt.

Die Underperformance von Value-Aktien ist daher eine Chance für Anleger. Gleich zwei Ineffizienzen (Zinsen, Entkoppelung) treten derzeit auf. Das macht Value-Aktien langfristig sehr interessant. Die hier dargestellte relative Performance bezieht sich auf US-Aktien. Das Phänomen gibt es jedoch weltweit.

Eröffne jetzt Dein kostenloses Depot bei justTRADE und profitiere von vielen Vorteilen:

  • 25 € Startguthaben bei Depot-Eröffnung
  • ab 0 € Orderprovision für die Derivate-Emittenten (zzgl. Handelsplatzspread)
  • 4 € pro Trade im Schnitt sparen mit der Auswahl an 3 Börsen & dank Quote-Request-Order

Nur für kurze Zeit: Erhalte 3 Monate stock3 Plus oder stock3 Tech gratis on top!

Jetzt Depot eröffnen!

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

Mehr über Clemens Schmale
  • Makroökonomie
  • Fundamentalanalyse
  • Exotische Basiswerte
Mehr Experten