Kommentar
15:30 Uhr, 21.01.2021

USA: Was bedeuten höhere Steuern für den Aktienmarkt?

Bereits im Wahlkampf hat Biden keinen Hehl daraus gemacht, dass er Steuern erhöhen will. Bisher sind Anleger noch nicht nervös. Das könnte sich ändern.

Über die Steuerpläne ist bisher noch nicht viel bekannt. Auch die Anhörung von Janet Yellen als neue Finanzministerin haben kaum neue Erkenntnisse gebracht. Das Mantra lautet: langfristig müssen wir die Schulden in den Griff bekommen, auch durch Steuern. Genaue Pläne gibt es noch nicht, vor allem noch keinen Zeitplan. Es gilt als wahrscheinlich, dass der Spitzensteuersatz für Einkommen angehoben wird. Eine Erhöhung des Einkommensspitzensteuersatzes spielt für die Börse keine Rolle. Solange dieser Steuersatz um wenige Prozentpunkte angehoben wird, muss man nicht damit rechnen, dass deswegen weniger Geld in Aktien fließt. Kritischer sind andere Überlegungen...

Die Unternehmenssteuer könnte angehoben werden. Sie wurde erst 2018 von Trump gesenkt. Die Senkung von 35 % auf 21 % hatte einen nennenswerten Effekt auf die Börse. Unternehmen behalten einen höheren Anteil an der Gewinne. Das macht profitable Unternehmen automatisch wertvoller. Wird die Steuer nun erhöht, muss das Gegenteil befürchtet werden.

Sofern sich eine Mehrheit für diesen Plan finden lässt, ist mit einem Anstieg auf 28 % zu rechnen. Theoretisch sollte der Gesamtmarkt 9 % sinken, um diesen Effekt auszugleichen. Das entspricht einer Wertkorrektur von fast 4 Billionen Dollar und ist für Anleger ärgerlich.

Will man von der Börse und von Anlegern nehmen, gibt es einen Weg, der die Kurse nicht beeinflusst, aber Anlegern gar nicht gefallen dürfte. In den vergangenen 100 Jahren wurden die Kapitalertragssteuern in den USA immer wieder stark angehoben oder gesenkt. Weder eine Erhöhung dieser Steuern noch eine Senkung scheint dabei auf den Kursen zu lasten.

Dividenden wurden vor 1954 nur für einen sehr kurzen Zeitraum besteuert. Eine Steuer auf Dividenden ist vergleichsweise neu. Dividenden wurden bei der Einführung der Steuer gleich mit dem persönlichen Einkommenssteuersatz versteuert. Dieser lag gerade nach dem Zweiten Weltkrieg sehr hoch (Grafik 1). Die Einführung der Steuer 1954 führte jedenfalls nicht zu einer Korrektur am Aktienmarkt. Ebenso hat die Senkung in den Jahrzehnten seither keinen offensichtlichen Effekt auf die Kurse gehabt.


Bei der Besteuerung der Kursgewinne gibt es ebenfalls keinen offensichtlichen Zusammenhang. Die Steuern stiegen in den 70er Jahren. In dieser Zeit lief der Markt seitwärts. Das hatte jedoch wohl mehr mit hoher Inflation und zweistelligen Zinsen zu tun als mit Steuern.

Denkbar ist, dass sich Kapitalertragssteuern nicht in den Kursen, sondern in der Bewertung zeigen (Grafik 2). Auch hier lässt sich keine Korrelation feststellen. Will der Staat von der Börse nehmen, dann kann er es bei Anlegern tun, ohne den Kursen zu schaden. Erfreulich wäre das für Anleger natürlich überhaupt nicht.


Eine höhere Besteuerung von Dividenden kann auch dazu führen, dass Unternehmen ihre Ausschüttungspolitik ändern. Anfang des Jahrhunderts senkte Bush die Steuern für Dividenden. Unternehmen erhöhten daraufhin ihre Ausschüttungen. Das Gegenteil könnte geschehen, wenn die Steuern steigen. Stattdessen würden Unternehmen lieber über Aktienrückkäufe Geld an Anleger zurückgeben. Das könnte den Kursen sogar helfen.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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