Kommentar
16:59 Uhr, 14.02.2008

USA: Versöhnlicher Jahresausklang beim Handelsbilanzdefizit

1. Das Handelsbilanzdefizit ist im Dezember überraschend deutlich von 63,1 Mrd. US-Dollar auf 58,8 Mrd. US-Dollar gefallen (Bloomberg-Umfrage: 61,5 Mrd. US-Dollar, DekaBank: 62,0 Mrd. US-Dollar). Damit ist der Ausrutscher vom November wieder ausgebügelt. Die Exporte stiegen um beachtliche 1,5 % mom, während die Importe ein Minus von 1,1 % mom verbuchten. Rechnet man die Petroleumgütern heraus, so hat sich das Defizit von 33,1 auf 27,2 Mrd. US-Dollar reduziert, den tiefsten Stand seit Oktober 2002.

2. Die Exportstärke zog sich über viele Teilbereiche hinweg. Beispielsweise legten die Exporte von Flugzeugen um 33,1 % gegenüber dem Vormonat zu, von Telekommunikationsprodukten um 13,9 % und von Halbleitern um 10,0 %. Dagegen sanken die Autoexporte um 7,8 %. Bei den Importen stechen insbesondere die Teilbereiche Autos (-9,3 %), Telekommunikation (-5,4 %) und Nahrungsmittel (-3,0 %) hervor.

3. In der Jahresbetrachtung sind die Exporte auch im Jahr 2007 wieder kräftig angestiegen. Mit 12,2 % verbuchten sie das dritthöchste Plus der vergangenen zwölf Jahre. In dieser Entwicklung spiegelt sich die hohe Wachstums- und damit auch Nachfragedynamik der Welt insgesamt sowie der schwache Dollar wider. Dagegen war die Importdynamik mit 5,9 % die schwächste seit 2003. Hieran kann man u.a. ablesen, dass die Binnennachfrage nicht mehr so stark wächst wie in den Jahren zuvor.

4. Es gibt derzeit viele gute Gründe für die Fortsetzung der Konsolidierung des außenwirtschaftlichen Ungleichgewichts in den USA. Die Exporte werden beflügelt von einem niedrigen Außenwert des US-Dollar und der hohen weltwirtschaftlichen Nachfragedynamik. Dagegen macht sich die Konjunkturdelle in den USA in Form schwächerer Importe bemerkbar. Daher kann in den nächsten Monaten in der Tendenz mit einer weiteren Verringerung des Handelsbilanzdefizits gerechnet werden.

5. Mit den heutigen Daten liegt nun schon eine Reihe weiterer Informationen über das vierte Quartal vor, die den Umfang des Revisionsbedarfs für das vierte Quartal andeuten. Dem Abwärtsrevisionsbedarf beim privaten Konsum, den Bauausgaben und den Lagern steht ein Aufwärtsrevisionsbedarf beim Außenhandel gegenüber. Unseren Schätzungen zufolge könnte das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts insgesamt um mindestens 0,2 Prozentpunkte nach unten genommen werden. Die bisher mit 0,6 % (qoq, ann.) gemeldete Veränderungsrate rutscht damit schon recht nahe an die Null heran.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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