Kommentar
18:01 Uhr, 25.10.2005

USA: Verbraucher rutschen weiter ins Stimmungstief

1. Das vom Conference Board ermittelte Verbrauchervertrauen ist im Oktober von nach oben revidierten 87,5 Punkten auf 85,0 Punkte gefallen – den tiefsten Stand seit Oktober 2003. Dies bedeutete eine Enttäuschung für die von Bloomberg befragten Analysten, wir hatten dagegen exakt mit diesem Wert gerechnet (Bloomberg-Median: 88,0 Punkte; DekaBank: 85,0 Punkte). Dabei sanken die Lageeinschätzung (-2,2 Punkte) und die Erwartungskomponente (-2,8 Punkte) annähernd gleich stark.

2. Die Verschlechterung zog sich über alle Teilkomponenten hinweg, wobei die Lageeinschätzung des Arbeitsmarktes und die Einschätzung bezüglich der zukünftigen gesamtwirtschaftlichen Entwicklung nur geringfügig einbüßten.

3. Die Gründe für die erneute Stimmungseintrübung nach dem Einbruch im Vormonat dürften vielfältig sein. Zum einen sinken die Benzinpreise längst nicht so schnell, wie es von vielen erwartet wurde. Hinzu kommt, dass realistischerweise weiterhin mit hohen Energiepreisen gerechnet werden muss. Allein die Erwartung deutlich höherer Heizkosten in diesem Winter dürfte die Verbraucher schon zunehmend verunsichern. Hinzu kommen die aktuellen Diskussionen um den Wiederaufbau der von Hurrikan „Katrina“ zerstörten Region. War man zunächst davon ausgegangen, dass die Zahlungen des Staates in vollem Umfang auf Kosten der Staatsverschuldung gehen würden, so wird derzeit verstärkt diskutiert, wie die Finanzspritze gegenfinanziert werden kann. Im Blickfeld stehen unter anderem Kürzungen bei den Gesundheitskosten (Medicare und Medicaid) und bei der Studienfinanzierung. Dies dürfte ein zweiter Grund für das Stimmungstief sein. Als drittes Argument ist die Angst vor weiteren zerstörerischen Hurrikans anzuführen, angefangen von ihren tatsächlichen Verwüstungen bis hin zu den nationalen Auswirkungen, wenn wieder die Rohölförderung und -raffinierung betroffen würden. Denn schließlich hatte „Rita“ im Befragungszeitraum zugeschlagen und „Wilma“ war bei Befragungsende im Anmarsch.

4. Für das vierte Quartal rechnen wir mit einer sehr schwachen Entwicklung des privaten Konsums. Hier wirken zum einen die Rabattaktionen der Automobilhersteller vom Sommer noch nach. Diese hatten zu massiven vorgezogenen Autokäufen geführt, die nunmehr schlichtweg fehlen. Zum anderen nagen die hohen Inflationsraten, insbesondere die stark gestiegenen Benzinpreise, am realen Konsumzuwachs. Allerdings dürfte sich unserer Prognose zufolge der private Verbrauch noch einmal berappeln, alleine schon, weil der Wiederaufbau der zerstörten Gebiete einiges an Konsum generieren wird. Aber auch die Einkommenszuwächse werden im Jahr 2006 zu Konsumzuwächsen im Bereich von 3 % beitragen. Mit einer deutlich stärkeren Konsumdynamik ist aber vorerst nicht mehr zu rechnen.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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