USA: Verbraucher bestürzt über Finanzmarktturbulenzen
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
1. Die Stimmung der privaten Haushalte hat sich im Oktober gemessen am Verbrauchervertrauen sehr deutlich eingetrübt. Das vom Conference Board erhobene Verbrauchvertrauen sackte mit 38,0 Punkten sogar auf einen historischen Tiefstand (Bloomberg-Median: 52,0 Punkte; DekaBank: 51,0 Punkte). Bereits das Konsumklima der Universität von Michigan signalisierte eine Stimmungsverschlechterung im Oktober. Der täglich verfügbare Rasmussen-Index zeigt recht anschaulich, dass diese Verschlechterung mit der Bekanntgabe der Insolvenz von Lehman Brothers am 15. September begann.
2. Das Verbrauchervertrauen wird monatlich seit Juni 1977 erhoben (ab 1967: zweimonatlich). Der bislang stärkste monatliche Indexrückgang fand im Oktober 1990 statt (-23,0 Punkte). Somit lag im Oktober dieses Jahres nicht nur der niedrigste Indexwert vor, sondern mit 23,4 Punkten auch ein monatlicher Rekordrückgang. Sowohl die Erwartungs- als auch die Lagekomponente verschlechterten sich vom Ausmaß her ähnlich deutlich: Der Befragungssaldo hinsichtlich der Einkommenserwartungen verringerte sich mit -8,9 Punkten auf den historisch niedrigsten Stand, im Falle der Wirtschaftserwartungen lag der Saldo bei -26,7 Punkten. Zuletzt wurde im Mai 1980 ein tieferer Wert ermittelt. Gleiches gilt für die Arbeitsmarkterwartungen. Auch hier lag mit -34,1 Punkten der niedrigste Stand seit Mai 1980 vor. Bei den Lagekomponenten sieht es etwas weniger dramatisch aus. Wenngleich der Arbeitsmarkt mit -28,3 Punkten so schwach wie seit Oktober 1993 und die wirtschaftliche Lage mit -29,1 Punkten so schlecht wie seit November 1992 nicht mehr eingeschätzt wird.
3. Der Oktoberwert des Verbrauchervertrauens wirft zwei Fragen auf: Rutscht die US-Wirtschaft nicht nur in eine normale sondern in eine schwere Rezession und zum anderen wie tief kann das Verbrauchervertrauen noch fallen? Wir sind derzeit dabei unsere BIP-Prognose für die US-Wirtschaft zu revidieren und erachten bislang eine durchschnittlich schwere Rezession als am wahrscheinlichsten. Denn der Unternehmenssektor rutscht ausgehend von einer vergleichsweise gesunden Verfassung in diese durch eine Kreditklemme ausgelöste Rezession hinein. Somit dürften starke Rückgänge bei den Unternehmensinvestitionen zumindest nicht dauerhaft zu erwarten sein. Daran knüpft unsere Erwartung, dass die Anzahl der Beschäftigten noch spürbar sinken wird. Monatliche Beschäftigungsrückgänge von 400.000 bis 500.000 (die es in vergangenen Rezessionen durchaus gab) erwarten wir jedoch nicht. Das Verbrauchervertrauen ist im Oktober sicherlich durch die erneute Verschärfung der Kreditkrise zu erklären und beinhaltet damit auch ein stückweit übertriebene Bestürzung. Der oben angeführte Rasmussenindex zeigt, dass sich die Stimmungswerte innerhalb der vergangenen Tage wieder etwas gefangen haben. Somit könnte auch das Verbrauchervertrauen im November ebenfalls wieder leicht ansteigen. Sieht man von der übertriebenen Bestürzung ab, dann könnte das Verbrauchervertrauen im Frühjahr des nächsten Jahres im Bereich von 45 Punkten liegen.
4. Wie erwartet sind im August die Hauspreise im Jahresvergleich in den wichtigsten Metropolen der USA weiter im Rekordtempo gefallen. Gemessen an dem Case-Shiller-Index für 20 Städte sanken sie gegenüber dem Vorjahr um 16,6 % (Bloomberg-Median: -16,6 % yoy). Auch die monatliche Abwärtsdynamik beschleunigte sich zum zweiten Mal in Folge. Nach -0,5 % im Juni, und -0,9 im Juli sanken die Preise im August nun um -1,0 % gegenüber dem Vormonat. Damit ist der kleine Hoffnungsschimmer, der zur Mitte des Jahres keimte, für das dritte Quartal verflogen. Auch regional zeigt sich der breite Abschwung. Stiegen die Preise im Juli noch in sechs Metropolen, so konnten im August nur noch Boston und Cleveland steigende Preise vermelden. Damit sanken auch zum fünften Mal in Folge in allen 20 Metropolen die Hauspreise im Jahresvergleich. Dabei waren es diesmal die höherpreisigen Häuser deren Abwärtsdynamik am stärksten zugenommen hatte. Waren dort die Preise noch im Juni sogar wieder leicht angestiegen, so sanken sie diesmal mit -0,7 % so stark wie seit April nicht mehr.
5. Der ebenfalls weiter nachgebende OFHEO-Index (August -5,9 % yoy, nach -5,5 % im Juli) der die landesweite Entwicklung erfasst, zeigt, dass die Erholung bei den Preisen noch auf sich warten lassen wird. Zum einen beginnt erst jetzt langsam der Abbau des Überangebot des Häusermarktes. Trotz der geringen Neubautätigkeit wird das Angebot allerdings wieder durch die steigende Anzahl von Zwangsvollstreckungen erhöht. Zum zweiten schwächt sich die Wirtschaft ab. Dies wirkt bremsend auf die gerade wieder anziehende Kaufbereitschaft. Insbesondere, da die strikteren Vergaberichtlinien bei der Neuaufnahme von Hypotheken die Nachfrage noch einmal einengt. Die Futures-Kontrakte, die für den Case- Shiller-10 Städte-Index gehandelt werden, zeigen, dass der Markt damit rechnet, dass die Schwächephase bis zum dritten Quartal 2008 ausgeprägter verlaufen wird. Obwohl sich das Tempo der Preisanpassungen Ende 2008 verlangsamt, erwartet der Markt bis Ende 2010 sinkende Hauspreise.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.