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09:30 Uhr, 31.07.2025

USA und Südkorea einigen sich auf Handelsabkommen

Die Vereinigten Staaten werden auf Importe aus Südkorea einen Zoll von 15 % erheben, selber für Exporte aber keine Zölle bezahlen müssen. Dies ist das Ergebnis eines neuen Handelsabkommens, das US-Präsident Donald Trump am Mittwoch verkündete.

Damit wird ein ursprünglich angedrohter Strafzoll von 25 % abgewendet. Die Einigung sieht im Gegenzug massive Investitionszusagen aus Seoul vor. Vom Prinzip her erinnert das an die Deals mit Japan und die EU, die gleichen Fragen bleiben aber auch offen. Südkorea verpflichtet sich, 350 Mrd. USD in von den USA ausgewählte Projekte zu investieren und für 100 Mrd. USD amerikanische Energieprodukte zu erwerben.

Die Einigung wurde kurz vor Ablauf einer von Trump selbst gesetzten Frist am 1. August erzielt und entschärft die Spannungen mit einem der wichtigsten Handelspartner der USA in Asien. Südkorea ist ein bedeutender Exporteur von Halbleitern, Automobilen und Stahl. Im vergangenen Jahr verzeichnete das Land einen Handelsüberschuss mit den USA von 55,7 Mrd. USD, eine Steigerung von 25,4 % gegenüber dem Vorjahr.

"Ich freue mich, bekannt zu geben, dass die Vereinigten Staaten von Amerika einem vollständigen und umfassenden Handelsabkommen mit der Republik Korea zugestimmt haben", teilte Trump über die Plattform Truth Social mit.

Milliardeninvestitionen und offene Fragen

Die Details des Abkommens werfen jedoch Fragen auf, was man inzwischen von den Handelsdeals der USA gewohnt ist. Von den zugesagten Investitionen in Höhe von 350 Mrd. USD sollen 150 Mrd. USD in eine Partnerschaft im Schiffbau fließen. Weitere 200 Mrd. USD sind für die Bereiche Halbleiter, Kernkraft, Batterien und Biotechnologie vorgesehen, wie Kim Yong-beom, ein ranghoher Beamter des südkoreanischen Präsidialamtes, erläuterte. Bestehende Investitionspläne südkoreanischer Unternehmen sollen Teil dieser Summe sein.

Unklar bleibt, wie die Investitionsgeschäfte genau strukturiert werden, woher die Finanzierung stammt und über welchen Zeitraum die Umsetzung erfolgen soll.

US-Handelsminister Howard Lutnick erklärte auf der Plattform X, 90 % der Gewinne aus dem 350-Mrd.-USD-Fonds würden "dem amerikanischen Volk zugutekommen". So wie es auch im Rahmen des Japan-Deals kommuniziert wurde.

Die südkoreanische Seite interpretiert dies laut Kim Yong-beom als eine Reinvestition der Gewinne. Die Energieeinkäufe im Wert von 100 Mrd. USD sollen über die nächsten dreieinhalb Jahre erfolgen und vor allem Flüssigerdgas (LNG), Flüssiggas (LPG) und Rohöl umfassen. Dies bewege sich im Rahmen des üblichen Importvolumens und führe lediglich zu einer leichten Verschiebung von Lieferanten aus dem Nahen Osten hin zu amerikanischen Quellen.

Der US-Zollsatz für südkoreanische Automobile wird auf 15 % festgelegt. Stahl, Aluminium und Kupfer sind von der neuen Vereinbarung nicht abgedeckt. Auch hier analog zu Japan und der EU.

Der neue südkoreanische Präsident Lee Jae Myung ist erst seit Juni im Amt antrat und traf mit den Verhandlungen gleich auf die erste große Bewährungsprobe. Mit dem Abkommen sieht er die Unsicherheit für die Exportwirtschaft beseitigt. Der frühere südkoreanische Handelsminister Cheong In-kyo kommentierte die Einigung pragmatisch: "Wir haben das Schlimmste vermieden und das Nächstbeste gewählt." Viel werde davon abhängen, wie die Investitionen in den USA strukturiert seien.

Fazit

Wieder ein Deal, wieder mit großen Unklarheiten. Für die US-amerikanische Seite ist es offenbar wichtig, öffentlich mit Riesensummen hantieren zu können, die die Gegenseite in den USA investiert. Gleichzeitig bleibt der Profit dann immer großteils in den USA, so die Version für das Volk. Die Handelspartner haben derweil ihre eigenen Interpretationen. Aus Japan zum Beispiel heißt es, von den gemeldeten 550 Mrd. USD Investitionen sollen 98 bis 99 % über verzinste Kredite und mit Gebühren verbundene Bürgschaften laufen - soviel zum Thema Teilung der Profite 90 / 10. Wirklich stabile Handelsdeals, auf die man auch langfristig sicher zählen kann, sehen anders aus.

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