Analyse
08:52 Uhr, 08.05.2015

USA treten dem Währungskrieg bei

Der bekannte Wirtschaftsprofessor Nouriel Roubini weist darauf hin, dass die USA faktisch dem Währungskrieg beigetreten sind, um eine weitere Aufwertung des Dollar zu verhindern.

Erwähnte Instrumente

  • EUR/USD
    ISIN: EU0009652759Kopiert
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  • EUR/USD - WKN: 965275 - ISIN: EU0009652759 - Kurs: 1,1204 $ (FOREX)

Die Arbeitslosenquote der USA liegt bei 5,5%, jene unter Akademikern bei 2,5%.

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Ist die Vollbeschäftigung bereits erreicht? Janet Yellen und andere Kommentatoren zweifeln daran, denn bislang löste die tiefe Arbeitslosenquote noch nicht den Effekt steigender Löhne und Gehälter aus, der sonst zu erwarten wäre.

Dieser Mangel an steigenden Inflationsraten kann daran liegen, dass der amerikanische Arbeitsmarkt strukturell schwächer ist, was etwa an der Entwicklung der Langzeitarbeitslosen zu erkennen ist.

Allerdings wertete der US-Dollar im Außenwert seit Herbst um rund 25% auf. Das hat Importgüter günstiger werden lassen, und auch in den USA produzierte Güter, die mit ihnen in Konkurrenz stehen, wurden damit gedrückt.

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Der Preis für ein 159-Liter-Fass Rohöl der US-Sorte WTI sank im gleichen Zeitraum um rund 60%.

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Mittlerweile sprechen Beamte der Fed ausdrücklich über den Einfluss, den der Dollar auf Nettoexporte, Inflation und Wachstum hat, merkt Roubini an.‎ Die US-Regierung äußere sich ebenfalls immer kritischer über die Politik Deutschlands und der Eurozone, die den Euro schwächt und gleichzeitig keine Maßnahmen zur Steigerung der Inlandsnachfrage ergreife – wie temporäre fiskalische Stimuli oder schnelleres Lohnwachstum.

Darüber hinaus werden laut Roubini den verbalen Interventionen politische Taten folgen, da weniger Wachstum und Inflation – teilweise aufgrund des starken Dollars – die Fed dazu bewegen wird, die Nullzinspolitik später und langsamer zu beenden als erwartet. Und dies könnte die USA bei ihren Versuchen, die laut Roubini hochrationale Transpazifische Partnerschaft abzuschließen, in Schwierigkeiten bringen.

US-Präsident Obama macht sich wegen der lauter werdenden Kritik über die Währungsmanipulationen der EZB Sorgen darüber, im Kongress genug Wählerstimmen für eine Verabschiedung der Transpazifischen Partnerschaft mobilisieren zu können, und das wird durch einen Gesetzesentwurf noch verschärft, der Strafzölle für Länder vorsieht, die „Währungsmanipulation“ betreiben.

"Sollte der Transpazifischen Partnerschaft eine solche Verbindung zwischen Handels- und Währungspolitik aufgezwungen werden, würden die asiatischen Teilnehmer ihren Beitritt verweigern", stellt Roubini nüchtern fest.

Eigentlich wird bei uns in Deutschland immer argumentiert: Wir brauchen den Euro, um gegen die großen Währungsblöcke USA, China und Indien zu konkurrieren. Wenn wir aber den Euro nach unten manipulieren, wirft das im Ausland ein schlechtes Licht auf uns. Die EZB wird im Ausland immer mehr als zündender Funke für einen entfesselten weltweiten Währungskrieg gesehen und das schadet uns unter dem Strich wohl eher in unseren außenpolitischen Beziehungen. Fakt ist, dass die USA sich bei der Diskussion um Währungsmanipulationen heute nicht mehr auf China, sondern auf die Eurozone fokussieren, die einen doppelt so hohen Außenhandelsüberschuss als die Volksrepublik hat.

Morgan Stanley skizziert ein Szenario, das zum Schock für die Märkte werden könnte: Die japanische Notenbank, die Europäische Zentralbank und die US-Notenbank könnten 2016 alle gleichzeitig gezwungen sein, schnell aus der Politik des billigen Geldes herauszugehen, weil die Inflation zu stark beginnt zu steigen.

Das ist eine wagemutige Prognose, denn alle drei Zentralbanken befinden sich in unterschiedlichen Stadien der Krisenbewältigung ihrer Volkswirtschaften.

Das zeigt aber, wie sehr sich die Marktverhältnisse seit Jahresbeginn geändert haben. Die Fed könnte im ersten Halbjahr 2016 anfangen, ihre Hypothekenpapiere abzustoßen, und die EZB und Bank of Japan könnten ihre QE-Programme in der zweiten Jahreshälfte drosseln. Da hat bisher niemand auf dem Schirm, das würde bedeuten, Gold deutlich unter 1000 Dollar, und immer wenn die Märkte überrascht werden kommt es auch anderswo zu massiven Kursbewegungen.

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6 Kommentare

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  • Gruf
    Gruf

    "....weil die Inflation zu stark beginnt zu steigen" >>>>> und dann sinkt Gold ? Sehr lustig.

    Seit Monaten sinkt angeblich Gold, weil es KEINE Inflation gibt ...

    Konklusio : Gold sinkt sowohl bei steigender als auch sinkender Inflation ...

    Oder doch deshalb :

    http://www.zerohedge.com/news/2015-05-01/its-gold-...

    16:48 Uhr, 10.05. 2015
  • Jarakoff
    Jarakoff

    Wenn die Zinsen in 2016 angehoben werden sollten, weil die Inflation zu schnell ansteigt, wird der Goldpreis wahrscheinlich bereits deutlich angestiegen sein. D.h. er dürfte in diesem Szenario von einem deutlich höheren Preis anfangen zu fallen. Damit ist die Aussage "Gold deutlich unter 1.000 USD zumindest mal kritisch zu hinterfragen...

    17:10 Uhr, 08.05. 2015
  • dschungelgold
    dschungelgold

    Na ja, wie fast immer bei den letzen Kriegen, hat die USA diesen Krieg ja eigentlich begonnen. Wie kann Sie da jetzt beitreten?

    13:05 Uhr, 08.05. 2015
  • Lumpazi
    Lumpazi

    Jetzt kann man schon einem Krieg ,,beitreten". Großartig. Wo muss man unterschreiben?

    11:30 Uhr, 08.05. 2015
  • dschungelgold
    dschungelgold

    .....das wuerde bedeuten Gold deutlich unter 1000$. Einfach mal so in den Raum geworfen.

    Lach. Das ist doch reine Glaskugelleserei. Wenn die USA die Zinsen anzieht , verreckt sie. So einfach ist das. Das sind doch nur hohle Drohungen von Machtmenschen , die sich in einer Zwickmuehle gefangen haben. Vielleicht ein kosmetischer Anstieg im2. Q 2016 um 0,25%. Vielleicht. Meine Analyse dazu.

    09:41 Uhr, 08.05. 2015

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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