Kommentar
09:15 Uhr, 30.01.2008

USA: Stimmung der Verbraucher stabilisiert sich

1. Das vom Conference Board ermittelte Verbrauchervertrauen ist im Januar von nach oben revidierten 90,6 auf 87,9 Punkte gesunken (Bloomberg-Median: 87,0 Punkte; DekaBank: 88,0 Punkte). Die Lagekomponente verbesserte sich um 2,4 Punkte, die Erwartungskomponente sank um 6,2 Punkte. Angesichts des nur leichten Rückgangs des Verbrauchertrauens im Januar scheint die Stimmung der Konsumenten weiterhin recht robust zu sein.

2. Die Verbesserung der Lageeinschätzung resultiert von einer optimistischeren Arbeitsmarktsicht im Januar. Dies deutet darauf hin, dass sich die schwache Arbeitsmarktentwicklung des Dezembers im Januar nicht fortgesetzt hat. Am kommenden Freitag wird hierzu der nächste Arbeitsmarktbericht veröffentlicht. Hinsichtlich der zukünftigen Entwicklungen haben sich alle drei Teilbereiche (Einkommen, Arbeitsmarkt, Wirtschaft) im Vergleich zum Vormonat verschlechtert. Positiv ist zu vermelden, dass sich die Anschaffungsneigung nach einer Schwächephase in den vergangenen Monaten nun langsam wieder zu verbessern scheint.

3. Die Immobilienpreise in den wichtigsten US-amerikanischen Metropolen sind im November, gemessen an den Case Shiller-Hauspreisindizes, weiter deutlich gefallen. Der 10-Städte-Index verringerte sich um 2,2 % und der 20-Städte-Index um 2,1 % gegenüber dem Vormonat. Für den 10- Städte-Index, der die längere Historie aufweist, wird damit der Rekordrückgang des Oktobers von -1,4 % mom noch einmal übertroffen. Auch die Jahresveränderungsraten sind mit 8,4 % bzw. 7,7 % niedriger als erwartet (Bloomberg-Umfrage für den 20-Städte-Index: -7,2 %; DekaBank -7,4 %). Dabei nimmt die Abwärtsdynamik der Hauspreise weiter zu. Dies zeigt sich auch in der regionalen Aufteilung. Während im Juli erst 10 der 20 Städte negative Vorzeichen hatten, fallen seit September in allen 20 Städten die Häuserpreise im Monatsvergleich.

4. Die Case Shiller-Indizes zeigen die Entwicklung der Immobilienpreise in den wichtigsten Metropolen der USA, greifen allerdings die Preisentwicklungen der ländlichen Regionen nicht ab. In den ländlichen Regionen ist der Preisanstieg der letzten Jahre nicht so extrem gewesen, Spekulation hat dort eine wesentlich geringere Rolle gespielt. Entsprechend ist das Rückschlagspotenzial auch geringer. Dadurch überzeichnen die Case Shiller- Statistiken die tatsächliche landesweite Abwärtsdynamik. Ein Indiz dafür liefert der OFHEO-Häuserpreisindex, der zusätzlich diese ländlichen Regionen erfasst und für das dritte Quartal eine positive Wachstumsrate von 1,8 % yoy anzeigt. Allerdings war für den OFHEO-Index erstmals eine negative Quartalsveränderung von -0,4 % feststellbar. Das Überangebot auf dem Häusermarkt wird auch bei den Preisen für die Häuser, welcher der OFHEO-Index erfasst, Spuren hinterlassen. Während wir allerdings in den Städten mit deutlich sinkenden Preisen rechnen, erwarten wir für den OFHEO-Index im Tiefpunkt nur vergleichsweise moderate Rückgänge zwischen 3 % und 5 %. Allerdings sind in der OFHEO-Preisstatistik sowohl Häuser, deren Finanzierung über Subprime-Kredite erfolgt, unterrepräsentiert, als auch die über sog. non conforming loans wie Jumbo- und Alt-A-Hypotheken finanzierten Objekte nicht enthalten. Hier treten die größten Finanzierungsprobleme auf, und die größten Preisrückgänge sind wahrscheinlich; deshalb unterzeichnet der OFHEO-Index derzeit tendenziell die nationale Preisentwicklung.

5. Für den 10-Städte-Index des Case Shiller werden an der Chicago Mercantile Exchange Futures-Kontrakte gehandelt. Gemessen an den aktuellen Kursen (Schlusskurs: 28.01.08) erwartet der Markt weiterhin deutliche Rückgänge. Der 10-Städte-Index wird zum Ende 2007 um 8,7 % yoy schwächer erwartet. Zudem rechnet dieser Markt damit, dass sich die Schwächephase bis Mitte nächsten Jahres noch verstärkt. Auf Basis dieser Futures-Kontrakte errechnete yoy-Raten zeigen eine Spitze von -10,7 % yoy im September 2008. Zu beachten ist allerdings, dass nicht nur die November-Daten für die von Bloomberg befragten Analysten überraschend niedrig ausfielen, sondern auch für die Futures-Märkte. Eine Anpassung an die unerwartet niedrige Jahresveränderungsrate im November dürfte auch die zukünftige Einschätzung nach unten korrigieren lassen.

6. Die ebenfalls in der Case Shiller-Erhebung enthaltenen Daten zur Preisentwicklung von niedrig-, mittelund hochpreisigen Häuern auf Städteebene wurden von uns zu drei Composite-Indizes aggregiert, welche die Preisentwicklung für ein niedriges, ein mittleres und ein hohes Preissegment abbilden. Nach diesen Indizes haben die niedrigpreisigen Häuser in den vergangenen Jahren am stärksten zugelegt. Im Laufe der Häusermarktkrise ist dieses Preissegment demzufolge auch am stärksten unter Druck geraten. Dagegen zeigen sich im höherpreisigen Segment bisher noch nur moderat fallende Häuserpreise. Die aktuell von der Regierung geplante Erweiterung des Conforming Loan Limits von 417.000 auf 729.750 für die halbstaatlichen Hypothekenanbieter Fanny May und Freddy Mac dürfte den Hypothekenmarkt hier zusätzlich stützen.

7. Die Auftragseingänge für langlebige Güter sind im Dezember um 5,2 % überraschend deutlich gegenüber dem Vormonat angestiegen. Sowohl die Märkte als auch wir hatten mit einem kräftigen Auftragsplus gerechnet, allerdings nicht in diesem Ausmaß (Bloomberg-Median: 1,6 %; DekaBank: 2,5 %). Knapp 2/3 des Anstiegs gehen auf den Bereich Transport zurück. Rechnet man diesen Teilbereich heraus, dann verbleibt ein monatliches Plus von immerhin 2,6 %, was ebenfalls deutlich oberhalb der Erwartungen liegt (Bloomberg-Median: 0,1 %).

8. Neben dem Bereich Transport (11,3 % mom) konnten auch die wichtigen Bereiche wie der Maschinenbau (7,6 %) und Computer und Elektronik kräftige Orderzuwächse erzielen (7,6 % bzw. 4,6 % mom), und der Rückgang bei den elektrischen Ausrüstungen war mit 1,4 % mom schwächer als von uns erwartet. Hinsichtlich der Investitionstätigkeit der Unternehmen ist interessant, dass die Auftragseingänge für Investitionsgüter (ohne Verteidigung und Flugzeugbau) im Dezember um 4,4 % gegenüber dem Vormonat angestiegen sind. Dies ist der kräftigste monatliche Zuwachs seit März 2007 und lässt zumindest auf eine positive Investitionstätigkeit in den kommenden Monaten schließen. Für die zeitnahe Entwicklung sind dagegen die Auslieferungen in dieser Teilabgrenzung von Relevanz. Der monatliche Anstieg um 2,0 % ist hier sogar der kräftigste seit März 2006.

9. Die heutigen Daten zu der Investitionstätigkeit der Unternehmen signalisieren, dass die kurze Schwächephase zu Beginn des vierten Quartals tatsächlich nichts mit der Kreditkrise zu tun hatte, sondern ein Rückpralleffekt nach recht kräftigen Vormonaten war. Nach dieser rückprallbedingten Schwächephase sind wir davon ausgegangen, dass sich zum Ende des vergangenen Jahres zumindest ansatzweise Belastungen durch die Kreditkrise bemerkbar machen. Bisher fehlen aber nicht nur die erwarteten Bremsspuren bei den Investitionsindikatoren, sondern es deutet sich sogar eine zum Jahresende zunehmende Investitionsdynamik der Unternehmen an. Dies passt sicherlich nicht zu Rezessionserwartungen in 2008. Gleichwohl ist zu berücksichtigen, dass sowohl das Ausmaß der kreditkrisenbedingten Bremsspuren als auch der Zeitpunkt nur mit hoher Unsicherheit zu prognostizieren sind. Ein einzelner guter Investitionsmonat ist daher kein Indiz für das Ausbleiben der Konjunkturdelle, sondern eher ein Indiz für einen späteren Beginn der konjunkturellen Schwächephase.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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