Kommentar
10:41 Uhr, 21.02.2008

USA: Starker Preisauftrieb im Januar

1. Die Verbraucherpreise überraschten zum Jahresanfang mit einem kräftigen Anstieg um 0,4 % mom, sodass die im Jahresvergleich gemessene Inflationsrate, nach einem leichten Rückgang im Dezember, wieder auf 4,3 % kletterte. Der Preisauftrieb war dabei sehr breit basiert. So hat sich die Verlangsamung des Anstiegs der Lebensmittelpreise, die die Verbraucherpreise für Dezember angedeutet hatten, mit einer Rate von 0,7 % mom im Januar als nicht nachhaltig erwiesen. Der Anstieg der Preise von Energiegütern und Dienstleistungen um durchschnittlich 0,7 % mom lag dagegen im Rahmen der Erwartungen. Einer Verteuerung von Benzin (1,2 % mom) und Heizöl (3,7 %) standen Preisrückgänge bei Elektrizität (-0,1 %) und Erdgas (-2,2 %) gegenüber. Die eigentliche Überraschung lag jedoch im Bereich der Kerninflation. In der Abgrenzung ohne Lebensmittel und Energie stiegen die Verbraucherpreise um 0,3 % mom und damit so kräftig wie seit Juni 2006 nicht mehr. (Ursprünglich für Januar und November 2007 gemeldete Preisanstiege der gleichen Größenordnung wurden aufgrund der Verwendung neuer Faktoren bei der Saisonbereinigung nach unten revidiert.) Die Jahresrate der Kerninflation setzte deshalb ihre seit Herbst vergangenen Jahres zu beobachtende Aufwärtstendenz fort und liegt nunmehr bei 2,5 %.

2. Die Ursachen für den kräftigen Preisauftrieb in der Abgrenzung ohne Lebensmittel und Energie im Januar sind vielfältig. So verzeichneten die Wohnungsmieten, trotz eines zuletzt leicht nachlassenden Trends, einen starken Anstieg von 0,4 % mom. Ursächlich hierfür war vor allem die Teilkomponente „Lodging away from home“, die hauptsächlich Hotelübernachtungen umfasst und im Januar um 1,1 % zulegte. Im Gegensatz zu den übrigen Bestandteilen der Wohnungsmieten zeichnet sich diese Teilkomponente jedoch durch eine sehr hohe Volatilität aus, sodass ihr kräftiger Anstieg im Januar nicht als Signal für einen nachhaltig beschleunigten Preisauftrieb im Bereich der Wohnungsmieten zu interpretieren ist. Ein weiterer wichtiger Preistreiber waren medizinische Dienstleistungen mit einer Rate von 0,6 % mom. Diese tragen schon seit längerem überproportional stark zur Teuerung bei. Der kräftige Preisanstieg in diesem Bereich im Januar hat jedoch auch damit zu tun, dass viele Preise im Gesundheitswesen nur unregelmäßig und oft zum Jahreswechsel angepasst werden, was auch die Saisonbereinigung nicht immer vollständig auszugleichen vermag. Zum Beispiel wurde für den Januar letzten Jahres eine Erhöhung der Preise medizinischer Dienstleistungen um 0,9 % mom auf saisonbereinigter Basis gemeldet, gefolgt von immer noch hohen, aber im Vergleich deutlich niedrigeren Werten im restlichen Verlauf des Jahres. Folglich kann damit gerechnet werden, dass medizinische Dienstleistungen in der näheren Zukunft sehr wohl eine bedeutende Quelle des Preisauftriebs bleiben werden, jedoch nicht im gleichen Ausmaß wie im Januar.

3. Fazit: Der starke Preisauftrieb in der Abgrenzung ohne Lebensmittel und Energie im Januar kann zum Teil auf Sonderfaktoren zurückgeführt werden und sollte sich daher in dieser Intensität in den kommenden Monaten nicht fortsetzen. Aber dennoch ist die Tendenz bei der Kerninflation derzeit eher nach oben gerichtet. Zu einem anhaltend starken Anstieg der Wohnungsmieten hat sich in den vergangenen Monaten auch eine beschleunigte Teuerung in den übrigen Komponenten der Kernrate gesellt. Diese ist insofern breit basiert, als dass sie zum einen verschiedene Dienstleistungen, etwa im Gesundheitswesen oder auch Schulgebühren und Kinderbetreuung (0,6 % mom, 5,7 % yoy im Januar) umfasst. Aber auch die Preise von Konsumgütern, die lange Zeit absolut rückläufig waren und damit die allgemeine Preisentwicklung dämpften, verzeichnen seit dem Herbst vergangenen Jahres kontinuierlich positive Zuwachsraten. Insofern rechnen wir trotz der derzeitigen Abschwächung der konjunkturellen Dynamik für die nähere Zukunft nicht mit einer deutlichen Abnahme der Kerninflationsrate.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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