Kommentar
08:41 Uhr, 17.03.2008

USA: Stagnation der Verbraucherpreise im Februar

1. Nach mehreren Monaten mit zum Teil kräftigen Anstiegen in Folge sind die Verbraucherpreise im Februar im Monatsvergleich unverändert geblieben, sodass sich die Jahresrate der Inflation von 4,3 % auf 4,0 % verringerte. Eine Ursache hierfür war ein Rückgang der Preise von Energiegütern und -dienstleistungen um durchschnittlich 0,5 % mom. Insbesondere wurde ein relativ kräftiger Preisanstieg bei Erdgas um 7,2 % mom durch um 2,0 % mom niedrigere Benzinpreise mehr als kompensiert. Zudem verzeichneten Lebensmittel mit 0,4 % mom zwar immer noch kräftige, aber bei Weitem nicht mehr so starke Preiserhöhungen wie im Januar (0,7 % mom).

2. Die größte Überraschung fand jedoch erneut in der Abgrenzung ohne Lebensmittel und Energie statt, wo die Preise im Monatsvergleich ebenfalls im Durchschnitt fast unverändert geblieben sind (0,04 % mom) und die Jahresrate der Kerninflation von 2,5 % auf 2,3 % zurückging. Auffällig ist dabei, dass gerade diejenigen Komponenten, die seit Herbst vergangenen Jahres maßgeblich zur Beschleunigung der Kerninflation beigetragen hatten, nun Preisrückgänge oder vergleichsweise geringe Preissteigerungen verzeichneten. An erster Stelle zu nennen sind hier medizinische Dienstleistungen. Deren starke Verteuerung im Januar um 0,6 % mom hatten wir vor allem darauf zurückgeführt, dass Preise im Gesundheitswesen nur unregelmäßig und oft zum Jahreswechsel angepasst werden, was auch durch die Saisonbereinigung nicht immer vollständig ausgeglichen werden kann. Der geringe Preisauftrieb um 0,1 % mom im Februar scheint diese Vermutung zu bestätigen. Dementsprechend ist für medizinische Dienstleistungen in den kommenden Monaten wieder mit den für diesen Bereich typischen etwas kräftigeren Preissteigerungen zu rechnen. Probleme bei der Saisonbereinigung könnten auch der Hintergrund für die starke Volatilität der Preise in der Komponente „lodging away from home“ sein, die hauptsächlich Hotelübernachtungen umfasst. Diese verbuchten im Januar einen ungewöhnlich starken Anstieg um 1,1 % mom, dem nun ein Rückgang um 1,2 % mom gegenübersteht. Ähnlich, wenn auch weniger stark ausgeprägt, verhält es sich bei den Preisen von Bekleidung, die im Februar um 0,3 % mom zurückgingen, nachdem sie im Januar um 0,4 % mom gestiegen waren. Diese Beispiele belegen, dass die überraschend niedrigen Inflationszahlen des Februar im Kontext mit dem starken Preisauftrieb betrachtet werden müssen, der für den Monat Januar gemeldet worden war. Es ist weniger so, dass der Inflationsdruck im Februar spontan nachgelassen hätte. Vielmehr dürften die Zahlen der Vormonate die tatsächliche Dynamik der Verbraucherpreise etwas überzeichnet haben.

3. Ein für den längerfristigen Inflationsausblick interessanter Aspekt ist der geringe Anstieg der Wohnungsmieten im Februar. Sowohl die tatsächlich gezahlten Wohnungsmieten ("rent of primary residence") als auch die kalkulatorischen Mieten für selbst genutzte Eigenheime ("owners´ equivalent rent of primary residence") verzeichneten mit 0,2 % mom bzw. 0,1 % mom deutlich geringere Anstiege als in den Monaten zuvor. Wohnungsmieten machen insgesamt rund 42 % des Verbraucherpreisindex ohne Lebensmittel und Energie aus und sind normalerweise sehr persistent, d.h. ihre trendmäßige Entwicklung ändert sich nur sehr langsam. Langfristig betrachtet werden die Wohnungsmieten maßgeblich von der Entwicklung der Einkommen bestimmt. Insofern deutet die derzeitige Abschwächung am Arbeitsmarkt auf eine bevorstehende Verlangsamung des Anstiegs der Wohnungsmieten hin. Die Erfahrung aus den Jahren 2001 und 2002 hat jedoch gezeigt, dass dies sehr lange dauern kann. Insofern zögern wir, die heute gemeldeten Zahlen bereits als Trendwende bei den Wohnungsmieten zu interpretieren. In jedem Fall rechnen wir auf längere Sicht mit einer Abnahme des Preisauftriebs in diesem gewichtigen Bestandteil der Kerninflation.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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