Kommentar
16:47 Uhr, 27.09.2006

USA: Rückgang der Auftragseingänge auf breiter Front

1. Die Auftragseingänge für langlebige Güter sind im August gegenüber dem Vormonat für die Märkte überraschend um 0,5 % zurückgegangen, wir hatten dagegen mit einer Entwicklung in dieser Größenordnung gerechnet (Bloomberg-Median: 0,5 %, DekaBank: -0,3 %). Im Vorjahresvergleich liegen die Auftragseingänge für langlebige Güter nunmehr um 3,8 % höher. In der Abgrenzung ohne Transport betrug das Minus gegenüber dem Vormonat 2,0 %, was die Markterwartungen ebenfalls enttäuschte.

2. Wie von uns erwartet verzeichnete der Bereich zivile Luftfahrt erneut einen deutlichen Rückgang der Auftragseingänge, und zwar um 21,9 % gegenüber dem Vormonat. Allerdings stiegen gleichzeitig die Neuaufträge für Autos und Autoteile um 4,4 %, sodass insgesamt im Bereich Transport sogar ein Plus von 3,7 % ausgewiesen wurde. Dagegen waren die Auftragseingänge in fast allen anderen Teilbereichen rückläufig, am stärksten bei den elektronischen Ausrüstungen (-9,2 %) und Computern und Elektronik (-4,7 %).

3. Die im Hinblick auf die Investitionstätigkeit relevanten Auftragseingänge für Investitionsgüter ohne Verteidigung verringerten sich um 3,5 % gegenüber dem Vormonat. Dies ist bereits der vierte monatliche Rückgang in den vergangenen fünf Monaten. Sollten die Auftragseingänge in dieser Abgrenzung im September auf dem August-Niveau verharren, so ergäbe sich ein deutlicher Quartalsrückgang von 2,5 % gegenüber dem Vorquartal.

4. Während die Auftragseingänge einen etwa dreimonatigen Vorlauf gegenüber den gewerblichen Investitionen haben, handelt es sich bei den Auslieferungen in dieser Abgrenzung um einen zeitlich gleichlaufenden Indikator. Die Auslieferungen für Investitionsgüter ohne Verteidigung verzeichneten ein Plus von 0,9 % mom nach 0,7 % im Juli. Im Falle einer Stagnation im September würde sich somit für das dritte Quartal ein Zuwachs um 1,8 % gegenüber dem Vorquartal ergeben. Dies entspricht dem durchschnittlichen Zuwachs seit dem zweiten Quartal 2003 – dem Zeitpunkt also, ab dem die gewerblichen Investitionen wieder positive Zuwachsraten aufweisen konnten.

5. Der zweite monatliche Rückgang der Auftragseingänge für langlebige Güter in Folge zeigt, dass auch die Industrie langsam einen Wachstumsgang zurück schaltet. Dies ist durchaus positiv zu interpretieren, da eine langsamere Gangart der Industrietätigkeit ebenfalls (neben der Abkühlung am Immobilienmarkt und den zuletzt schwächeren Inflationsdaten) gegen eine weitere Anhebung der Leitzinsen sprechen. Die heutigen Signale (siehe Auslieferungen) hinsichtlich der Investitionstätigkeit für das dritte Quartal 2006 sind erfreulich. Die gewerblichen Investitionen dürften nach einem Rückprall im zweiten Quartal wieder recht ordentlich gewachsen sein. Die Sorgen hinsichtlich der Investitionstätigkeit im vierten Quartal sind aufgrund des Rückgangs der Auftragseingänge für Investitionsgüter gleichwohl größer geworden. Dies unterstützt unsere Einschätzung, dass der Tiefpunkt der wirtschaftlichen Entwicklung im vierten Quartal 2006 liegen wird.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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