Kommentar
15:29 Uhr, 19.02.2008

USA: Rezessionssorgen nehmen zu

Die in der vergangenen Woche veröffentlichten US-Konjunkturdaten verheißen nichts Gutes. Insbesondere der Einbruch bei dem von der Universität Michigan erhobenen Verbrauchervertrauensindex deutet unmissverständlich auf die gegenwärtig bestehenden Rezessionsgefahren hin. Als Warnsignal ist dabei vor allem die Schwäche der Erwartungskomponente zu werten. Sollte der private Konsum tatsächlich erheblich in Mitleidenschaft gezogen werden, fiele damit die wichtigste Stütze der amerikanischen Konjunktur weg. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass die Einzelhandelsumsätze im Januar noch leicht zulegen konnten. Dies war in erster Linie auf die erhöhten Tankstellenumsätze zurückzuführen und nicht auf eine generell erhöhte Konsumlust der US-Verbraucher. Alles in allem nehmen die Hinweise zu, dass die amerikanische Wirtschaft an einer Rezession - sprich mehrerer Quartale mit einer abnehmenden Wirtschaftsleistung - nicht vorbei kommen wird.

Mit Verzögerung wird auch der Euroraum davon betroffen sein. Bislang kann sich die Konjunktur auf dem alten Kontinent aber noch relativ gut halten. Im vierten Quartal 2007 erhöhte sich das Bruttoinlandsprodukt in den Ländern der Eurozone um 0,4 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Die Wachstumsdynamik hat jedoch gegenüber dem Vorquartal, als die BIP-Zunahme noch bei 0,8 Prozent lag, bereits spürbar nachgelassen. Auch die in der letzten Woche für die Industrieproduktion im Dezember bekannt gegebenen Zahlen (-0,2 Prozent gegenüber Vorjahr) deuten in diese Richtung. Etwas unerwartet hat sich der auf Befragungen von Analysten und Finanzmarktteilnehmern basierende ZEW-Index leicht verbessert. Dazu dürfte vor allem der gesunkene Euro-Wechselkurs sowie die Leitzinssenkungen in den USA beigetragen haben.

Japan wartete hingegen mit einem unerwartet guten Ergebnis für das vierte Quartal 2007 auf. Im Vergleich zum Vorquartal erhöhte sich der Ausstoß der japanischen Wirtschaft um 0,9 Prozent und damit deutlich stärker als im Vorfeld prognostiziert. Wesentlicher Treiber war die Zunahme bei den Ausrüstungsinvestitionen. Insgesamt trug die Binnennachfrage 0,5 Prozentpunkte zum Wachstum bei, der Außenbeitrag 0,4 Prozentpunkte. Letzteres war in erster Linie auf eine kräftige Exportzunahme zurückzuführen.

Aktienmärkte verbessert

Die Aktienmärkte schlossen zum Ende der abgelaufenen Woche durch die Bank im Plus. Unterstützung bezogen sie vor allem aus dem Angebot von Warren Buffett an die angeschlagenen Anleihefinanzierer ("Monoliner"), Ausfallgarantien für kommunale Anleihen über 800 Mrd. US-Dollar rückzuversichern. Speziell Finanztitel erhielten durch diese Nachricht Rückenwind. Zum Wochenschluss mussten die großen Indizes jedoch einen Teil ihrer Gewinne wieder abgeben, nachdem in den USA ungünstige Konjunkturdaten gemeldet wurden.

Im Deutschen Aktienindex gehörten Bankaktien zu den großen Gewinnern. Neben den günstigen Meldungen aus den USA beflügelten Übernahmegerüchte im Zusammenhang mit der Postbank das Marktgeschehen. Sowohl die Deutsche Bank als auch die Commerzbank haben sich als Käufer ins Spiel gebracht. Vom Bund als dem noch größten Einzelaktionär wird eine "deutsche" Lösung favorisiert. Bei einer Übernahme durch die Commerzbank bzw. einem Zusammenschluss entstünde neben der Deutschen Bank ein zweiter nationaler Champion.

Wochengewinner im Dax war allerdings die Daimleraktie, nachdem der Stuttgarter Automobilhersteller erfreuliche Geschäftszahlen für das abgelaufene Jahr präsentieren konnte. Insbesondere im PKW-Geschäft knüpft der Premiumhersteller an die erfolgreiche Vor-Chrysler-Ära an. Auch die Deutsche Post konnte kräftig zulegen. Neben dem anstehenden Verkauf der Postbank wurde auch der Rücktritt von Klaus Zumwinkel wohlwollend aufgenommen.

Kräftige Kursverluste musste erneut UBS hinnehmen. Die Schweizer Bank ist noch stärker am US-Hypothekenmarkt engagiert als bisher angenommen. Die Aktie verlor nach Bekanntgabe der Zahlen über acht Prozent an Wert. Dagegen konnte sich Credit Suisse gut behaupten. Der Abschreibungsbedarf fiel im Rahmen der Erwartungen aus.

Ausblick

Von den Konjunkturdaten dürfte in der laufenden Woche kein allzu starker Impuls auf die Aktienmärkte ausgehen. Größere Aufmerksamkeit sollten dagegen die zur Veröffentlichung anstehenden Unternehmensdaten wecken. Der Hauptfokus liegt jedoch weiterhin auf der Finanzkrise: Gelingt es, eine Lösung für die Anleiheversicherer zu finden? Drohen weitere Rating-Herabstufungen für strukturierte Finanzprodukte?

Quelle: Union Investment

Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 163,4 Mrd. Euro verwaltete die Gesellschaft per 31. März 2007. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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