Kommentar
19:59 Uhr, 10.10.2008

USA: Preisbedingte Rückgänge bei Importen und Exporten

1. Im vergangenen zweiten Quartal war der Außenhandel der mit Abstand wichtigste Wachstumstreiber der US-Wirtschaft. Die heutigen Zahlen zur Handelsbilanz zeigen, dass der Außenhandel auch im dritten Quartal eine wichtige Wachstumsstütze bleiben dürfte: Das nominale Handelsbilanzdefizit verringerte sich nahezu erwartungsgemäß auf 59,1 Mrd. US-Dollar (Bloomberg-Median: -59,0 Mrd. US-Dollar; DekaBank: -60,5 Mrd. US-Dollar). Sowohl die Importe (-2,4 % mom) als auch die Exporte (-2,0 % mom) sanken vergleichsweise deutlich gegenüber dem Vormonat. In beiden Fällen spielten fallende Rohölpreise eine entscheidende Rolle. Rechnet man die Petroleumgüter heraus, dann hat sich das Handelsbilanzdefizit von 18,4 auf 23,5 Mrd. US-Dollar erhöht.

2. Auf der Importseite überrascht aufgrund der allgemein schwachen Konsumentwicklung sicherlich der starke Anstieg der Konsumgüter um 5,6 % gegenüber dem Vormonat. Etwas besser in das allgemeine Bild passt jedoch der sehr deutliche Rückgang von Autoimporten (-6,0 % mom). Um 12,4 % sind diese Importe im Vergleich zum Vorjahresniveau gesunken – nur im März 1991 lag eine noch niedrigere Jahresveränderungsrate vor. Ebenfalls gesunken sind die Importe für Investitionsgüter (-2,0 %) sowie preisbedingt die Importe von Halbwaren und Rohstoffe (-7,8 %). Während die Importseite zumindest teilweise ein Spiegelbild der schwachen inländischen Nachfrage darstellt, ist die Exportseite neben den Preiseffekten bei Energie- bzw. Rohstoffgütern von Rückpralleffekten gespickt: Beispielsweise sanken die Exporte von Automobilen um 13,8 % gegenüber dem Vormonat (Juli: +12,6 % mom) und die Exporte von Konsumgütern um 5,9 % (Juni und Juli: +5,3 % mom).

3. In realer Rechnung sind die Exporte im August um 0,2 % gesunken. Angesichts der deutlichen Zuwächse in den beiden Vormonaten zeichnet sich ab, dass das reale Exportwachstum im dritten Quartal höher ausgefallen sein könnte als im zweiten Quartal diesen Jahres (2Q08: 12,3 %, qoq, ann.). Dies überrascht insoweit, weil seit mehreren Monaten das Wachstum der wichtigsten Handelspartner recht deutlich nachgelassen hat. Die Importe sind in realer Rechnung im August um 1,5 % gegenüber dem Vormonat gesunken. Aufgrund des Zuwachses im Juli dürften im dritten Quartal die Importe gegenüber dem Vorquartal leicht angestiegen sein.

4. Die weiterhin hohe Exportdynamik lässt sich kaum erklären, denn neben der globalen Konjunkturabkühlung hat auch der US-Dollar seit Anfang Juli diesen Jahres handelsgewichtet extrem stark aufgewertet. Devisenmarktentwicklungen wirken in der Regel zeitverzögert auf die Warenströme, somit ist nicht auszuschließen, dass in den kommenden Monaten die Exportentwicklung spürbar an Dynamik verlieren wird.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

Mehr Experten