Kommentar
07:15 Uhr, 04.06.2018

USA: Pleite in 10-20 Jahren?

Die USA fühlen sich gerade stark und unbesiegbar. Tatsächlich manövriert sich das Land gerade ins Aus. Die Rechnung kommt, nur wann?

Die Prognosen sind alles andere als rosig. Das CBO (Congressional Budget Office) erstellt diese Prognosen, wenn es um das Budget des Staates geht. Das CBO ist parteiunabhängig. Das ändert allerdings wenig daran, dass die Vorhersagen systematisch zu optimistisch sind. Seit 2005 ging das CBO immer davon aus, dass sich das Defizit reduzieren würde. Vor der Finanzkrise glaubte man sogar noch an einen Überschuss ab dem Jahr 2012. Die Große Rezession kam dazwischen. Das kann man verzeihen. Der Optimismus blieb jedoch unberührt.

Auch die Vorhersage aus dem Jahr 2010 sah noch vor, dass sich das Defizit deutlich reduzieren würde. 2012 ging man gar von einem Minimaldefizit in den Jahren 2015 bis 2022 aus. Inzwischen sinken die Prognosen wieder deutlich. Der jüngsten Prognose zufolge wird das Defizit bis 2020 auf ca. 6 % der Wirtschaftsleistung steigen und dann dort verharren.

Nachdem die Zukunft bisher immer zu rosig gesehen wurde, kann man davon auch für die aktuelle Prognose ausgehen. Sie unterstellt implizit, dass es bis 2028 keine Rezession geben wird. Das ist unwahrscheinlich.

Nimmt man diese wohl zu positiven Aussichten so wie sie sind, ist das Bild immer noch nicht schön. Die Einnahmen des Staates werden auf absehbare Zeit mehr oder minder stagnieren. 2017 lagen die Einnahmen bei 17,3 % der Wirtschaftsleistung. Durch die Steuersenkung sinken die Einnahmen kurzfristig und steigen dann bis 2028 auf 18,5 % - wenn keine Rezession kommt.

Gleichzeitig steigen die Ausgaben munter an. Bis 2028 müssen 100 % der Einnahmen für verpflichtende Ausgaben aufgewendet werden. Diese Ausgaben sind vom Gesetz her vorgeschrieben. Erst wenn der Staat seine Pflicht erfüllt hat, kommt alles andere. Dafür ist jedoch kein Geld vorhanden.

Die Ausgaben, die nicht notwendig sind, aber am Ende ja doch stattfinden müssen (z.B. gewisse Investitionen in die Infrastruktur), kann man 1 zu 1 als Defizit verbuchen. Das ist ein gewaltiges Defizit. Die Ausgabenwut des Staates erreicht in den nächsten Jahren ein solches Ausmaß, dass es absolut unmöglich ist, die Schulden jemals wieder abzubauen. Die USA sind dann nur noch nicht bankrott, weil Anleger weiterhin munter Geld leihen.

Das Vertrauen darf nicht verlorengehen, sonst ist der Bankrott schnell da. Wie schnell so etwas geschehen kann, haben wir in der Eurokrise gesehen. Staaten mussten entweder unter den Rettungsschirm oder drakonische Maßnahmen ergreifen. Die USA müssten ihr Budget in einem solchen Szenario um mindestens ein Viertel kürzen. Das ist vergleichbar mit den Kürzungen der griechischen Regierung.

Wie gut das beim Volk ankommen wird, kann man sich vorstellen. Genau darauf wird es langfristig (10-20 Jahre) aber hinauslaufen. Eine Spirale, bei der immer mehr Schulden aufgenommen werden müssen, nur um solvent zu bleiben, muss früher oder später durchbrochen werden.

Es ist nichts, worüber man sich als Anleger akut den Kopf zerbrechen muss. Es ist eine langfristige Angelegenheit. Der Kollaps wird aber kommen.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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