Kommentar
16:07 Uhr, 11.03.2008

USA: Ölimporte treiben Handelsbilanzsaldo weiter ins Minus

1. Das Handelsbilanzdefizit hat sich im Januar von nach oben revidierten 57,9 Mrd. US-Dollar lediglich auf 58,2 Mrd. US-Dollar ausgeweitet und damit die Märkte wie auch uns positiv überrascht (Bloomberg-Umfrage: 59,5 Mrd. US-Dollar, DekaBank: 60,0 Mrd. US-Dollar). Die Exporte stiegen erneut deutlich um 1,6 % mom, die Importe verzeichneten nach dem schwachen Vormonat ein Plus von 1,3 % mom. Rechnet man die Petroleumgüter heraus, so war das Defizit im Januar auf dem tiefsten Stand seit Dezember 2001.

2. Das Plus von 1,6 % gegenüber dem Vormonat bei den Exporten belegt, dass die US-Wirtschaft weiterhin exportstark ist. Die Ausfuhren von Halbwaren und Rohstoffen (2,8 %), Dienstleistungen (1,8 %) sowie von Nahrungsmitteln und Getränken (7,6 %) trugen hierzu am stärksten bei. Dagegen bremsten insbesondere die Exporte von zivilen Flugzeugen (-12,6 %). Die Importe legten nach dem schwachen Vormonat um 1,3 % zu. Dies lag im Wesentlichen an der hohen (mengen- und preisgetriebenen) Dynamik bei Rohöl (10,8 %). Dagegen wurde im Vergleich zum Vormonat u.a. weniger Bekleidung (-7,7 %), Halbleiter (-1,5 %) und Computerzubehör (-1,5 %) eingeführt.

3. Es ist durchaus bemerkenswert, wie sich die Schwäche der US-Währung und der Binnenkonjunktur in den Daten widerspiegeln. Die US-Exporte profitieren eindeutig von dem schwachen US-Dollar und der anhaltend hohen Dynamik der Weltkonjunktur. Elf Monate in Folge haben sie jetzt ununterbrochen zugelegt. Solch eine Serie gab es seit Anfang der Siebzigerjahre nicht mehr. Zugleich spiegeln die schwachen Importe die derzeit geringe zyklische Binnendynamik deutlich wider. Wäre da nicht der hohe Rohölverbrauch im Zusammenspiel mit den stark steigenden Ölpreisen, dann würde man vor allem in den letzten vier Monaten eine enorme Verbesserung beim Handelsbilanzdefizit beobachten.

4. Ein wichtiger Grund für unsere Einschätzung, dass die US-Konjunktur nicht in eine Rezession abgleitet und auch nicht längere Zeit in einer Schwächephase verharren wird, ist neben der hohen Flexibilität und Anpassungsfähigkeit der US-Wirtschaft die Tatsache, dass die weiterhin relativ hohe Wachstumsdynamik der Weltwirtschaft zusammen mit dem schwachen US-Dollar das Wachstum in den USA stützt. Diese These wurde durch die heutigen Daten untermauert.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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