Kommentar
16:32 Uhr, 27.10.2005

USA: Normalisierung der Auftragseingänge

1. Die Auftragseingänge für langlebige Güter hatten sich aufgrund von Großaufträgen im Bereich des zivilen Flugzeugbaus seit Mai dieses Jahres sehr stark entwickelt. Im September kam es nun zu dem bereits seit längerem erwarteten Rückpralleffekt. Die Auftragseingänge für langlebige Güter sanken im Vormonatsvergleich um 2,1 %. Zwar war der Rückgang etwas stärker als erwartet (Bloomberg-Umfrage und DekaBank: -1,5 %). Gleichwohl wurde die Vormonatsveränderungsrate leicht von 3,4 % auf 3,8 % nach oben revidiert, sodass die Ausgangsbasis etwas höher gewesen ist. Rechnet man den Transportsektor heraus, der vor allem durch Großaufträge im Bereich des zivilen Flugzeugbaus beeinflusst wird, so verbleibt ein leichter Rückgang um 1,0 %. Nach einem Anstieg in dieser Teilabgrenzung um über fünf Prozent im Vormonat ist diese Verringerung durchaus zu verschmerzen.

2. Die Teilstatistiken zeigen, dass die Entwicklung in den Bereichen Automobile und Teile (+4,7 %) und Maschinenbau (+1,0 %) weiterhin recht robust ist. Den deutlichsten Rückgang gab es in dem schon erwähnten Bereich des zivilen Flugzeugbaus (-41,6 %). Nach einem äußerst starken Anstieg im Mai dieses Jahres um knapp 175 % (mom!) dürfte nun die Bereinigung in dieser Teilstatistik ein (vorläufiges) Ende gefunden haben. Rückpralleffekte nach einem starken Vormonat gab es schließlich in den Bereichen Computer und Elektrogeräte sowie elektrische Ausrüstungen.

3. Weitere interessante Detailinformationen offenbaren die Statistiken, die sich auf Investitionsgüter beziehen. So sind die Auftragseingänge für Investitionsgüter ohne den Bereich Verteidigung im September um 8,1 % gegenüber dem Vormonat geradezu eingebrochen. Diese Statistik, die einen Ausblick in die zukünftige Investitionstätigkeit ermöglicht, war aber ebenfalls wegen der Großaufträge im Bereich des zivilen Flugzeugbaus in den vergangenen Monaten überzeichnet gewesen. Daher sollte dieser Rückgang im Hinblick auf die zukünftige Investitionstätigkeit insbesondere im vierten Quartal 2005 nicht überinterpretiert werden. Daneben sind die Auslieferungen (Shipments) für Investitionsgüter ohne den Bereich Verteidigung im September um 2,2 % gegenüber dem Vormonat gesunken. Hierfür dürfte unter anderem auch der Streik bei Boeing verantwortlich gewesen sein. Dieser Rückgang deutet auf eine schwache Investitionstätigkeit im September hin.

4. Die schwache Entwicklung der Investitionen im September dürfte allerdings durch eine starke Entwicklung in den beiden Vormonaten überkompensiert worden sein. Morgen werden mit den Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal 2005 (wir erwarten einen auf das Jahr hochgerechneten Quartalsanstieg von 3,7 %) auch die Daten zu den gewerblichen Investitionen veröffentlicht. Die Daten zu den Auslieferungen von Investitionsgütern haben sich zur Schätzung dieses Teilaggregats in der Vergangenheit bewährt. Im Vergleich zum Vorjahresquartal sind die Auslieferungen im dritten Quartal um 8,8 % angestiegen. Ähnlich wie die bereits bekannten Produktionszahlen für den Bereich „Business Equipment“ (eine Teilstatistik der Industrieproduktion) deuten diese eine weitere Verlangsamung der Investitionstätigkeit im dritten Quartal an. Gleichwohl ist die Dynamik weiterhin sehr hoch, sodass insgesamt die Investitionsentwicklung immer noch als robust bezeichnet werden kann.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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