Kommentar
17:03 Uhr, 19.11.2008

USA: Nicht nur Energiegüter lassen Verbraucherpreise im Oktober sinken

1. Die Verbraucherpreise verzeichneten im Oktober mit -1,0 % mom den stärksten Rückgang im Monatsvergleich seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 1947. Maßgeblich dazu beigetragen haben massive Preissenkungen bei Energiegütern und -dienstleistungen um durchschnittlich 8,6 % mom. Vor allem Benzin wurde um 14,2 % mom billiger, aber auch Heizöl (-8,8 %) und Erdgas (-4,4 %) registrierten deutliche Abschläge. Die einzige wesentliche Ausnahme in dieser Hinsicht bildet Elektrizität mit einem Plus von 1,7 % mom. Die bereits für die erste Hälfte des Novembers vorliegenden Benzinpreisdaten sowie die niedrigen Niveaus der Weltmarktpreise von Rohöl und Erdgas deuten auf einen mindestens eben so starken Rückgang der Verbraucherpreise im laufenden Monat hin. Die Jahresrate der Inflation, im Oktober bei 3,7 % nach einem Höhepunkt von 5,6 % im Juli, dürfte schon in diesem Monat unter die Marke von 2 % fallen.

2. In der Abgrenzung ohne Lebensmittel und Energie gingen die Verbraucherpreise unerwartet um 0,1 % mom zurück, wodurch sich die Kerninflation weiter auf 2,2 % yoy verringerte. Dennoch sollten diese Zahlen nicht voreilig als Auftakt einer Deflation interpretiert werden. Das Sinken der Preise in dieser Abgrenzung lässt sich im Wesentlichen auf zwei Ursachen zurückführen. Erstens reagieren die Einzelhändler in einigen Branchen mit aggressiven Preissenkungen auf die Kaufzurückhaltung der Konsumenten. Typische Beispiele hierfür sind Bekleidung (-1,0 % mom) und Kraftfahrzeuge (-0,7 % mom). Zweitens lassen sich einige Sonderfaktoren identifizieren, die zur außergewöhnlich niedrigen Kerninflation im Oktober beigetragen haben, aber nicht dauerhafter Natur sein dürften. So gingen die Preise in der Komponente „lodging away from home“, die hauptsächlich Hotelübernachtungen umfasst und auf monatlicher Basis sehr volatil ist, um 1,6 % mom zurück, was allein die Monatsveränderungsrate des Verbraucherpreisindex ohne Lebensmittel und Energie um rund ein halbes Zehntelprozent nach unten gedrückt hat. Etwa von gleicher Bedeutung waren die Preisrückgänge um 4,8 % mom bei Flugreisen. Die Fluggesellschaften haben in den Sommermonaten angesichts stark gestiegener Kerosinkosten Aufschläge verlangt, die nach der Trendwende bei den Energiepreisen nun wieder verschwinden. Diese Entwicklung hatte sich bereits mit den Verbraucherpreiszahlen vom September angedeutet, dürfte aber ein temporäres Phänomen bleiben.

3. Insgesamt unterzeichnen die heute gemeldeten Zahlen somit den Trend der Kerninflation. Während sich Preissenkungen auf einzelne, diskretionäre Bereiche der Konsumausgaben wie Autos und Bekleidung konzentrieren, sind in den überwiegenden Teilen der Verbraucherpreise immer noch moderate Preiserhöhungen zu verzeichnen. Diesen Eindruck untermauern auch Unternehmensbefragungen, wie z.B. die der National Federation of Independent Business, die in den vergangenen Jahren einen sehr guten Erklärungsgehalt für die Kerninflation unter Ausschluss von Wohnungsmieten aufgewiesen hat. Demnach sind die Unternehmen in jüngster Zeit deutlich zurückhaltender geworden, was Preiserhöhungen betrifft, deuten in der Summe aber noch nicht die Notwendigkeit von Preissenkungen an. Obwohl das derzeitige makroökonomische Umfeld und die allgemein schlechten Konjunkturerwartungen Deflationsrisiken durchaus Platz bieten, sind diese mit den heutigen Zahlen nicht wirklich größer geworden.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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