Kommentar
17:21 Uhr, 09.11.2006

USA: Leichte Stimmungseintrübung der US-Konsumenten

1. Die Stimmung der privaten Konsumenten scheint sich wieder leicht einzutrüben. Nach einem deutlichen Anstieg im Vormonat verringerte sich das Konsumklima der Universität von Michigan von 93,6 Punkten auf 92,3 Punkte (Bloomberg-Umfrage: 93,6 Punkte, DekaBank: 92,5 Punkte). Sowohl die Erwartungskomponente als auch die Lagekomponente trübten sich gegenüber dem Vormonat geringfügig ein. Der Blick in die Vergangenheit zeigt, dass die US-Konsumenten trotz des aktuellen Rückgangs des Konsumklimas weiterhin recht gut gelaunt sind.

2. Das Handelsbilanzdefizit hat sich im September etwas stärker als erwartet auf 64,3 Mrd. US-Dollar verringert (Bloomberg-Umfrage für den Saldo: -66,0 Mrd. US-Dollar; DekaBank: -65,2 Mrd. US-Dollar). Das Rekorddefizit, das im Vormonat bestand, wurde von -69,9 Mrd. US-Dollar auf -69,0 Mrd. USDollar nach unten revidiert. Im September stiegen die Exporte um 0,5 % gegenüber dem Vormonat, die Importe verringerten sich stark um 2,5 %.

3. Die schwache Importentwicklung im September resultiert in erster Linie aus dem Rückgang der Rohölpreise. So verringerten sich die Einfuhren von Ölprodukten um 5,5 % gegenüber dem Vormonat. Darüber hinaus waren allerdings auch die Importe von Investitionsgütern schwach (-1,5 % mom), wenngleich hier ein Rückprall nach zwei sehr starken Vormonaten vorliegt. Ein Zuwachs der Importe von Konsumgütern um 1,5 % signalisiert zwar auf dem ersten Blick keine schwächere Nachfragedynamik des US-Konsumenten, jedoch wurde dieser durch einen Rückgang der Importe von Automobilen (die eine eigene Teilstatistik bilden) um 1,9 % ausgeglichen.

Auf der Exportseite erhöhten sich in erster Linie die Ausfuhren im Bereich des zivilen Flugzeugbaus (+34,5 % mom). Ohne diesen Zuwachs wären die Gesamtexporte sogar gesunken. Exportrückgänge gab es in mehreren Teilstatistiken: Konsumgüter (-3,2 %), Automobile (-7,1 %), Nahrungsmittel (-4,7 %).

4. Die Bekanntgabe der Handelsbilanz für den dritten Monat eines Quartals ist stets spannend vor dem Hintergrund einer möglichen Revision des Bruttoinlandsprodukts für diesen Zeitraum. Denn das Bureau of Economic Analysis, das die Daten der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung ermittelt, muss hinsichtlich der außenwirtschaftlichen Aktivität im letzten Monat des jeweiligen Quartals Setzungen vornehmen. Aus den heutigen Daten lassen sich trotz Abwärtsrevision des Handelsbilanzdefizits im August keine nennenswerten Korrekturen für das reale Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal ableiten.

5. Die Chancen für eine weitere Verringerung des Defizits im Oktober sind aufgrund des nochmals stark gefallenen Ölpreises durchaus gut. Zwar konnten die Exporte im September nur wegen des Sondereffektes im zivilen Flugzeugbau ansteigen. Hier kann bei der nächsten Veröffentlichung ein entsprechender Rückprall erwartet werden und somit die Exportentwicklung bremsen. Allerdings lag bei der ansonsten schwachen Exportentwicklung in den anderen Bereichen ebenfalls ein Rückpralleffekt vor – diesmal gegenüber dem starken Augustzuwachs. Dieser Rückprall spricht eher für eine kräftigere Exportentwicklung im Oktober. Insgesamt könnte ein leichter Anstieg der Ausfuhren im Oktober ebenfalls zu einem Rückgang des Handelsbilanzdefizits beitragen. Über diesen Zeitraum hinaus spricht die weiterhin relativ gute Nachfrageentwicklung in den USA jedoch nach wie vor für ein sich tendenziell ausweitendes Handelsbilanzdefizit.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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