Kommentar
10:20 Uhr, 21.08.2009

USA: Lage am Hypothekenmarkt weiterhin angespannt – Besserung ist aber in Sicht

1. Die gestern Nachmittag von der Mortgage Bankers Association (MBA) veröffentlichten Daten zu den Zahlungsrückständen und Zwangsvollstreckungen bei Hypothekenkrediten („Mortgage Delinquencies“) zeigen, dass der Hypothekenmarkt noch nicht über dem Berg ist, aber der Gipfel immerhin in Sichtweite ist. So hat sich der Anteil der Hypotheken mit Zahlungsrückständen (Delinquencies) im zweiten Quartal von 9,12 % auf 9,24 % deutlich weniger erhöht als in den Vorquartalen. Im Bereich der tatsächlichen Zwangsvollstreckungen ist die Aufwärtsdynamik dagegen noch ungebrochen: Der Anteil der tatsächlichen Zwangsvollstreckungen stieg von 3,85 % auf 4,30 %. Die Daten spiegeln die gesamtwirtschaftlichen Entwicklungen sehr gut wider: Zwar hat im zweiten Quartal die realwirtschaftliche Abwärtsdynamik abgenommen, aber die Volkswirtschaft ist in diesem Zeitraum weiter geschrumpft. Ähnlich wie schon im ersten Quartal 2009 dürfte die realwirtschaftliche Verlangsamung mit dem dazu gehörigen Anstieg der Arbeitslosigkeit der Hauptgrund für die gestiegenen Ausfallraten am Hypothekenmarkt im zweiten Quartal gewesen sein.

2. Die Anstiege der schwerwiegenden Zahlungsverzögerungen (d.h. länger als 90 Tage) haben sich auch im zweiten Quartal in allen Segmenten fortgesetzt. Weiterhin erweisen sich variabel verzinste Hypotheken als anfälliger für Zahlungsverzögerungen als fest verzinste. Im Prime-Segment betrugen die entsprechenden Anteile bei Hypotheken mit fester Verzinsung 3,52 % (nach 2,88 %) und mit variabler Verzinsung 15,08 % (nach 13,33 %). Im Subprime-Bereich wurden für feste Verzinsung ein Anteil von 17,13 % (nach 15,38 %) und für variable Verzinsung von 38,65 % (nach 36,46 %) bekannt gegeben.

3. Ist eine Entspannung in Sichtweite? Eine schwerwiegende Zahlungsverzögerung liegt dann vor, wenn die Verzögerung länger als 90 Tage beträgt oder der Prozess der Zwangsvollstreckung in Gang gesetzt worden ist. Die Daten vom MBA beinhalten auch Hinweise auf die Entwicklungen im Bereich der Zahlungsverzögerungen von 30, 60 und 90 Tagen. Diese stellen letztlich den Nährboden für weitere schwerwiegende Zahlungsverzögerungen dar. Die Anteile der Zahlungsverzögerungen in den Bereichen 30 und 60 Tage haben sich im Prime-Segment im Vergleich zum Vorquartal nicht weiter erhöht und im Subprime-Segment sogar erstmals seit dem zweiten Quartal 2008 verringert. Dies bedeutet nicht, dass der Anteil der schwerwiegenden Zahlungsverzögerungen im zweiten Quartal 2009 seinen Hochpunkt erreicht hat. Aber sehr starke Anstiege wie bislang, dürften in der zweiten Jahreshälfte wohl ausbleiben. Die Hoffnung auf eine Entspannung zum Jahresende hin gewinnt also an Substanz.

4. Was bedeuten die hohen Ausfallraten am Hypothekenmarkt für die weitere realwirtschaftliche Entwicklung? Die gestrigen Daten stehen im Einklang mit den Entwicklungen in nahezu allen Bereichen des Kreditgeschäfts. Bereits am Montag wurden von der Zentralbank Ausfallraten für Unternehmens-, Konsumenten- und Gewerbebaukredite für das zweite Quartal veröffentlicht, und auch diese stiegen durchweg deutlich gegenüber dem Vorquartal an. Das Problem dieser Kreditkrise war, dass hohe Ausfallraten bei Hypothekenkrediten zu einer Verknappung der Kreditvergabe der Banken geführt haben und diese Verknappung zu einer Beeinträchtigung der realwirtschaftlichen Entwicklung beitrug, was letztlich die Ausfallraten weiter ansteigen ließ. Diese Abwärtsspirale musste in den vergangenen Monaten durchbrochen werden. Derzeit sieht es danach aus, dass die Zentralbank und die Regierung diesen Durchbruch geschafft haben. Spätestens mit dem Stresstest für die Banken im Frühjahr dieses Jahres müsste der Mehrzahl der Geschäftsbanken das Risiko stark steigender Ausfallraten bekannt gewesen sein. Zumindest die Banken, die finanziell in der Lage waren, hinreichend Rückstellungen für die Kreditausfälle zu bilden, dürften von den Entwicklungen am Hypothekenmarkt wie auch an den weiteren Kreditmärkten nicht mehr überrascht worden sein. Die hohen Ausfallraten haben also ihren ökonomischen Schrecken etwas verloren, weil sie nicht mehr unerwartet stark ansteigen. Die gebildeten Rückstellungen binden zwar Eigenkapital der Banken und damit deren Möglichkeit, Kredite zu vergeben. Hierdurch wird insbesondere die Investitionstätigkeit der Unternehmen gebremst. Dies ist aber „nur“ ein Bremsklotz für den Aufschwung, also ein Belastungsfaktor, der letztlich nicht verhindert, dass es zu wirtschaftlichem Wachstum kommt. Dieser Belastungsfaktor wiegt vor allem in der zweiten Jahreshälfte 2009 besonders schwer, da nicht alle Banken im Frühjahr in der finanziellen Lage gewesen sind, hinreichend Rückstellungen zu bilden. Erkennbar ist dies daran, dass weiterhin wöchentlich Bankenpleiten gemeldet werden. Der Gesundungsprozess im Bankensystem und im Hypothekenmarkt dürfte noch weiter andauern und die wirtschaftliche Expansion dämpfen.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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