Kommentar
14:19 Uhr, 10.03.2004

USA: Kursentwicklung bleibt schwunglos

USA: Trotz positiver Gewinnmeldungen von Unternehmen blieb die Kursentwicklung an der US-Börse im Wochenverlauf schwunglos.

Nach Angaben des Arbeitsministeriums wurden im Februar 21.000 neue Stellen geschaffen. Das war deutlich weniger als die von Ökonomen vorhergesagten 125.000. Die Arbeitslosenquote lag unverändert bei 5,6%. An den Börsen löste die schwache Arbeitsmarktdynamik Nervosität aus, da befürchtet wurde, dass die angespannte Lage den privaten Konsum dämpfen könnte.

Der Konjunkturindex des Institute for Supply Management (ISM) für die Dienstleistungsbranche fiel im Februar, nachdem er im Vormonat ein Allzeithoch erreicht hatte. Wie das ISM mitteilte, verringerte sich das Wachstum im Dienstleistungssektor von 65,7 auf einen Indexwert von 60,8. Hintergrund war ein Rückgang der Aufträge. Wenngleich der Index weiter über der Marke von 50 lag, was Wachstum signalisiert, interpretierten Beobachter die negative Veränderung als Hinweis auf ein geringeres Beschäftigungswachstum. Aus einer anderen Pressemitteilung des ISM ging hervor, dass der Konjunkturindex für die Fertigungsbranche im Februar in der Nähe eines 20-Jahreshochs geblieben war. Zur Befriedigung der gestiegenen Nachfrage stellten die Industriebetriebe neue Mitarbeiter ein.

Der Chef des Disney-Konzerns, Michael Eisner, wurde vom Direktorium des Unternehmens von seinem Amt als Vorsitzender (Chairman) entbunden. Der Schritt erfolgte nach einer Kontroverse mit Aktionären, die Eisner strategische Fehler vorwarfen und ihn für die schwache Performance der Disney-Aktie verantwortlich machten. Eisner wird aber weiter den Posten des CEO (Konzernchef) bekleiden.

Der weltgrößte Chiphersteller Intel erwartet nach eigenen Angaben eine etwas schwächere Umsatzentwicklung als vorhergesagt. In einer Mitteilung des Unternehmens hieß es, die Erlöse würden trotz einer hohen Kundennachfrage nach Intels Produkten am unteren Ende der prognostizierten Spanne liegen. Der Computerbauer Dell kündigte den Rücktritt von Konzernchef Michael Dell an. Der Unternehmensgründer räumt seinen Platz für den bisherigen Präsidenten und CEO Kevin Rollins. Dell, der die Firma vor 20 Jahren mit einem Gründungskapital von nur 10.000 $ aufgebaut hatte, behält jedoch sein Amt als Chairman.

Die Kurse amerikanischer Staatsanleihen schwankten im Wochenverlauf. Die Marktteilnehmer blieben besorgt über die Lage auf dem Arbeitsmarkt und die Möglichkeit eines sinkenden Interesses japanischer Anleger an US-Wertpapieren.

Europa: Die europäischen Aktienmärkte beendeten die Woche im Plus, ungeachtet des negativen Effekts unerwartet schwacher Beschäftigungsdaten aus den USA, die am Freitag veröffentlichten wurden. Die Anleger hatten zunächst auf Signale einer Abschwächung des Euro gegenüber dem Dollar positiv reagiert, aber dann gab die US-Währung am Freitag deutlich nach, wodurch ein großer Teil dieser früheren Gewinne wieder verloren ging.

Die Zinsen blieben im Euroraum nach der monatlichen Sitzung der EZB unverändert bei 2 Prozent. Spitzenpolitiker wie Bundeskanzler Schröder und Frankreichs Premierminister Raffarin hatten die EZB gedrängt, die Zinsen herabzusetzen, um den Anstieg des Euro gegenüber dem Dollar zu bremsen und den Aufschwung zu stärken. Nach dem Treffen schien EZB-Präsident Jean-Claude Trichet jedoch signalisieren zu wollen, dass eine Zinssenkung nicht unmittelbar bevorstünde. Er bezeichnete das derzeitige Zinsniveau als "angemessen" zur Unterstützung der Konjunktur in Europa. Trotz des politischen Drucks im Vorfeld der turnusmäßigen Sitzung waren die meisten Beobachter davon ausgegangen, dass die EZB ihre abwartende Haltung beibehalten würde.

Im Wochenverlauf veröffentlichte Konjunkturdaten schienen darauf hinzudeuten, dass der Aufschwung in Europa an Schwung verliert. In Frankreich sank das Verbrauchervertrauen im Februar laut einer Befragung von 2.000 Haushalten. In Deutschland wies die amtliche Arbeitslosenstatistik im gleichen Monat eine ungünstige Entwicklung aus, was unerwartet kam; zugleich verschlechterte sich die Auftragslage in der Industrie im Januar zum ersten Mal seit acht Monaten. Unterdessen rutschte ein Reuters-Index, der das Geschäftsklima im europäischen Dienstleistungssektor misst, im Februar auf 56,2 (von 57,3 im Januar). Der Index blieb jedoch über der kritischen Marke von 50, die zwischen Auf- und Abschwung trennt.

Die Kurse von Staatsanleihen legten im Wochenverlauf zu, da enttäuschende Beschäftigungsdaten aus den USA das Vertrauen der Marktteilnehmer in den Aufschwung in Europa erschütterten.

Die Verbesserung der Finanzsituation der europäischen Telekommunikationskonzerne wurde deutlich, als Moody's Investor Service seine Bonitätsratings für Deutsche Telekom und France Telecom auf Baa2 (zweitniedrigste "Investment-Grade"- Einstufung) anhob. Die spanische Telefongesellschaft Telefonica führt nach eigenen Angaben Gespräche über eine mögliche Übernahme der Lateinamerika-Sparte des US-Rivalen BellSouth Corp. für einen Kaufpreis von 6 Mrd. $.

Der belgische Braukonzern Interbrew kündigte die einvernehmliche Fusion mit dem brasilianischen Getränkehersteller AmBev an. Das bei der 11,2-Mrd.-$ -Transaktion entstehende Unternehmen wird die Nummer zwei der Branche mit einem weltweiten Biermarktanteil von 14 Prozent sein.

Großbritannien: Der britische Aktienmarkt beendete die Woche mit einem leichten Plus. In guter Verfassung präsentierte sich vor allem der Rohstoffsektor - Hintergrund waren Übernahmespekulationen um British Gas. Auf ihrer monatlichen Sitzung ließ die Bank of England die Zinsen unverändert bei 4 Prozent.

Der FT Government All Stocks Index für britische Staatsanleihen (Gilts) tendierte im Wochenverlauf schwächer. Eine wachsende Kreditaufnahme der Verbraucher im Januar ließ weitere Zinserhöhungen denkbar erscheinen.

Das britische Pfund verlor gegenüber dem Dollar an Wert und setzte damit seinen Abwärtstrend fort, nachdem es kürzlich noch bei 1,90 $ notiert hatte. Gegenüber dem Euro blieb das Pfund jedoch vergleichsweise stark - die Gemeinschaftswährung notierte unter 0,67 £.

Nach Angaben des größten britischen Immobilienfinanzierers Halifax stiegen die Eigenheimpreise im Februar mit einer Jahresrate von 17,8 Prozent (Vormonat: 16,0 Prozent). Dagegen förderte die jüngste Umfrage des Chartered Institute of Purchasing and Supply unter Einkaufsleitern in der Industrie den größten Index-Rückgang seit Januar 2000 zutage.

Der Chef von Shell legte sein Amt nieder, nachdem der Konzern die Anleger zwei Monate zuvor mit dem Eingeständnis enttäuscht hatte, seine erwiesenen Öl- und Gasreserven um 20 Prozent zu hoch angesetzt zu haben. Shell ist momentan mit Ermittlungen der US-Börsenaufsicht konfrontiert. Die SEC will die Umstände aufklären, unter denen das Unternehmen im Januar seine bewusste Stellungnahme abgab.

HSBC meldete für das abgelaufene Jahr einen Vorsteuergewinn von 6,8 Mrd. £ - ein Drittel mehr als 2002. Verantwortlich für den Gewinnsprung waren in erster Linie Akquisitionen in Nordamerika. HSBC erzielte drei Viertel seiner Erlöse außerhalb Großbritanniens.

Japan: Der japanische Aktienmarkt tendierte während des größten Teils der Woche nach oben und kletterte auf den höchsten Stand seit 21 Monaten. Hintergrund war ein wachsender Konjunkturoptimismus.

Im Januar erhöhte die japanische Industrie ihre Produktion saisonbereinigt um 3,4 Prozent gegenüber Dezember, wie Tokio mitteilte. Es war die höchste Zuwachsrate seit vier Monaten. Weiteren Berichten zufolge wurden in Japan 70.000 neue Stellen geschaffen, und die Ausgaben der Haushalte abhängig Beschäftigter stiegen um 4,2 Prozent (erster Anstieg seit fünf Monaten).

Laut einer in der vergangenen Woche veröffentlichten Umfrage des japanischen Finanzministeriums für den Zeitraum Januar bis März war die Stimmung in Unternehmen mit einem Eigenkapital ab 1 Mrd. ¥ im zweiten Dreimonatszeitraum in Folge positiv. Der Punktwert lag allerdings etwas unter dem Vormonatsergebnis.

Standard & Poor's (S&P) erhöhte das Bonitätsrating von Canon auf AA. Die Rating-Agentur wies darauf hin, dass sich die finanzielle Performance des weltgrößten Herstellers von Fotokopierern dank seiner führenden globalen Marktstellung in wichtigen Produktbereichen weiter verbessert habe.

Japans erste Auktion inflationsindexierter Anleihen weckte Kaufinteresse bei Anlegern, die davon ausgingen, dass der seit 1998 andauernde Abwärtstrend bei den Verbraucherpreisen in den kommenden Jahren drehen werde. Die Emission mit einem Volumen von 100 Mrd. ¥ war nahezu fünffach (4,85) überzeichnet. Fälligkeitstermin der Papiere ist in zehn Jahren.

Südostasien: Die meisten größeren Aktienmärkte im asiatisch-pazifischen Raum beendeten die Woche in positivem Terrain. Erfreuliche Konjunkturdaten ermutigten die Anleger.

In Hongkong stiegen die Immobilienumsätze im Februar im fünften Monat in Folge. Der Gesamtwert der Umsätze von Wohnimmobilien, Fabriken, Bürogebäuden und Einzelhandelsgeschäften war fast 500 Prozent höher als im Februar 2003.

Südkoreas Außenhandelsüberschuss lag im Februar 45,9 Prozent über dem Vorjahresniveau. Es war die höchste Wachstumsrate seit 15 Jahren, bedingt durch einen sprunghaften Anstieg der Exporte. Bei den Halbleiterexporten wurde eine Zunahme um 76 Prozent registriert. Im gleichen Monat stiegen die Geschäftsklima-Indikatoren auf den höchsten Stand seit 17 Monaten.

Taiwans Weighted-Average-Index durchbrach zum ersten Mal seit September 2000 kurzzeitig die 7.000er-Marke. Unterdessen beendete der koreanische KOSPI-Index die Woche bei über 9.000 Punkten und damit auf dem höchsten Wochenendstand seit 22 Monaten.

Lateinamerika: Brasiliens Senat verabschiedete eine von zwei Gesetzesvorlagen, die Stromversorger stärker regulieren sollen. Es handelt sich um die erste gesetzgeberische Initiative, die Fortschritte macht, seit eine Untersuchung zur Wahlkampffinanzierung die Sorge geweckt hat, die wirtschaftspolitischen Vorhaben von Präsident da Silva könnten zum Stillstand kommen. "Lula" erließ außerdem ein zeitlich befristetes Dekret mit dem Ziel, die Mittel für die Immobilienfinanzierung um 1,4 Mrd. Real zu erhöhen. Dem Erlass zufolge müssen Banken Spareinlagen einsetzen, um Direktdarlehen für Neubauvorhaben zu gewähren.

Der brasilianische Brauereikonzern Bebidas das Americas (AmBev) hat nach eigenen Angaben sein Gewinnziel im vierten Quartal verfehlt. Das Unternehmen, das den Subkontinent von Argentinien bis Guatemala mit Bier beliefert, büßte in dem Zeitraum 11,6 Prozent an Umsatz ein. Gründe waren die schwache Wirtschaftslage, kühlere Witterungsverhältnisse als in normalen Jahren und die Absatzkampagne eines Konkurrenten.

In Chile sank die Jahresrate der Inflation zum ersten Mal seit 1939 auf null. Nach der starken Aufwertung der Landeswährung im vergangenen Jahr, durch die importierte Waren billiger wurden, senkten die Unternehmen ihre Preise. Die Verbraucherpreise lagen im Februar auf dem gleichen Niveau wie im Januar - nach Rückgängen in den vier vorangegangenen Monaten. Gegenüber Februar 2003 wurde ebenfalls keine Veränderung registriert.

Argentiniens Parlament verabschiedete ein Arbeitsmarktgesetz, dass den Gewerkschaften mehr Macht gibt und es für Unternehmen teurer macht, Mitarbeiter nach dem Prinzip "hire and fire" je nach Bedarf einzustellen und wieder auf die Straße zu setzen. Das neue Gesetz schreibt höhere Abfindungszahlungen vor und hebt damit eine Regelung aus dem Jahr 2000 auf.

AUSBLICK:

Die Anleger werden wachsam bleiben und nach weiteren Anzeichen für ein mögliches Stocken des globalen Wirtschaftsaufschwungs suchen

Quelle: Fidelity

Die US-Investmentgesellschaft Fidelity wurde 1946 gegründet und ist mit einem verwalteten Vermögen von rund 1.000 Mrd. US-Dollar das größte unabhängige Fondsmanagement-Unternehmen der Welt. Es beschäftigt insgesamt 31.595 Mitarbeiter und stellt privaten und institutionellen Anlegern Investmentprodukte und -dienstleistungen zur Verfügung.

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