Kommentar
13:35 Uhr, 06.09.2011

USA: Konjunkturdaten belasten Kurse

Die Konjunkturdaten in den USA sind erneut schwach ausgefallen. Nach freundlichem Wochenstart gaben die US-Aktienmärkte im Anschluss an enttäuschende Arbeitsmarktdaten ihre Gewinne wieder ab. In Europa setzte sich die leichte Kurserholung fort. Der konjunktursensible DAX konnte davon jedoch nicht profitieren. Die Zinssenkung der brasilianischen Notenbank beflügelt indes den heimischen Aktienmarkt.

USA: Konjunkturdaten belasten Kurse

Die US-Konjunkturdaten sind in der vergangenen Woche erneut schwach ausgefallen. So bestätigte die Umfrage des Conference Board den Einbruch des Verbrauchervertrauens. Der Index knickte auf 44,5 Punkte ein und verschlechterte sich damit deutlich gegenüber dem Juli-Wert von 59,5 Punkten. Bereits zuvor hatte der Konsumindikator der Universität von Michigan eine eingetrübte Stimmung unter den US-Verbrauchern angezeigt. Einen zwischenzeitlichen Lichtblick stellte hingegen der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe dar. Entgegen der Markterwartung konnte sich der vom Institute for Supply Management (ISM) ermittelte Wert mit 50,6 Punkten über der Expansionsschwelle von 50 Punkten halten. Die Hoffnung auf konjunkturellen Rückenwind für die Wall Street zerschlug sich jedoch mit der Veröffentlichung der US-Arbeitsmarktdaten am vergangenen Freitag. Während der private Sektor einen geringen Zuwachs von 17.000 Arbeitsplätzen generieren konnte, fielen auf staatlicher Seite ebenso viele Stellen weg. Im Ergebnis konnte im August kein Beschäftigungsaufbau erreicht werden.

Die US-Börsen reagierten mit Kursabschlägen auf die Nachrichten zum Arbeitsmarkt und beendeten die Handelswoche nahezu unverändert, nachdem zu Wochenbeginn noch steigende Notierungen zu beobachten waren. Der Dow Jones Industrial Average sank gegenüber der Vorwoche um 0,4 Prozent. Größter Gewinner war Microsoft mit einem Kursplus von 2,2 Prozent. Hingegen konnte Exxon Mobil von der Ankündigung einer Zusammenarbeit mit der russischen Rosneft nicht profitieren. Die beiden Energiekonzerne wollen künftig gemeinsam Öl- und Gasvorkommen in der Arktis erschließen. Zuvor war eine ähnliche Übereinkunft zwischen Rosneft und der britischen BP gescheitert. Aktien von Exxon Mobil verloren im Wochenvergleich knapp 0,7 Prozent. Größter Verlierer im Dow Jones Industrial Average war das Papier der Bank of America (BofA). Gemeinsam mit 16 anderen Kreditinstituten sieht sich die BofA mit Klagen wegen umstrittener US-Hypotheken konfrontiert. Die Aufsichtsbehörde Federal Housing Finance Agency (FHFA) wirft den Banken vor, die Qualität von gebündelten Krediten falsch dargestellt zu haben. Die BofA-Aktie gab um 6,6 Prozent nach.

Europa: Kurserholung geht am DAX vorbei

Trotz der Konjunkturverlangsamung und der ungelösten Schuldenkrise in der Euro-Peripherie konnten die europäischen Aktienmärkte in der vergangenen Woche Kurserholungen verzeichnen. Der EURO STOXX 50 legte um 1,4 Prozent zu. Besonders stark kletterten Energiewerte wie die französische GDF Suez (+7,1 Prozent) oder die italienische Eni (+4,8 Prozent). Grund für die Anstiege war der sich abzeichnende Sieg der libyschen Rebellen. Beiden Konzernen werden nach dem Ende des Bürgerkriegs gute Chancen im libyschen Ölmarkt nachgesagt. Ungeachtet der Debatten um den Kapitalbedarf europäischer Banken notierten auch Finanztitel fester. Zuletzt hatten sowohl die IWF-Chefin Lagarde als auch die Aufsichtsbehörde European Banking Authority (EBA) den Bankensektor zur Verbesserung seiner Eigenkapitalsituation aufgefordert. Dennoch erhöhte sich der STOXX Europe Financials um 3,5 Prozent.

Mit Blick auf die nationalen Leitindizes konnte vor allem die portugiesische Börse zulegen. Der PSI 20 stieg um 5,2 Prozent. In Spanien erhöhte sich der IBEX 35 um knapp 3,6 Prozent. Beide Länder hatten in der Vorwoche die Einführung einer Schuldenbremse nach deutschem Vorbild angekündigt. Hingegen konnte sich der DAX kaum verbessern und schloss nahezu unverändert. Grund waren primär die wachsenden Konjunktursorgen. Die exportlastige deutsche Wirtschaft gilt als besonders konjunkturempfindlich. Bester Wert im deutschen Leitindex war die Aktie des Walldorfer Softwarekonzern SAP mit einem Plus von 7,6 Prozent. Das Papier der Allianz verlor hingegen deutlich und beendete die Handelswoche mit einem Verlust von 4,3 Prozent. Nachdem die Renditen für deutsche Staatsanleihen zuletzt gesunken waren litt die Aktie unter Sorgen um die Gewinnentwicklung im Geschäft mit Lebensversicherungen.

Brasilien: Leitzinssenkung beflügelt Notierungen

Die Börsen in den aufstrebenden Volkswirtschaften konnten in der vergangenen Woche per saldo Kurssteigerungen verbuchen. Der MSCI Emerging Markets verbesserte sich um 4,4 Prozent. Besonders hoch fiel der Zuwachs in Brasilien aus, wo der BOVESPA Index um knapp sechs Prozent anstieg. Damit hat der brasilianische Leitindex seit den starken Kursverlusten von Anfang August rund 17 Prozent aufgeholt. Grund für den Anstieg ist unter anderem die Zinspolitik der Banco Central do Brasil. Aus Sorge um die Konjunktur haben die Notenbanker erstmals seit Juli 2009 den Leitzins von 12,5 Prozent auf nunmehr 12,0 Prozent gesenkt. Der Schritt kam unerwartet, da die brasilianische Teuerung im August bei 7,1 Prozent lag. Nach 7,5 Prozent im Vorjahr geht die Zentralbank für 2011 von einem Wirtschaftswachstum von 3,9 Prozent aus.

Ausblick

Eine spannende Woche liegt vor uns. In einer Reihe von Ländern werden Zinsentscheidungen erwartet. Die Frage lautet, ob die Notenbanken vor dem Hintergrund der konjunkturellen Eintrübung Spielräume für Zinssenkungen oder geldpolitische Lockerungen sehen. Am Mittwoch entscheidet zudem das deutsche Bundesverfassungsgericht über die Rechtmäßigkeit der Griechenland-Hilfe.

Quelle: Union Investment

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