Kommentar
11:16 Uhr, 25.05.2011

USA: Konjunktur verliert an Dynamik

In den USA deuten die aktuellen Makro-Zahlen auf eine Abschwächung der Wachstumsdynamik hin. Nachdem im Rahmen der Berichtssaison die Ergebnisse zuletzt gemischt ausfielen, beendeten die US-Aktienmärkte die Handelswoche im Minus. Auch in Europa tendierten die Indizes schwächer. Der erfolgreiche Börsengang von LinkedIn nährt derweil die Furcht vor einer erneuten Internet-Blase an der Börse.

USA: Konjunktur verliert an Dynamik

In den USA deuten die jüngsten Konjunkturzahlen auf eine Abschwächung der Wachstumsdynamik hin. Mit dem Empire State Manufacturing und dem Philly-Fed-Index gingen zwei wichtige Frühindikatoren im Mai deutlich zurück. Darüber hinaus bleibt die Lage auf dem Immobilienmarkt schwierig. Im April entwickelte sich sowohl die Anzahl der erteilten Baugenehmigungen als auch der Baubeginne rückläufig. Zudem wurden weniger bestehende Häuser als im Vormonat veräußert. In den USA ist die Zahl der Eigenheimbesitzer relativ groß, sodass der Häusermarkt eine wichtige Rolle bei der Entwicklung des Konsums spielt. Außerdem war der private Immobiliensektor vor Ausbruch der Finanzkrise für rund vier bis fünf Prozent der US-Wirtschaftsleistung verantwortlich. Eine Verbesserung gegenüber dem jetzigen Niveau von etwas mehr als zwei Prozent könnte der Wirtschaft daher weitere Impulse verleihen.

Die Berichtssaison nähert sich derweil ihrem Ende. In der vergangenen Woche standen vor allem IT-Unternehmen im Mittelpunkt des Geschehens. Dabei fielen die Ergebnisse gemischt aus. So konnte etwa der Computerhersteller Dell den Quartalsgewinn verdreifachen. Rückgänge im Geschäft mit privaten PCs wurden durch Steigerungen bei Firmenkunden mehr als ausgeglichen. Auch für den Rest des Jahres zeigte sich Dell optimistisch und erhöhte die Prognose. Ganz anders hingegen der Rivale Hewlett-Packard (HP). Das Unternehmen musste die Bilanzvorlage vorverlegen, nachdem ein internes Vorstandsschreiben an die Mitarbeiter an die Öffentlichkeit gelangt war. Inhalt der E-Mail: HP muss sich auf schwierige Zeiten einstellen. Bestätigt wurde diese Einschätzung durch das Quartalsergebnis. Zwar konnte HP den Gewinn leicht steigern, leidet aber unter der Zurückhaltung bei Privatkunden. Bereits zum zweiten Mal wurde daher die Prognose für 2011 gesenkt. Die Aktie verlor im Wochenvergleich knapp elf Prozent.

Vor dem Hintergrund eingetrübter Konjunkturaussichten und nachlassender Impulse von der Unternehmensseite tendierten die US-Aktienmärkte leicht schwächer. So beendete der marktbreite S&P 500 die Handelswoche mit einem Minus von 0,3 Prozent.

Europa: Börsengänge und Kapitalerhöhungen

In der vergangenen Woche zeigten sich die europäischen Aktienmärkte von makroökonomischen Faktoren belastet. Der EURO STOXX 50 notierte gegenüber der Vorwoche um 1,4 Prozent leichter. Vergleichsweise gut konnten sich dabei die Bereiche Öl- und Gasförderung behaupten, die von den anhaltend hohen Rohstoffpreisen profitieren konnten. Unterstrichen wurde das positive Umfeld für Rohstoffaktien durch den Börsengang von Glencore. Das Unternehmen teilte mit, dass die angebotenen Aktien zu einem Preis von je 5,30 Britischen Pfund platziert werden konnten. Dabei sei die Emission mehrfach überzeichnet gewesen. Insgesamt flossen dem Schweizer Rohstoffhändler rund zehn Mrd. US-Dollar zu. Einschließlich der von den Altaktionären gehaltenen Anteile beläuft sich die Marktkapitalisierung auf knapp 60 Mrd. US-Dollar. Es handelt sich damit um den bislang größten Börsengang des Jahres in Europa. Die Aktie soll ab Dienstag in London und Hong Kong in den Handel einbezogen werden. Voraussichtlich wird Glencore aufgrund seiner Größe direkt im Anschluss an den ersten Handelstag in den britischen Leitindex FTSE 100 aufgenommen.

Auch die Commerzbank will sich frisches Kapital besorgen. Das Kreditinstitut plant durch die Ausgabe neuer Aktien einen Erlös von 5,3 Mrd. Euro zu erzielen. Bei einem Ausgabepreis von 2,18 Euro je Anteilsschein wird ein Rabatt von 45 Prozent auf den Schlusskurs vom vergangenen Freitag gewährt. Bereits im April hatte die Bank ihr Kapital um 5,7 Mrd. Euro erhöht. Ziel der Transaktionen ist die Rückzahlung der im Rahmen der Finanzkrise gewährten stillen Einlage der Bundesregierung.

Internet-Aktien: Nächste Blase im Anmarsch?

Am vergangenen Donnerstag hat LinkedIn einen fulminanten Börsenstart hingelegt: Nachdem der Ausgabepreis für die Aktien des Neulings bei 45 US-Dollar gelegen hatte, schoss der Kurs am ersten Handelstag um 140 Prozent nach oben und pendelte sich schließlich bei 100 US-Dollar ein. Damit belief sich die Marktkapitalisierung des Online-Netzwerk-Betreibers (und XING-Rivalen) zwischen-zeitlich auf 9 Mrd. US-Dollar - bei einem Umsatz von 243 Mio. US-Dollar. Soziale Netzwerke stehen bei Anlegern hoch im Kurs, da sie Zugriff auf eine wachsende Zahl von Nutzern haben und ihre Bedeutung für die Kommunikation stetig zunimmt. Zudem sind sie oftmals - wie LinkedIn - bei ihren Börsengängen bereits profitabel. Kritiker fürchten dennoch eine Neuauflage der Dotcom-Blase. Ob sich das Phänomen tatsächlich wiederholt, wird in den kommenden Monaten zu beobachten sein: Mit Facebook, Twitter, Groupon stehen bereits weitere Unternehmen der Generation Web 2.0 in den Startlöchern für einen Börsengang.

Ausblick

In der laufenden Woche stehen in Europa Daten zu Wachstum und Inflation im Mittelpunkt. Vor allem der EU-weite Einkaufsmanagerindex ist hierbei von Interesse. Zudem macht die EZB Angaben zur Geldmenge und zur Kreditvergabe. In Deutschland wird der ifo-Geschäftsklima-Index sowie die Höhe der Verbraucherpreise gespannt erwartet. Beobachter rechnen mit einer moderaten Abkühlung des Geschäftsklimas (insbesondere bei den Erwartungen) und einem leichten Preisanstieg.

Quelle: Union Investment

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